Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Stellen immer noch mit goldblonden Strähnen. Er saß aufrecht in seinem Bürosessel, die Augen hinter der randlosen Brille auf die Papiere in seinen Händen konzentriert. Er trug ein kurzärmeliges Hemd und eine gelockerte dunkelorangefarbene Krawatte (ein Seersucker-Jackett hing über der Rückenlehne des Sessels), in seiner Brusttasche steckte ein Plastikfüllhalter; die braunen Schuhe waren gewienert; die Fingernägel gepflegt und sauber. Aber er hatte die breiten Schultern und Hände eines Mannes, der körperlich arbeitet, und er strahlte die Art von ruhiger, schwerverdienter Körperkraft aus, die bei manchen Männern weder durchs Alter noch durch zusätzliche Pfunde abzunehmen schien.
Das Büro hatte keine Klimaanlage, und er hatte alle Papiere auf dem Tisch beschwert, damit sie der unregelmäßig tuckernde Ventilator nicht hinunterblies.
Nachdem ich mich vorgestellt hatte, ließ er den Blick kurz hinaus zur Verladestation schweifen, hob dann die Hände von der Schreibtischunterlage und senkte sie wieder, als hätten wir in unserem Gespräch bereits den Punkt erreicht, an dem nichts mehr gesagt werden konnte.
»Darf ich mich setzen?« sagte ich.
»Nur zu. Aber ich glaube, Sie vergeuden hier Ihre Zeit.«
»Ich hatte heute einen eher ruhigen Tag.« Ich lächelte ihn an.
»Mr. Robicheaux, ich habe nicht die geringste Idee, warum sowohl Sie als auch diese mexikanische Frau sich für mich interessieren. Könnten Sie vielleicht ein bißchen deutlicher werden?«
»Tatsache ist, ich glaube nicht, daß ich vor dem gestrigen Tag jemals Ihren Namen gehört habe.«
»Wie habe ich das zu verstehen?«
»Das Problem besteht darin, daß Sie und ein paar andere versucht haben, meinem Boß Druck zu machen.« Ich lächelte wieder.
»Hören Sie zu, diese Frau kam gestern in mein Büro und hat mir unterstellt, ich arbeite mit der Mafia zusammen.«
»Warum hat sie das wohl getan?«
»Das frage ich Sie.«
»Ihnen gehört zusammen mit Murphy Doucet ein Sicherheitsdienst?«
»Das ist allerdings richtig. Können Sie mir sagen, wonach hier gesucht wird, was Sie alle bei mir hier im Geschäft zu schaffen haben?«
»Wenn man sich auf Geschäfte mit einem Mann wie Julie Balboni einläßt, dann muß man damit rechnen, daß das andere neugierig macht.«
»Ich mache keine Geschäfte mit diesem Mann, und ich weiß nicht das geringste über ihn. Ich habe Geld in die Produktion dieses Films, der da gedreht wird, gesteckt. Das haben viele Geschäftsleute hier aus der Gegend. Ich habe Julie Balboni noch nie getroffen und habe es auch nicht vor. Ist das soweit klar, Sir?«
»Mein Chef sagt, Sie sind ein hochgeachteter Mann. So wie’s aussieht, führen Sie auch ein gutes Unternehmen. Ich an Ihrer Stelle wäre vorsichtig, mit wem ich mich da einließe, Mr. Lemoyne.«
»Ich habe kein Interesse daran, weiter auf dieses Thema einzugehen.« Er rückte seine Brille gerade, machte die Schultern ein wenig eckig und hob mit beiden Händen mehrere Blätter Papier vom Tisch auf.
Ich trommelte mit den Fingern auf der Lehne meines Stuhls. Ich hörte, wie draußen LKW-Türen zugeschlagen und Gangschaltungen betätigt wurden.
»Ich schätze, ich habe nicht besonders gut klargemacht, worum es mir geht«, sagte ich.
»Dazu besteht auch kein Anlaß«, sagte er und sah hoch zu der Uhr an der Wand.
»Sie sind ein grundsolider Geschäftsmann. Es ist nichts Unrechtes daran, Anteile an einer Filmproduktion zu erwerben. Und es ist auch nichts Unrechtes daran, für diese Produktion den Sicherheitsdienst zu stellen. Aber dann kommt eine Lady, die kaum größer ist als ein Hydrant, und stellt Ihnen ein paar Fragen, und sofort schlagen Sie Krach. Wie mir scheint, will das nicht so recht zusammenpassen, Mr. Lemoyne.«
»Da draußen sind Menschen, die sich Vergewaltigungen und Raubüberfälle zuschulden kommen lassen und Crack an Kinder verkaufen und Gott weiß was noch anstellen, aber Sie und diese Frau besitzen die Dreistigkeit, hier aufzukreuzen und mich zu vernehmen, weil ich eine vage Geschäftsbeziehung mit einer Filmproduktion habe. Und Sie meinen, das sei kein Grund, auf die Palme zu gehen? Irgendwas muß bei Ihnen nicht stimmen.«
»Sind Ihre Angestellten gewerkschaftlich organisiert?«
»Nein, das sind sie nicht.«
»Aber Ihr Kompagnon im Sicherheitsdienst ist als Obmann für die Teamster tätig. Seltsame Widersprüchlichkeiten, in die Sie da verstrickt sind, finde ich, Mr. Lemoyne.«
Er erhob sich aus seinem Bürosessel und nahm einen Satz
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