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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Menschenleben nicht viel. Maureen wusste, sie hätte den Behörden ihr Wissen mitteilen müssen, damit Alans Mörder ausfindig gemacht werden konnte, die Gefahr, selbst in Verdacht zu geraten, war jedoch zu groß. Außerdem brauchte sie ihre Kraft für die vor ihr liegende schwere Aufgabe, denn das Wohl ihrer Tochter war Maureen wichtiger.
    Es war ein seltsames Gefühl, den Tamar zu überqueren, hatte sie vor wenigen Tagen doch gedacht, niemals nach Cornwall zurückzukehren. Wenn Maureen sich erinnerte, wie sie sich einst über Lady Esthers Schwatzhaftigkeit geärgert hatte, lachte sie bitter auf. Das hatte sie als Problem angesehen? Meine Güte, liebend gern würde sie Lady Esther Tag und Nacht ertragen, wenn sie damit alles, das in den letzten Monaten passiert war, ungeschehen machen könnte! Heute nun schloss sich der Kreis. Sie war heimgekehrt, gleichzeitig war sie heimatlos und musste sich als Mann verkleiden. Trotzdem verspürte sie zum ersten Mal seit langer Zeit ein Gefühl von Frieden und Ruhe. Es galt, das Finale in dem Spiel, das traurige Realität war, zu beginnen. Was danach geschehen und wohin sie dann gehen würde – wer wusste es schon?
    W ie zwei Diebe schlichen sie durch das Gebüsch. Der Nebel hatte sich am Spätnachmittag des folgenden Tages aufgelöst, und jetzt stand die Sonne blutrot am Horizont.
    »Es kommt jemand«, flüsterte Maureen und drückte Monja tiefer in die Hecke. Im gemächlichen Tempo näherte sich eine Reiterin auf einer dunkelbraunen Stute. Das Mädchen blickte träumend in den Sonnenuntergang und schien von ihrer Umgebung nichts wahrzunehmen.
    »Verflixt, ich habe ihr doch verboten, alleine auszureiten«, murmelte Maureen.
    »Was?«, fragte Monja. Sie hatte die Worte nicht verstanden und betrachtete aus ihrem Versteck hinter der dichten Rhododendrenhecke das Mädchen. Es war noch sehr jung. Das weizenblonde Haar fiel offen in sanften Wellen bis auf ihre Hüften. Selten hatte Monja ein hübscheres Mädchen gesehen. Wer war dieses schöne Wesen, an dessen Gestalt Lady Sybils Blick wie gefesselt hing? Einen Moment lang dachte Monja, Tränen in den Augen ihrer Herrin zu erkennen. Sie hatte Lady Sybil noch nie weinen sehen, die Lady konnte so schnell nichts erschüttern. Selbst der Tod des Schotten und die damit verbundene, übereilte Abreise schien sie nicht sehr zu berühren.
    Die Frauen verharrten still in ihrem Versteck, bis Frederica Trenance ihr Pferd in den hinter dem Herrenhaus liegenden Stall gebracht hatte. Erst dann wagte Monja zu flüstern: »Sie ist sehr schön und lebt in einem eleganten Haus. Bestimmt ist sie eine reiche Erbin, nicht wahr, Mylady? Das Mädchen ist zu beneiden.«
    Maureen stand auf und klopfte sich die Erde von der Hose. Ohne auf Monjas Frage einzugehen, sagte sie: »Du weißt nun, um wen es sich handelt. Du wirst ihr folgen und herausfinden, mit wem sie sich wann und wo trifft.«
    »Wie soll ich ihr folgen, wenn sie ausreitet?«, wandte Monja ein. »Ich bin zwar flink, kann aber weder reiten noch habe ich ein Pferd.«
    »Es gibt nicht viele Wege rund um Trenance Cove«, antwortete Maureen. »Linker Hand liegt gleich das Meer, im Norden ist unwegsames Moorland, und weiter wird sie sich nicht vom Haus fortbewegen. Du wirst die Wege abschreiten und deine Augen offen halten. Es ist ungemein wichtig, dass das Mädchen nicht bemerkt, dass sie beobachtet wird. Hast du verstanden?«
    Monja nickte. »Ja, natürlich, ganz wie Ihr wünscht. Woher wisst Ihr so gut über die Umgebung Bescheid? Wart Ihr schon mal hier?« Monja traf ein strenger Blick und sie senkte den Kopf. »Verzeiht, ich werde keine Fragen mehr stellen.«
    »Gut, dann kehren wir jetzt in den Gasthof zurück und ich werde dir die Wahrheit über das Mädchen erzählen. Dann kannst du selbst beurteilen, ob ihr Leben beneidenswert ist.«
    G erade noch rechtzeitig huschte Frederica in das Esszimmer, eine Minute später begann Jenkins auch schon mit dem Servieren der Suppe. Gut gelaunt, seinen missbilligenden Blick ignorierend, warf sie ihrem Vater eine Kusshand zu. Sie warteten, bis Jenkins das Zimmer verlassen hatte, dann sagte Philipp Trenance streng: »Kind, du weißt, ich mag es nicht, wenn du so spät alleine ausreitest.«
    »Ach Paps, ich war vor Sonnenuntergang wieder zurück. Was soll mir schon geschehen?«, antwortete das Mädchen mit der Unbekümmertheit der Jugend.
    Nachdenklich wiegte Philipp den Kopf. »Ihr heiratet in sechs Wochen. Könnt ihr die kurze Zeit nicht noch abwarten? Danach

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