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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Minuten blieb er stehen, die Frau war ihnen nicht gefolgt.
    »O Gott, Lady Weston hat mich erkannt«, stöhnte Maureen, während sie über eine gute Ausrede nachdachte. Stolz streckte sie das Kinn nach vorne. »Na und, was soll’s? Ich bin eine erwachsene Frau und kann mich treffen, mit wem und wo ich will. Dir, Alan, sag ich noch mal, ich habe nicht den Funken einer Absicht, deinen Bruder zu heiraten!«
    »Stiefbruder!«
    »Wie?«
    »Stiefbruder«, betonte Alan. »Kein einziger Tropfen unseres Blutes ist miteinander verwandt.«
    Maureen besann sich auf den Grund des Treffens.
    »Hör zu, Alan, ich gebe zu, mein Verhalten dir gegenüber war nicht fair. Als ich die Stadt verließ, wollte ich wirklich nach Edinburgh zurückkehren. Nachdem ich meine Mutter beerdigt hatte, wurde mir klar, dass ich es nicht ertragen könnte. Zu viele Erinnerungen waren für mich mit der Stadt ...«
    »Hör auf zu lügen!« Wie ein Peitschenknall klang Alans Stimme, als er ihr das Wort abschnitt. »Kannst du es nicht mit der Wahrheit versuchen? Nur ein einziges Mal?«
    »Ich verstehe dich nicht ...«
    Seine Hände umklammerten Maureens Schultern und zogen sie dicht an sich. Sein Gesicht war nur noch eine Handbreit von ihrem entfernt, und einen Moment lang befürchtete Maureen, er würde sie küssen. In seinen Augen, die in dem bleichen Gesicht wie glühende Kohlen funkelten, war aber keine Leidenschaft. Lediglich Sarkasmus, gemischt mit einer Portion Zorn, konnte sie in ihnen lesen.
    »Alan, du tust mir weh!«, protestierte Maureen und versuchte, sich zu befreien. Er drückte sie jedoch mit Gewalt auf eine Bank, setzte sich daneben und hielt weiter ihren Arm fest. In diesem Moment erinnerte er Maureen an den Alan, den sie in Edinburghs Straßen kennengelernt hatte: Zynisch, hart, scheinbar über den Dingen stehend – das war der Alan McLaud, der einst ihr Interesse geweckt hatte.
    »Ich war in Bothy Castle.«
    »Was?« Maureen wollte aufspringen, wurde von Alan aber weiterhin festgehalten. Er nickte energisch.
    »Deinem sauberen Advokaten brauchte man vor seiner roten Säufernase nur mit ein paar Scheinchen zu wedeln, und schon sprudelte er dein Reiseziel so schnell heraus, dass ich kaum mit dem Mitschreiben nachkam. Leider konnte ich erst einige Zeit nach dir abreisen, schließlich konnte ich meine Geschäfte nicht von heute auf morgen im Stich lassen. Auf jeden Fall habe ich dich um zwei Tage verpasst. Leider wollte mir dein Großvater nicht verraten, wohin sich seine Enkelin abgesetzt hatte.«
    Enkelin? Großvater? Woher wusste Alan das alles? In Maureens Kopf schwirrte es wie in einem Bienenstock.
    »Der Alte hat mir alles erzählt«, fuhr Alan auch schon fort. »Mein Gott, Maureen, warum hast du nie ein Wort gesagt? Warum hast du mir nicht genügend vertraut? Ich wäre doch auf und an deiner Seite gewesen. Du weißt, wie sehr ich die Engländer verabscheue!«
    »Was hat McCorkindale erzählt?«
    Maureens Stimme glich dem heiseren Krächzen einer Krähe.
    »Die schändliche Sache mit seiner Tochter und den Engländern und dass er das Dokument mit dem Namen des Verantwortlichen vor deinen Augen verbrannt hat.«
    »Ha, ich habe den Namen aber vorher noch deutlich und klar lesen können!«, trumpfte Maureen unüberlegt auf.
    »Hast du den Mann gefunden?«
    Maureen zögerte. Sie konnte jetzt leugnen oder angeben, der Betreffende sei bereits seit vielen Jahren tot. Andererseits war es ganz gut, wenn Alan die Wahrheit wusste. Vielleicht würde er dann erkennen, dass es besser war, sich nicht gegen sie zu stellen.
    »Er wird keiner Frau mehr ein Leid antun, er ist tot.«
    »Kompliment.«
    »Was willst du damit sagen? Denkst du, ich hätte etwas mit seinem Tod zu tun?«, begehrte Maureen auf.
    Er sah sie teils spöttisch, teils ärgerlich an.
    »Ist es denn nicht so? Es wäre ein großer Zufall, wenn der Mann ausgerechnet jetzt, als du auf seine Spur gekommen bist, eines natürlichen Todes gestorben wäre. Kombiniere ich richtig, wenn ich vermute, auch Willard Foster hat mit der Sache zu tun? Warum sonst suchst du seine Nähe und spielst dieses Spiel mit der falschen Identität?«
    »Ich denke, es ist an der Zeit, deine Forderungen zu stellen, Alan McLaud«, sagte Maureen, bemüht, ihrer Stimme nicht die Anspannung, unter der sie stand, anmerken zu lassen.
    »Maureen, Maureen! Du hast wirklich keine gute Meinung von mir, ebenso wie mein Herr Stiefbruder.«
    »Foster erwähnte, er wäre zu dir wie ein Vater gewesen.«
    »Vater?« Alan lachte

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