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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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zuhören.«
    Und das will sie jetzt auch nicht. » Heiliger Himmel, er hat deinen Verteidiger bezahlt, verdammt noch mal! Wie konntest du ihm so etwas antun?«
    » Mama–«, versucht sie es noch einmal.
    » Ach, halt den Mund! Ich wollte dir das nur mitteilen, das ist alles. Was ich von dir halte. Dieser Mann hat dich großgezogen, seit du ein Knirps warst. Er hat sich deiner aus reiner Herzensgüte angenommen. Und uns alles gegeben. Ich kann nicht fassen, dass du uns das so vergiltst. Wie bist du nur so geworden, Annabel?«
    Du hast es mir beigebracht, denkt sie. Ich habe gelernt, dass lügen die beste Möglichkeit ist, die ich habe. Sie starrt sie an und schüttelt den Kopf. Es gibt nichts zu sagen. Jedenfalls nichts, das gehört werden würde.
    In der Ecke blättert die Justizvollzugsbeamtin demonstrativ eine Seite ihrer Frauenzeitschrift um. Lucinda wirft einen Blick auf sie und erhebt sich schnell. » Ich bin fertig. Ich möchte jetzt gehen«, sagt sie herrisch.
    Langsam legt die Frau ihre Zeitschrift ab und kramt in der Tasche ihrer marineblauen Hose nach dem Schlüsselbund. Ihr Gesichtsausdruck ist unergründlich– der eines Menschen, der jedes Detail abspeichert, um es hinterher genau zu analysieren und zu sezieren. Lucinda wendet sich zu Bel um und bedenkt sie wieder mit diesem speziellen Blick.
    » Lieber Gott«, sagt sie, » Du warst schon immer eine kleine Lügnerin. Von der Minute an, als du sprechen konntest.«
    Sie macht auf ihrem eleganten grünen Absatz kehrt und marschiert zur Tür. Die Beamtin deutet auf Bels Sessel und befiehlt: » Bleib da.«
    Die Tür schlägt hinter ihnen zu.
    Eine Zigarette schmeckt am köstlichsten in feuchter Meeresluft. Sie lehnt an der Wand der Haltestelle und genießt jeden letzten Lungenzug. Wartet, bis die Lichter vorn am Eingang bedeutungslos werden und Martin einen letzten, kapitulierenden Seufzer von sich gibt. Er ist tot, denkt Amber. Und Jade ist in Sicherheit. Niemand, der redet, niemand, der etwas gesehen hat.
    Sie zieht das Handy aus der Tasche und wählt die 999. Schaut dem dünnen Sonnenlicht zu, das über dem Horizont aufsteigt, nimmt die letzte Zigarette, zerknüllt die Schachtel und steckt sie ordentlich in die Tasche zurück. » Hallo«, sagt sie ruhig, als sich die Vermittlung meldet. » Ich brauche Hilfe. Ich glaube, ich habe jemand umgebracht.«
    Sie steckt sich die letzte Zigarette an, lehnt sich zurück und wartet.

EPILOG
    Jims Mutter geht nach oben zu Bett, und sie machen den Abwasch. Sie ist sichtbar gealtert seit ihrem letzten Besuch und scheint erleichtert, die Hausarbeit abgeben zu können– obwohl sie stets eine dieser altmodischen Frauen gewesen ist, für die es vielleicht nicht zu den Todsünden, auf jeden Fall aber zu den Sünden zählte, spät aufzustehen, öffentlich seine Gefühle zur Schau zu stellen oder das schmutzige Geschirr stehenzulassen. In ein paar Jahren wird sie achtzig, geht es Jim durch den Kopf. Ich frage mich, wie lange sie in diesem Haus noch weitermachen kann. Vielleicht sollten wir mit ihr über ihre Pläne reden, bevor sie zu hinfällig dafür wird.
    Kirsty spült, und er, der sich in der Küche seiner Kindheit noch auskennt, trocknet ab und räumt weg. Kirsty ist schweigsam. Den ganzen Tag schon. Sie muss hundemüde sein, denkt er. Abgesehen von ihrem Nickerchen im Auto auf der Herfahrt hat sie seit vorletzter Nacht kaum geschlafen. Sie steht auf einem Bein, während sie schrubbt; lässt das andere mit der Sandale baumeln, um es zu entlasten.
    » Was macht das Knie?«, erkundigt er sich.
    » Ganz okay«, antwortet sie. » Tut ein bisschen weh.«
    » Ich hole dir Ibuprofen«, sagt er. » Ich bin sicher, Mum hat welches im Badezimmer.«
    » Das wäre nett«, antwortet Kirsty. » Danke, Liebling.«
    Jim legt das Küchentuch beiseite und stiehlt sich so leise wie möglich zur Toilette. Alles ist so vertraut. Dieselben alten Blumenfeen an der Wand im Flur, derselbe alte Schirm neben der Haustür. Wann hört man wohl auf, sich etwas Neues zu kaufen? fragt er sich. Er liebt die Beständigkeit im Reich seiner Mutter: die Erinnerungen, die an jedem Sessel hängen, das Porzellan, das sie mit seinem Vater vor der Hochzeit ausgesucht hat und das sie gehegt und geschont hat, sodass das Service nach fünfzig Jahren immer noch vollständig ist. Und er kann sich auch nicht daran erinnern, dass sie sich ständig Neues gekauft hätten, wie es heutzutage offenbar von einem erwartet wird. Soweit er sich bewusst zurückerinnern kann,

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