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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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fest, dass Shaunagh von nebenan mit ihrem Kinderwagen sowie die alte Schachtel mit dem stechenden Blick, Janelle Boxer aus Nummer zehn, auf dem unkrautbewachsenen Grünstreifen stehen. Sie machen begeisterte Gesichter. Amber kümmert es nicht.
    » Ich will, dass du dieses Haus verlässt, Victor Cantrell«, schreit sie. » Verlass mein Haus!«
    Dann dreht sie sich zu den beiden Frauen um und knurrt wütend: » Was glotzt ihr denn so?«

KAPITEL 29
    » Luke, bitte! Stell einfach den Ton ab.«
    » Ich brauche den Ton aber«, sagt Luke. » Sonst weiß ich nicht, ob ein Troll kommt.«
    » Du hast dieses Spiel doch schon tausendmal gespielt«, meint Kirsty. » Daran solltest du dich allmählich erinnern können.«
    Der Lärm treibt sie zum Wahnsinn. Wie winzige Brandpfeile attackiert das Piepsen und Dröhnen ihr Gehör. Im Verbund mit dem blechernen Geklingel von JLS aus Sophies Kopfhörern und Jims ständigem Räuspern fühlt sie sich von allen Seiten unter Beschuss. Ihre Schulter ist an der Stelle, wo sie sich gezerrt hat, steif, und ein Bluterguss auf der Rückseite ihres Schenkels macht das Sitzen unbequem, erst recht, wenn sie sich bewegt. Ganz zu schweigen von der schleichenden Angst vor einem Abgabetermin und einer vergessenen Rechnung für die Autoversicherung.
    Luke hebt den Blick nicht vom Bildschirm. » Lass mich bloß das noch fertig…«, sagt er und reißt die Arme hoch, als hinter einer Säule ein Zwerg hervorhüpft und ein Fläschchen Gift lupft. » Maaaaannn, Mama!«, meinte er. » Jetzt schau mal, was du angerichtet hast!«
    » Geh rauf und spiel dort«, ordnet sie an. Und wünscht sich zum millionsten Mal, zu jener Sorte von Eltern zu gehören, die ihre Kinder dazu verdonnern, sich ein Zimmer zu teilen, um Platz für ein Büro zu gewinnen. So kommt sie sich vor wie ein Teenager bei den Hausaufgaben. Kein Mensch würde glauben, dass ich hier die Ernährerin der Familie bin. Und die Einzige, die kein eigenes Zimmer hat. Selbst Jim hat seinen Schuppen, verdammt noch mal.
    » Eine Minute«, sagt Luke.
    » Jetzt. Ich arbeite.«
    » Ich bin nicht dran schuld, dass du deine Arbeit nicht pünktlich erledigt kriegst«, gibt Luke zurück. Springt aus seinem Sitz hoch und boxt in die Luft. » Jaaaaaaaaaa!«
    Kirsty knallt den Deckel des Laptops zu. » Luke«, schreit sie.
    » Okay, okay«, sagt er und drückt demonstrativ für sie auf den Lautstärkeknopf. » Kein Grund, so ein Theater zu machen.«
    Er setzt sich wieder hin und kauert sich über seinen Bildschirm. Kirsty holt tief Luft, zählt bis zehn und lässt es auf sich beruhen. Klappt ihren Computer wieder auf und starrt auf die erbärmliche Ansammlung von Sätzen, die sie seit heute früh um neun zustande gebracht hat. Sie kann sich nicht daran erinnern, schon einmal solche Schwierigkeiten auf der Suche nach den richtigen Worten gehabt zu haben. Sie kann sich allerdings auch nicht daran erinnern, schon einmal dermaßen unter Druck gestanden zu haben.
    Jim ist den ganzen Tag über schon still und demütig, geht ihr gezielt aus dem Weg und bringt ihr stündlich einen Kaffee. Das alles macht es für sie nur noch schlimmer. Ich darf es ihm nicht übel nehmen. Es ist nicht seine Schuld. Er versucht doch bei Gott wirklich alles. Aber kann er nicht einfach in diesem verdammten Schuppen herumhocken und mir einfach ein bisschen Raum lassen?
    Ich mache das alles nur für diese Familie, und sie haben keinen blassen Schimmer. Aber warum, zum Teufel, bin ich dageblieben? Ich hätte nicht in diesen bescheuerten Club gehen müssen. Sondern früher heimkommen und meine Fantasie zum Einsatz bringen sollen, statt mich wegen eines verdammten Schinderhonorars zu Tode erschrecken zu lassen.
    Sie ist noch mal glimpflich davongekommen bei ihrem Erlebnis, aber das hilft ihr nicht, sich zu beruhigen. Die jungen Männer von dem Junggesellenabschied hatten sofort die Gasse durchkämmt, aber ihr Angreifer war längst geflüchtet und der Inhalt ihrer Tasche auf dem Asphalt verstreut. Ihr Handy, ihre Notizblöcke, den MP 3-Player und all die anderen Requisiten ihres Alltags hatte sie also noch. Dass die Beweggründe dieses Kerls eindeutig nicht Raub gewesen waren, daran mag sie im Moment lieber nicht denken. Sie hat es Jim nicht erzählt. Niemandem. Auf keinen Fall wollte sie ihren Abgabetermin dadurch verpassen, dass man ihr bei der Polizei eine Nummer verpasst und erklärt, sie solle sich hinten anstellen.
    Sie liest noch einmal, was sie geschrieben hat, bewegt unruhig den Cursor auf

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