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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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vernünftige Antwort zu geben. Nachdem er bezahlt hatte, schob er sie in der üblichen Weise, die Hand zwischen ihren Schulterblättern, nach draußen und hob sie dann auf ihre Stute.
    »Mach kein so untröstliches Gesicht, Mädel«, sagte er mit einem plötzlichen Lächeln. »Ich bin kein Menschenfresser, und wir werden ganz bestimmt von jetzt an gut miteinander auskommen. Und wenn du das Pferd behalten möchtest, werde ich Jasper Geld schicken.« Er schmunzelte. »Ich wette, daß wird ihn ganz schön aufbringen.«
    Sein Mündel war zu eingeschüchtert, um mehr als nur ein kleines Lächeln aufzubringen, als sie sich vorstellte, wie ihr Bruder wohl auf diesen neuen Zug reagieren würde. Es war eine Sache, den witzigen, wenig förmlichen Hugo zu verführen, den sie nach wiedererlangter Nüchternheit erwartete hatte, und eine ganz andere, den gleichen Plan auf diesen ernsten, gefaßten Mann anzuwenden, der Hugo geworden war.
    Sie ritten aus der Stadt und begegneten unterwegs Samuel. »Gott sei Dank, daß Sie in Sicherheit sind«, sagte er mit immer noch besorgter Miene. Er wendete sein Pferd und ritt neben Hugo her. »Auf der Straße nach Edgecombe hatte niemand die Miss mit einem jungen Mann gesehen, also bin ich umgekehrt. Aber diese Mengen von Leuten auf der Straße waren ganz schön lästig. Ich konnte kaum durchkommen. Was zum Teufel ist denn in der Stadt eigentlich los?«
    Hugo erklärte es ihm. »Und Chloe war mittendrin«, schloß er.
    Samuel warf ihr einen scharfen Blick zu und bemerkte, wie blaß sie war. »Sie sind doch nicht verletzt?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es war schrecklich, Samuel. Sie sind einfach mit ihren Degen auf die Leute losgegangen.«
    »Verdammte Polizei«, murmelte Samuel. »Man kann sich kaum vorstellen, daß sie so etwas mit Ihresgleichen machen würden.«
    »Nein«, stimmte Chloe zu. »Genausowenig, wie man vermuten würde, daß mein eigener Bruder mich entführen will und dann zwingen, Crispin zu heiraten. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wie er mich zwingen könnte, Crispin zu heiraten.«
    Hugo sah Jasper vor sich, wie er in der Krypta gewesen war... Jasper, der eine sich nur schwach wehrende junge Frau überwäl-tigt, deren Augen von Drogen und Alkohol starr wirken; Jasper, der seine Hand erhebt gegen eine verschreckte Dienstmagd, die das Pech hatte, einen Teller direkt vor seinen Füßen fallen zu lassen; Jasper, der mit einer Hundepeitsche auf einen Jagdhund losgeht, der ihn geärgert hat. Keine Bilder, die er seinem Mündel gern mitteilen wollte.
    Chloe schauderte wieder angesichts seines Gesichtsausdrucks. Sie erinnerte sich, ihn schon einmal so gesehen zu haben - eine Maske des Zorns und des Vorwurfs, wie geschnitzt, seine Augen, die direkt in die Hölle zu blicken schienen.
    Und dann entspannten sich seine Züge. Er schüttelte kurz den Kopf. Er hatte sich in den schrecklichen Stunden in der Bibliothek mit seinen Erinnerungen arrangiert, und wenn sie ihn auch nie verlassen würden, so hatte ihre Macht doch deutlich nachgelassen.
    »Die Gelegenheit wird er nicht bekommen, Chloe«, erklärte er. »Von jetzt an wirst du immer innerhalb der Sichtweite des Hauses bleiben, außer wenn du mit Samuel oder mir zusammen bist... und wenn ich dich anbinden muß.«
    Chloe widersprach ihm nicht. Abgesehen von der Tatsache, daß sie mehr, als sie zugeben wollte, entsetzt war von den rücksichtslosen Machenschaften ihres Bruders, kam es ihren Plänen durchaus entgegen, in Hugos Nähe zu bleiben. Wenn sie erst einmal seine Gewissensbisse beschwichtigt hatte, würde sie auch ihren Plan mit London weiterentwickeln können, der ihnen sicher beiden nur Vorteile bringen würde. Hugo vertat sein Leben in seinem vernachlässigten Haus im einsamen Moorland, und wenn er selbst nichts dagegen unternehmen wollte, sich eine solch bedeutungslose, trostlose Existenz zu ersparen, dann würde sie das eben für ihn tun müssen.
    Eine Idee tauchte auf und durchdrang fröhlich die unangenehmen Erinnerungen an den heutigen Tag. »Ich frage mich, ob die Frau, die du vor ein paar Tagen in der Bibliothek bei dir hattest, wohl auch in der Menge war«, meinte sie vertraulich. »Ich hoffe, sie ist nicht verletzt worden. Sie schien wirklich nett zu sein.«
    Hugo holte tief Atem. Sie warf ihm einen schalkhaften Blick zu, und ein kleines, spöttisches Lächeln spielte um ihren Mund.
    Seine Welt drohte, umzukippen. Entschlossen richtete er sich wieder gerade. Er sah sie böse an und sagte warnend:

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