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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Stripteaselokale zu erhaschen, japanische Geschäftsleute in blauen Anzügen, schwer behängt mit Kameras, Provinzler aus den Teilen von Mississippi, wo Alkohol so gut wie illegal ist. Aber auch ein anderer Typ macht sich breit – kleine Ganoven, Trickbetrüger, Taschendiebe samt Komplizen, Kokain- und Heroindealer, ganze Gruppen von Nutten, die sich auf die Hotels spezialisiert haben, und Stripteasetänzerinnen, die nach zwei Uhr morgens von Taxis aus anschaffen.
    Sie alle haben die Froschperspektive gepachtet. Für gewöhnlich führen sie eine freudlose Existenz, sind indifferent, was das eigene Schicksal angeht, ganz zu schweigen von dem anderer; was auch immer sie erleben, ruft bei ihnen kaum mehr als Langeweile hervor. Fast alle nehmen Heroin oder Kokain in jeder erdenklichen Form, bis hin zum Crack. Um wieder richtig munter zu werden, greifen sie auch zu schwarzem Speed.
    Das normale Volk sehen sie genauso wie die Leute vom Jahrmarkt zu rupfende Bauerntölpel; mit Verachtung, zuweilen sogar Haß blicken sie auf ihre Opfer herab. Die meisten können nicht bis drei zählen, aber Ausmaß und Genauigkeit ihrer Kenntnisse über die verschiedenen Kautionsagenturen, die Hierarchie des einheimischen organisierten Verbrechens, das Gesetz in bezug auf sich und ihre Taten und korrupte Cops und Richter ist beeindruckend.
    Als die Straßen abkühlten und purpurner Schatten sich über sie senkte, ging ich durch den Lärm der Dixieland-Kapellen und Rockabilly-Bands von einem schäbigen Club zum nächsten. Schwarze Jugendliche mit behelfsmäßigen Metallkappen an den Schuhen steppten auf dem Bürgersteig für die Touristen, Türsteher mit roten Strohhüten und bonbongestreiften Westen trompeteten aus voller Brust Collegejungs an: »Kein Eintritt, kein Getränkezwang, ihr Hengste, immer reinspaziert! Hier gibt’s ordentlich Tinte für den Füller.«
    Jimmie Ryans roter Schnurrbart und sein gerötetes, gutgelauntes Gesicht erinnerten einen an einen Barkeeper aus dem neunzehnten Jahrhundert. Aber er war auch unter dem Namen Jimmie the Dime bekannt, weil er einen mit einem Telefonanruf auf die eine oder andere Art in Kontakt mit jeder Form von illegaler Aktivität in New Orleans bringen konnte.
    Narben überzogen die Venen in beiden Armbeugen wie flachgedrückte graue Gartenschlangen.
    Er schob den Strohhut hoch über die Stirn und trank von seinem Bier. Über ihm tanzte ein barbusiges Mädchen in einem pailettenverzierten Slip barfuß auf einem Laufsteg. Ihre Hüften bewegten sich wie Wasser zu der Musik aus der Jukebox, das Neonlicht warf Muster auf ihre Haut, ihr Mund stand in gespielter Ekstase offen.
    »Wie ist’s dir ergangen, Streak?« sagte er.
    »Ziemlich gut, Jimmie. Wie ist das Leben?« sagte ich.
    »Kann nicht behaupten, daß ich noch so richtig mitmische. Seit ich vom Supertreibstoff runter bin, hab ich mehr oder weniger einen ganz normalen festen Job, wenn du verstehst, was ich meine. Die menschliche Türklingel für Affen und Idioten zu machen hat ein paar ziemlich gravierende Nachteile. Ich rede hier von meiner Selbstachtung. In dieser Stadt gibt’s einen Haufen kranker Typen, Streak, wer braucht das, das will ich damit sagen.«
    »Versteh schon. Hör mal, Jimmie, kennst du jemanden, der eventuell versucht, draußen auf dem Land neue Mädels zu rekrutieren?«
    Er stützte die Ellenbogen wieder auf den Tresen. Sein weicher Bauch hing aus der gestreiften Weste wie ein wassergefüllter Ballon mit Schlagseite.
    »Jemand, der seinen eigenen Laden aufziehen will?« fragte er.
    »Vielleicht.«
    »Ein Typ, der auf der Suche nach Landmädels ist, die Art, die auf den Märchenprinzen mit der dicken Kohle wartet oder eh kurz davor steht, aus der Stadt gejagt zu werden?«
    »So in der Art möglicherweise.«
    »Haut nicht hin.«
    »Warum?«
    »New Orleans ist voll von solchen Mädchen. Warum noch mehr herholen und die Preise verderben?«
    »Vielleicht ist dieser Kerl mehr als nur ein Zuhälter, Jimmie. Vielleicht hat er Spaß dran, ihnen weh zu tun. Kennst du jemanden, auf den das zutrifft?«
    »Jetzt reden wir von einer ganz anderen Sorte von Kerl, und zwar von einem, der in der Nahrungskette ganz weit unten steckt. Als ich noch in meinem alten Geschäft war und Telefondienste verrichtet habe, also in der Stadt für die verschiedensten Leute die verschiedensten Arrangements getroffen habe, da hab ich es mir zur Regel gemacht, nichts von solchen Typen wissen zu wollen. Tatsache ist, eigentlich bin ich ein bißchen empört,

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