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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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Amber unvermittelt das Thema. Sie weiß auch nicht, weshalb ihr gerade diese Frage als Erstes in den Sinn kommt, aber so ist es.
    » Ja«, sagt Kirsty. » Zwei. Luke und Sophie. Sie ist elf, er acht.«
    Unwillkürlich streckt sie die Hand nach ihrer Tasche aus, um die Fotos herauszusuchen, die sie in ihrem Geldbeutel verwahrt, überlegt es sich dann aber anders und legt die Hand wieder auf den Tisch zurück.
    » Wie schön für dich«, bemerkt Amber dumpf.
    » Und du?«, erkundigt sich Kirsty zaghaft. Bitte, lass sie irgendetwas Schönes haben. Ich weiß nicht, ob ich die Schuld sonst ertragen kann.
    Amber schüttelt den Kopf. » Nein. Nichts dergleichen.«
    Kirsty fragt sich, wie immer, wenn dieses Thema aufkommt, welche Reaktion man von ihr erwartet. Soll sie Mitleid zeigen? Es überspielen? Irgendeinen dieser Trostsprüche à la Ach-du-Glückliche! vom Stapel lassen, zu denen Eltern sich offenbar häufig genötigt fühlen und von denen jeder weiß, dass sie geheuchelt sind?
    » Hättest du gern welche gehabt?«, fragt sie. » Kinder?«
    » Natürlich«, gibt Amber zurück und sieht ihr in die Augen. » Aber was soll’s. Reine Glückssache, nicht?«
    » Es– es tut mir leid«, sagt Kirsty und sieht schon wieder beschämt aus.
    » Wir haben zwei Hunde«, erklärt Amber. » Na ja, hauptsächlich ich. Ihm sind sie, glaub ich, ziemlich egal. Mary-Kate und Ashley. Papillons.«
    » Schöne Namen«, lacht Kirsty.
    » Ich weiß. Na ja, ein bisschen spießig, aber…« Ihre Züge werden plötzlich weich und bekommen etwas Leuchtendes. Einen Augenblick lang sieht sie richtig hübsch aus. Jünger. Nett. » Ist natürlich nicht dasselbe, aber– ich liebe sie. Wahnsinnig.«
    » Tiere sind etwas Großartiges«, bemerkt Kirsty in oberflächlichem Ton.
    » Hast du auch welche?«
    » Eine Katze. Den fettesten Kater der Welt. Die meiste Zeit hockt er bloß rum.«
    » Wie heißt er?«
    » Barney.«
    » Richtig«, meint Amber. Kirsty hat keine Ahnung, warum sie diesen Namen so richtig findet. Sie ist, weiß Gott, schwer zu durchschauen, denkt sie. Außer ihrem Groll ist nichts herauszubekommen. Jeder normale Mensch hätte jede Menge von sich erzählt. Ich tue es jedenfalls.
    Die Kellnerin kommt und bringt Ambers Tee– in einer Keramiktasse von der Größe eines Hundenapfs. » Bitte sehr«, sagt sie. » Schön heiß.«
    Amber nimmt die Tasse entgegen und bedankt sich knapp.
    » Kann ich einen Latte haben?«, erkundigt sich Kirsty.
    » Sicher.«
    » Danke«, sagt Kirsty. Ihr erster Latte in Whitmouth. Was für eine Wohltat.
    » Bin gleich wieder da«, erklärt die Kellnerin. Kirsty wendet sich wieder Amber zu und sieht, dass die Schwierige amüsiert die Augen verdreht.
    » Ja, wir haben Latte hier in Whitmouth«, bemerkt sie spitz, reißt vier Päckchen Zucker auf und schüttet sie in ihre Tasse. Dann bemerkt sie Kirstys erstaunten Blick, und stößt ein leises, freudloses Lachen aus.
    » Gewohnheit«, erklärt sie. » So viel Energie wie ein Keks und umsonst.« Sie sieht Kirsty an, während sie ihren Tee umrührt. » Du lebst also in London, nehme ich an?«
    Kirsty lacht leise auf. » Nein, wie kommst du denn darauf?«
    » Na, du weißt schon– der Latte und so.«
    Kirsty hört sich lachen. Es klingt falsch, wie immer, wenn sie nervös ist. Wie gern würde sie das abstellen. » Nein. In Farnham.«
    » Surrey? Nett.«
    » Ja«, sagt Kirsty und ärgert sich plötzlich. Sie steckt mich in eine Schublade. Jetzt, wo sie weiß, dass ich am Anfang den längeren Strohhalm gezogen habe, ist nichts, was ich getan habe, etwas anderes als Glückssache für sie. » Wir haben zwar hart dafür arbeiten müssen, um dahin zu kommen, aber stimmt, es ist nett.«
    » Davon bin ich überzeugt«, erwidert Amber. » Und was macht er, dein Ehemann?«
    Nie hätte Kirsty geglaubt, dass Jims Unglück einmal ihrer Rechtfertigung dienen könnte. Sie greift es trotzdem auf und wedelt vor ihrer ehemaligen Freundin damit herum wie mit einer Ehrenplakette. » Im Moment nichts. Die Rezession hat uns erwischt. Schon seit einem ganzen Jahr. Ich weiß gar nicht, wo die Zeit geblieben ist. Wir sind… Na ja, ich mache alles, was ich kriegen kann.«
    Amber wird ein wenig milder. » Oh«, sagt sie, » das tut mir leid. Das ist hart.«
    Ja, denkt Kirsty, das ist es. Es ist hart. Es ist beängstigend und nervig, mit den Schulden jonglieren zu müssen, den einen zu plündern, um den anderen zu bezahlen, alles dranzugeben, um zu verhindern, dass die Bank, die ihn gefeuert

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