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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Sein Herz zog sich zusammen. Eilig richtete er das Wort an seinen älteren Bruder Mattias: »Es gut mir leid, daß dein Neugeborenes gestorben ist, doch Glyda scheint sich wieder gut erholt zu haben.«
    Mattias warf seiner bleichen jungen Frau einen besorgten Blick zu. »Sie ist sehr jung«, sagte er. »Sie kann noch kein Kind behalten.«
    »Was soll das heißen?« fragte Magnus verständnislos. »Zugegeben, sie ist jung. Doch um ein Kind zu bekommen, ergießt du deinen Samen in sie, das Kind wächst heran und wird geboren. Was muß sie dabei können?«
    »Sie war töricht, während sie das Kind trug.«
    »Wieso?«
    »Sie wollte mich ständig in sich haben, wenn du die Wahrheit hören willst, Magnus!«
    Magnus blickte seinen Bruder an, ein Lächeln kräuselte seine Lippen. »Du beklagst dich, weil deine Frau gern das Bett mit dir teilt?«
    »Das Kind kam zu früh und war eine Totgeburt.«
    Magnus schüttelte den Kopf. »Du gibst ihr die Schuld an etwas, wofür sie nichts kann. Hör auf damit, Mattias. Glyda ist noch ein halbes Kind. Sie wird dir andere Kinder gebären, gesunde Kinder.« Er blickte zu den Kindern hinüber, die in einer Ecke spielten, von zwei Frauen beaufsichtigt. Vier davon waren Mattias' Sprößlinge aus seiner ersten Ehe. »Und wenn sie dir keine Kinder mehr schenkt, was macht das schon? Du hast deinen Samen bereits in die vier Ecken von Vestfold verstreut.«
    »Mehr Wein?«
    Mattias hob den Kopf zu Magnus' neuer Sklavin. Sein Bruder hatte nur gesagt, er habe sie in York gekauft. Mattias wollte die Hand ausstrecken, um ihr herrliches Haar zu berühren. Die Farbe war so ungewöhnlich, tief rot und voll. »Ja, mehr Wein«, sagte er nur und wandte sich wieder seinem Bruder zu und stutzte. Sein Blick war hungrig und noch etwas ... Es lag Schmerz und Wut und Bitterkeit darin. Hier gab es ein Geheimnis. Mattias beobachtete die Frau weiterhin, nachdem Magnus sie mit einem Wink entlassen hatte.
    Jetzt rief sein Vater laut zu Magnus herüber: »Ich möchte dir das Mädchen abkaufen, Magnus. Wie viele Silberstücke verlangst du für sie?«
    Magnus antwortete leichthin: »Du wirst sie nicht haben wollen, Vater, denn sie hat ein kleines Mädchen bei sich, das nicht hören kann. Und ich zweifle, daß du die Verantwortung dafür tragen möchtest.«
    »Und warum hast du sie gekauft, wenn die Verantwortung dir eine so schwere Last ist?« Es war seine Mutter Helgi, die diese Frage stellte. »Das kleine Mädchen mit den rotbraunen Haaren, ist das ihr Kind?«
    »Ihre kleine Schwester.« Er wartete, bis Zarabeth bei seinem jüngsten Bruder Jon angelangt war, bevor er vernehmlich sagte: »Ich wußte nicht, daß das kleine Mädchen entstellt ist, bis es zu spät war.« Er freute sich über Zarabeths Reaktion. Ihre Hand zitterte; sie wirbelte herum und starrte ihm ins Gesicht, trat einen Schritt auf ihn zu. Dabei stolperte sie über einen mit Federn gefüllten Lederball eines Kindes und ließ den Weinkrug zu Boden fallen.
    »Dumme Gans!« Ingunn war aufgesprungen und auf Zarabeth zugeschossen. Bevor man wußte, was geschah, hatte Ingunn ihr mit aller Kraft ins Gesicht geschlagen. Zarabeth taumelte nach hinten und kam dem Herd bedenklich nahe.
    »Paß auf!« Magnus sprang auf, rannte zu ihr und packte ihren Arm.
    »Soll sie doch in die Glut fallen«, sagte Ingunn voller Ekel. »Ein paar Brandnarben würden ihr nicht schaden, dem ungeschickten Trampel! Sie hat den kostbaren Wein verschüttet.«
    Schwer keuchend versuchte Zarabeth, sich Magnus' Griff zu entwinden. Doch er ließ sie nicht los. Sie sah zu ihm hoch, kalte Wut im bleichen Gesicht. »Du hast gelogen, Magnus! Du wußtest zwar nicht, daß Lotti nicht hören kann, aber du hattest bereits zugestimmt, sie mitzunehmen. Du hast deinen Vater angelogen!«
    Er schüttelte sie grob. Machte es ihr denn nichts aus, daß Ingunn sie geschlagen hatte? Die Abdrücke ihrer Finger zeichneten sich deutlich auf ihrer Wange ab. Er rüttelte sie wieder, wütend, weil sie den Angriff seiner Schwester klaglos ertrug. Dann beherrschte er sich wieder. Mit seinem Verhalten gab er den Gästen und der Familie allerhand Gesprächsstoff.
    »Sei in Zukunft vorsichtiger«, knurrte er. »Ich möchte nicht, daß du dich verletzt. Ich habe zu viel für dich bezahlt.«
    Damit schleuderte er ihren Arm von sich und ging an den Tisch zurück. Sein Bruder Mattias hob nur eine fragende Augenbraue. Sein Vater Harald lachte glucksend in sich hinein, und Magnus stieg die Röte ins Gesicht. Wenn nur dieses

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