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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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stecken muss. Vermutlich weil sie keine Interviews gegeben und auf ihrem Weg zu Cantrells Haftzelle nicht zuerst eine PR -Agentur aufgesucht hat. Wie Zeitungen Bösewichte und Unschuldige schaffen, war ihr schon immer ein Rätsel. Sie hat den Verdacht, dass dabei häufig etwas so Simples wie die Ähnlichkeit des beteiligten Schurken mit dem Schläger an der Schule irgendeines Redakteurs oder mit einem unbeliebten Politiker im Spiel ist: Das Etikett » Doppelgänger«, das sie sich oft einhandeln, ist ein verräterischer Hinweis darauf. Vielleicht steckt aber auch eine andere Absicht dahinter, wie die katzbuckelnden Versuche der Sun, die Stadt Liverpool dazu zu bewegen, das Stehplatzverbot in Fußballstadien zwanzig Jahre nach dem schweren Zuschauerunglück im Hillsborough-Stadion in Sheffield zurückzunehmen. Oder es liegt einfach nur an der Tatsache, dass an dem betreffenden Tag nichts Spannenderes passiert ist und auch kein reicher Kerl eine Prostituierte abgestochen hat. Doch sie weiß nur zu gut, was es heißt, eine Promiböse zu sein.
    Während ihrer heimlichen Affäre mit Cantrell bekam Jackie Beziehungsprobleme mit einem jungen Mann, mit dem sie sich in aller Öffentlichkeit getroffen hatte. Gordon nahm jedoch das Heft in die Hand, und machte die Situation unhaltbar. » Eigentlich war es überhaupt nicht schlimm. Läppisches Zeug. Bestimmt hätte ich die Sache auch alleine geregelt gekriegt, aber sie hat darauf bestanden, sich einzumischen. Sie hat komplett das Heft in die Hand genommen.«
    Gordon bestand auch darauf, dass Jackie ins Gästezimmer ihrer umgebauten ehemaligen Sozialimmobilie zog, um » ein Auge auf sie zu haben«. Jackies Verehrer war scharf auf eine Aussöhnung, doch Gordon wollte davon nichts wissen. » Als hätte sie verhindern wollen, dass ich einen Freund habe«, sagt Jackie. » Im Rückblick war das Ganze bizarr. Sie ist mir überallhin gefolgt.«
    Schnell fand Jackie heraus, dass sie keine Minute mehr für sich hatte, weder im Haus noch außerhalb. Gordon begleitete sie zur Arbeit und wieder zurück und beharrte darauf mitzukommen, wenn sie abends ausging. » Ich vermute mal, sie wollte nicht, dass ich ihm zufällig über den Weg laufe«, sagt sie. » Sie wollte mich ganz für sich allein. Vielleicht hat sie aber auch einfach nur das von Vic und mir geahnt und wollte mich im Auge behalten.«
    Cantrell hatte sich derweil zurückgezogen und war auf Distanz gegangen. Es schien, als wolle er Jackie unbedingt aus dem Haus haben, während Gordon offenbar versuchte, sie zum Bleiben zu bewegen. » Keine Ahnung, was zwischen den beiden los war. Vielleicht ist er eifersüchtig geworden«, meint Jackie. » An Ambers Verhalten stimmte was nicht. Sie dachte vielleicht, dass ich mich beschützt fühlte, aber ich hab gespürt, dass es mehr war als das. Ich glaube, sie wollte die Kontrolle über mich. Vielleicht war sie ja scharf auf mich. Auf ihren Freund war sie’s jedenfalls nicht.«
    Da ist er. Der alte Lesbenvorwurf. Im ganzen Land gibt es nicht eine Verbrecherin, die durch Hinweise auf ihren lesbischen Lebensstil nicht noch verbrecherischer gemacht werden könnte. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, denkt Kirsty.
    » Jackie hat schon einmal etwas Ähnliches erlebt«, geht der Artikel weiter.
    Als Teenager wurde sie von einem älteren Paar verführt, bei einem flotten Dreier mitzumachen. » Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, lacht sie, » irgendwas muss ich offenbar an mir haben. Als ich Amber eine Abfuhr erteilt hatte und ausgezogen war, hat sie’s mir voll gegeben. Auf einmal hat sie überall Fehler in meiner Arbeit gefunden, mit mir rumgestritten und mich bei der Geschäftsführung angeschwärzt. Am Ende wurde es so schlimm, dass ich gehen musste. Sie hat mich aus dem Job gejagt, dabei habe ich drei Jahre da gearbeitet.«
    Die Nachricht von Cantrells Verhaftung kam überraschend für sie. » Es war ein furchtbarer Schock«, sagt sie. » Ich weiß noch, wie ich im Zeitungsladen stand und nur noch zitterte. Die ganze Zeit musste ich denken: Was, wenn es mich erwischt hätte? Ich war so oft allein mit ihm, und er hat so viele Gelegenheiten gehabt.
    Ich weiß nicht, warum er sich nicht dazu entschieden hat, mich umzubringen. Ich weiß nur, dass ich die glücklichste Frau der Welt bin.«
    Amber hatte geglaubt, keine Tränen mehr zu haben, aber während sie liest, laufen sie, ersticken sie fast und tropfen auf die Zeitungsseite. Blessed sitzt schweigend da und sieht zu, die Hände auf der

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