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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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du, wird Magnus tun, wenn er nach Malek zurückkehrt und feststellt, daß du verschwunden bist?«
    »Er wird dich verfolgen und töten.«
    Ingunn lachte laut auf. »Pah! Man wird ihm sagen, daß du geflohen oder in den Viksfjord gesprungen bist wie deine kleine, schwachsinnige Schwester.«
    Zarabeth drehte sich mit wutverzerrtem Gesicht zu Ingunn um. »Ich habe dir gesagt, du sollst nie wieder schlecht von Lotti sprechen.«
    »Was willst du dagegen tun, Schlampe?«
    Zarabeth versuchte, sich vom Pferd aus auf Ingunn zu stürzen. Orm war darauf nicht vorbereitet und konnte sie gerade noch rechtzeitig festhalten. Ihr Gesicht war gerötet, und sie atmete schwer vor Zorn, nicht vor Angst. »Wenn du nicht sofort Ruhe gibst, schlage ich dich wieder!«
    »Meine kleine Schwester ist . . .«
    »War, Zarabeth, sie war! Jetzt ist sie tot!«
    »Und Egill ist auch tot! Schmähst du etwa auch ihn, Ingunn?«
    Ingunn schnaubte verächtlich. »Sag nur nichts Schlechtes über Egill. Er war ein guter Junge, Magnus' Erbe, nicht ein armseliges Sklavenkind, zu dem niemand von uns Blutsbande hat . . .«
    Wieder versuchte Zarabeth sich Orms Zugriff zu entwinden und sich auf Ingunn zu werfen. Orm hielt sie fest. Und er beobachtete beinahe belustigt, wie Ingunn ihre Stute in etwas größeren Abstand zu der wild um sich schlagenden Zarabeth brachte.
    »Eine Sklavin sollte nicht so leidenschaftlich sein«, sagte er, und sein Atem schlug warm gegen ihre Wange. Er schlang eine Haarlocke um seine Hand und zog ihren Kopf zurück an seine Brust. »Du gibst jetzt Ruhe. Wir haben einen langen Weg vor uns, bis wir das Lager aufschlagen.«
    Ingunn hielt sich auf Distanz.
    Als sie ein junges Fichtenwäldchen am Fuße eines schneebedeckten Berges erreichten, ließ Orm absitzen. »Morgen um diese Zeit werden wir den Oslofjord erreicht haben. Dort liegt mein Boot, die Seeschwalbe .«
    Zarabeth erschrak, als sie hörte, er wolle in See stechen, ließ sich jedoch nichts anmerken. Orm flößte ihr Angst ein, und sie mußte vor ihm auf der Hut sein. Er war so unberechenbar, daß sie nie wußte, wie er von einem Augenblick zum nächsten reagieren würde. Ingunn schickte sie zum Brennholzsammeln. Kol blieb bei ihr, um sie zu beaufsichtigen. Er war dunkelhaarig, sein Gesicht pockennarbig, er redete nicht und bewegte sich lautlos. Sie ertappte sich dabei, daß sie ständig über die Schulter äugte, um sich zu vergewissern, wo der Mann war. Er unternahm keinen Versuch, sie anzufassen, fixierte sie nur schweigend, bis ihr wirklich Angst wurde.
    Erst als Orm ihr ein Stück scharf gebratene Hasenkeule hinhielt, bemerkte sie, wie hungrig sie war. Und sie nagte das Fleisch bis zum verkohlten Knochen ab.
    Er hielt ihr noch ein Stück hin. Als sie zugreifen wollte, zog er es rasch zurück. »Was bekomme ich dafür?«
    Seine Stimme war weich und scherzend, klang nicht wie die eines gemeinen Mörders. Er stand mit gespreizten Beinen über ihr und hielt ihr das Bratenstück unter die Nase.
    »Ich habe dir nichts zu geben.«
    »Vielleicht doch«, sagte er, und zu ihrem Erstaunen gab er ihr das Fleisch. Danach war sie satt, und eine bleischwere Müdigkeit überkam sie. Binnen weniger Minuten war sie eingeschlafen.
    Orm stand vor ihr. Sie lag seitlich mit angezogenen Beinen, ihre Wange lag in ihrer Handfläche.
    Er breitete eine Decke über sie. Als er den Kopf hob, starrte Ingunn ihn an.
    »Komm Ingunn«, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen.
    Ihre Wangen röteten sich, denn sein Tonfall verriet seine Absicht. Die beiden Männer, Kol und Bein, hoben die Köpfe. Beide wußten, was er vorhatte. Sie schämte sich, daß er ihren Körper so unverblümt benutzte, obgleich sie noch nicht verheiratet waren. Doch was konnte sie dagegen tun? Sie mußte ihm zu Willen sein, ihm vertrauen, denn wenn sie damit aufhörte, würde sie jeden Halt im Leben verlieren.
    Sie erhob sich, glättete den Rock, gab sich unbefangen, als würden sie einen Spaziergang machen, um über ihre gemeinsame Zukunft zu sprechen.
    Einer der Männer lachte anzüglich. Es war Bein, und sie haßte ihn dafür, wie er sie ansah, und wie er ausspuckte, bevor er den Kopf abwandte.
    »Wie soll ich dich heute nehmen, Ingunn?«
    »Die Männer hören zu! Sprich nicht so!«
    Orm lachte. Vor seinen beiden Männern und vor der anderen Frau, einer ausgemergelten Gestalt, zog er sie an sich und küßte sie wild. Dann stieß er sie zurück, hielt sie jedoch am Arm fest, ließ seine Finger über ihren Hals nach unten wandern,

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