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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Bibliothek kommen.« Als er hinausging, fügte er mit einer Spur von Humor, die sie beide überraschte, noch hinzu: »Sie hat wirklich eine teuflische Fähigkeit, im falschen Augenblick am falschen Ort zu erscheinen.«
    »Das mag schon sein. Vielleicht aber auch nicht«, meinte Samuel, während er aus dem Bett stieg. Vielleicht war sie diesmal im richtigen Augenblick am richtigen Ort erschienen.
    Hugo ging zurück in die Bibliothek und schloß die Tür. Er setzte sich in den spröden, ledernen Ohrensessel neben den leeren Kamin und starrte blicklos in das langsam zunehmende Licht im Zimmer, während er darauf wartete, daß der lange, langsame Abstieg in die Hölle begann.

KAPITEL 9
    Chloe legte sich nicht wieder ins Bett. Sie setzte sich auf die Fensterbank und sah zu, wie die Sonne aufging. Falstaff plusterte mit dem Stolz eines Pfaus seine Federn auf, und Beatrice kletterte aus der Hutschachtel, gähnte, streckte sich, machte einen Katzenbuckel und ging vielsagend zur Tür. Chloe ließ sie hinaus. Die Katze kannte inzwischen schon den Weg.
    Chloe erforschte ihre Gefühle mit einer beinah distanzierten Neugier. Sie stellte fest, daß sie nicht mehr verletzt oder verwirrt war, sondern nur noch ärgerlich. Eigentlich ging es sie ja nichts an, wen ihr Vormund mit ins Bett nahm, doch das machte es auch nicht besser. Er hatte sie aus seiner Gegenwart verbannt und sie durch eine fette Hure ersetzt! War ja möglich, daß sie eine freundliche, fette Hure war, aber immerhin eine Hure. Von jetzt an würde sie mit Sir Hugo Lattimer nichts mehr zu tun haben außer den absoluten Notwendigkeiten im Zusammenhang mit seiner Vormundschaft. Sie war schon genug verletzt und gedemütigt worden, und je schneller sie aus diesem Haus verschwand, desto besser würde es für alle sein. Die einzige Frage war nur: Wohin sollte sie gehen?
    Und dann fiel ihr wieder Miss Anstey ein. Warum sollte sie nicht mit Miss Anstey zusammenwohnen? Vermutlich würde sie ihr mit ihrem Vermögen genausogut ihr Gehalt als Gesellschafterin bezahlen können wie Lady Colshot. Also würde sie erst Miss Anstey schreiben und im Falle einer zustimmenden Antwort ihrem Vormund den ganzen Plan vorlegen. Er hatte ja unmißverständlich klargemacht, wie gern er sie loswerden wollte, deshalb würde er sicher einverstanden sein. Aber sie mußte darauf bestehen, sich in London niederzulassen.
    Nach diesem Entschluß ging Chloe in die Küche hinunter und holte sich einen Krug mit heißem Wasser. Die Tür zur Bibliothek war geschlossen, trotzdem streckte sie ihr mit einer kindischen Geste die Zunge heraus und fühlte sich gleich etwas wohler.
    »Sie wollen wohl Ihr Frühstück«, bemerkte Samuel, als sie in die Küche kam.
    Da er inzwischen voll eingeweiht war, warf er ihr einen prüfenden Blick zu, um einschätzen zu können, wie sie sich fühlte. Die bleierne Schwere der vergangenen Tage schien vorüber zu sein, auch wenn das Leuchten in ihren Augen nicht besonders fröhlich wirkte.
    »Ich möchte furchtbar gern baden«, sagte Chloe und war selbst überrascht angesichts dieser Erkenntnis. Sie strich sich mit den Händen durchs Haar. »Und die Haare möchte ich mir auch waschen.«
    »So lange Sie nichts gegen die Küche als Badezimmer einzuwenden haben«, sagte Samuel. »Ich habe nämlich keine besondere Lust, volle Eimer die Treppen hinaufzutragen. Irgendwo in der Spülküche ist eine Wanne.« Er ging zu dem kleinen Raum hinter der Küche, kam mit einer Sitzwanne aus Blech zurück und stellte sie vor das Kamingitter. »Ich schätze, wir brauchen einen Wandschirm oder so was.«
    »In der Bibliothek ist doch ein Funkenschutzschirm«, sagte Chloe und ging zur Tür.
    »Ich hole ihn, Miss. Sie sollten nicht dort hineingehen, verstanden?« Der scharfe Klang seiner Stimme bremste sie.
    »Ich habe ihn schon öfter betrunken gesehen«, sagte sie scharf. »Und mehr als nur das.«
    »Ich weiß«, sagte Samuel, »aber was jetzt da drinnen stattfindet, ist eine Sache zwischen Sir Hugo und seinem eigenen Ich. Wenn Sie auch nur einen Finger auf die Türklinke legen, müssen Sie sich bei mir dafür verantworten.«
    Chloe blinzelte angesichts dieser wilden Drohung von dem sonst so gemächlichen Samuel. »Was macht er denn jetzt?«
    »Das geht Sie gar nichts an, kümmern Sie sich nicht weiter darum.« Er stampfte zur Tür. »Ich sorge sofort für Ihr Bad.«
    Chloe setzte sich an den Tisch und brach sich nachdenklich ein Stück Brotkruste ab. Was war denn jetzt los?
    Samuel ging leise in die

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