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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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gemacht.
    Sie liest weiter.
    Die Reinigungskraft, Frau des Strandwürgers Victor Cantrell, brachte ihrem Mann gestern früh eine Tasche mit Kleinigkeiten ins Polizeirevier und blieb einige Zeit für eine vertrauliche Unterredung bei ihm, bevor sie wieder herauskam. Anschließend spazierte sie quer durch die Stadt, um den Tag erstaunlicherweise im Funnland-Vergnügungspark am Strand zu verbringen. Die Familien, die dort ahnungslos Achterbahn fuhren, wären sicher schockiert gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass sich eine so berüchtigte Person unter ihnen befindet.
    Sie arbeitet da, denkt Kirsty. Meine Güte, sie arbeitet da. Und ihr wisst es. Ihr alle. Ihr habt alle Auflage mit ihr gemacht, als sie vor zehn Tagen die Leiche dort fand.
    Cantrell erwarten Anklagen wegen einer Mordserie in der Stadt. Gordon jedoch scheint sich dessen auch weiterhin nicht bewusst zu sein. Weiter auf Seite 5
    Kirsty schlägt die Zeitung auf und stößt auf den Rest des Artikels, illustriert mit einer schon älteren gemeinsamen Aufnahme von Amber und Victor am Strand. Dort geht es weiter:
    Dies sagte eine Nachbarin, Shaunagh Betts, 21. » Merkwürdig, eigentlich sollte man denken, sie hätte ein bisschen Schamgefühl. Aber sie war immer schon komisch, eine Wichtigtuerin, die sich dauernd in die Angelegenheiten anderer Leute eingemischt hat, als würde sie sich für was Besseres halten. Aber so, wie sie einfach weitermacht, könnte man glatt denken, sie sei vollkommen unschuldig.« Ihre kleine Tochter Tiffany, 2, festhaltend, fuhr sie fort: » Ich an ihrer Stelle würde mich ja auf Knien bei sämtlichen Leuten hier entschuldigen. Aber sie tut grade so, als hätte sie nichts falsch gemacht. Ich kann nicht fassen, dass ich meine Kinder die ganze Zeit Tür an Tür mit solchen Leuten großgezogen habe. Was, wenn etwas passiert wäre? Das hätte ich mir nie verziehen.«
    Eine weitere Nachbarin, Janelle Boxer, 67, erklärte: » Sie hat ihn immer richtig schlecht behandelt. Die meiste Zeit sind sie für sich geblieben, nur manchmal hat man gehört, wie sie ihn runtergeputzt hat, ihn regelrecht schlecht gemacht hat. Erst gestern wieder, direkt draußen im Garten, wo jeder es hören konnte. Schwer zu glauben, dass sie nichts gewusst hat. Sie muss doch was gemerkt haben. Ein paar von den Mädchen haben sich gewehrt, da muss er doch Kratzer oder so gehabt haben. Ich weiß, niemand will glauben, dass er mit einem Ungeheuer zusammenlebt, aber das kann doch nicht alles gewesen sein.«
    Cantrell wird morgen vor dem Amtsgericht von Whitmouth erwartet, wo er des Mordes an Nicole Ponsonby, Keisha Brown, Hannah Hardy und Stacey Plummer angeklagt wird, außerdem des versuchten Mordes Freitagnacht an einer jungen Frau – deren Identität wir aus Sorge um ihre Genesung schützen. Die Leichen der Frauen wurden an verschiedenen Stellen in der Umgebung des Vergnügungsparks der Südküste gefunden, herzlos weggeworfen, nachdem sie überfallen und vergewaltigt worden waren.
    Gordon (hier mit Cantrell beim Grillen am Strand zu Beginn des Sommers) zeigt sich unterdessen reuelos. » Ich habe nichts getan«, teilte sie unserem Reporter gestern mit. » Warum können Sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
    Halbfett unter dem Artikel der Hinweis auf einen weiteren: » Meine Nächte im Bett des Würgers: Mittelseiten«.
    Kirsty starrt das Foto an und erkennt Victor Cantrell als den Mann, der sie in jener Nacht im DanceAttack zunächst gerettet und dann beleidigt hat. Mein Gott, denkt sie. War er das die ganze Zeit? Habe ich in der Trib den Rattenmann angeschwärzt, während ich in Wirklichkeit vom wahren Täter verfolgt wurde?
    Sie fühlt sich elend, schämt sich für ihre Kollegen und ihr Talent, Worte so einzusetzen, dass sie eine Situation in jedem ihnen genehmen Licht erscheinen lassen können. Anspielungen, Andeutungen, unwahre Zusammenhänge: die Grundbausteine eines Mediums, von dem man doch eigentlich Tatsachen erwartet. Sie schämt sich, sich in ihrem Artikel von Sonntag ebenfalls dieser Mittel bedient zu haben. Und zwar keineswegs zum ersten Mal– das lässt sich nicht vermeiden, wenn ein Redakteur eine bestimmte Vorstellung hat und einen dafür bezahlt, dass man sie als Tatsache hinstellt. Sie glaubt allerdings nicht, dass sie es zuvor schon einmal aus Versehen getan hat.
    Lieber Gott, was sind wir alles Lügner, denkt sie. Habe ich deshalb beschlossen, damit mein Geld zu verdienen, weil ich die größte Lügnerin von allen bin? Ich lüge meinen Mann an,

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