Im Schatten der Vergeltung
seid ihr für den Rest eures Lebens Tag und Nacht zusammen.«
Frederica sprang auf, legte ihre Arme um Philipps Hals und drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange.
»Die Zeit scheint so unendlich langsam zu vergehen, gleichzeitig denke ich, wir werden die vielen Vorbereitungen niemals schaffen. Manchmal wache ich in der Nacht auf, weil ich träumte, dass mein Hochzeitskleid nicht rechtzeitig fertig wurde und ich in einem Kartoffelsack gekleidet zum Altar schreiten musste.«
Philipp grinste. »Das, mein Kind, wird sicher nicht geschehen. Du wirst die schönste Braut sein, die Cornwall jemals gesehen hat.«
Der Druck von Fredericas Armen um seinen Hals wurde stärker. Philipp spürte, Frederica lastete noch etwas auf der Seele. Leise sagte sie auch schon: »So sehr ich mich auf den Tag, endlich Cedrics Frau zu werden, freue, so sehr wünschte ich, Mama könnte dabei sein. Ob sie mir vom Himmel aus zuschaut und glücklich ist, dass ich mein Glück gefunden habe?«
Der Kloß in Philipps Kehle wurde größer. Nicht zum ersten Mal war er nahe daran, Frederica die Wahrheit zu gestehen. Die Angst, die Liebe seiner Tochter zu verlieren, ließ ihn schweigen, denn es war unverzeihlich, was er getan hatte. Vor zwei Monaten hatte er einen Mann beauftragt, Nachforschungen über Maureens Verbleib anzustellen. Durch ihn hatte Philipp erfahren, dass Laura Mowat gestorben und nach Degnish überführt worden war. Maureen hatte den Sarg begleitet. Danach verlor sich ihre Spur und sie schien vom Erdboden verschluckt worden zu sein.
Sanft streichelte er Fredericas Wange. »Ich weiß, deine Mutter wäre mit deiner Wahl einverstanden.«
Einen besseren Schwiegersohn als Cedric Collingford konnte Philipp sich nicht wünschen, denn er war nicht nur vermögend, sondern liebte Frederica aufrichtig. Der einzige Wermutstropfen war, dass seine Tochter nach der Hochzeit Cornwall verlassen und mit ihrem Mann in den Cotswolds leben würde. Dann würde er allein in dem großen Haus sein. David Linnley, mit dem Philipp sich früher regelmäßig getroffen hatte, war in der letzten Zeit sehr in sich gekehrt geworden und empfang kaum noch Besuch. Einzig mit Lord Seelwood verbrachte Philipp ab und zu ein paar gesellige Stunden. Er durfte sich aber nicht beklagen, denn er hatte sein Schicksal selbst gewählt, Hauptsache, Frederica würde glücklich werden.
»Ach Papa, manchmal schäme ich mich dafür, so glücklich zu sein«, riss Frederica ihn aus seinen Gedanken. »Glaubst du, es ist Unrecht?«
Philipp schob sie eine Armlänge von sich. »Wie kannst du so etwas sagen? Liebe ist niemals Unrecht.«
»Wenn ich daran denke, dich hier ganz allein zurückzulassen, dann bin ich gleich nicht mehr so glücklich.« Philipp wunderte sich nicht, dass Frederica seine geheimen Gedanken erraten hatte. Sie standen sich immer schon sehr nahe gestanden. »Warum kommst du denn nicht mit uns in die Cotswolds? Ich weiß, Cedric hätte nichts dagegen einzuwenden, und sein Haus ist groß genug.«
Philipp bemühte sich um ein unbekümmertes Lachen. »Kind, Kind! So alt bin ich auch wieder nicht, um mich als seniler Greis in den Haushalt meiner Tochter zu drängen. Was sollte dann aus Trenance Cove werden? Mach dir keine Sorgen um mich und genieße dein Glück.« Solange es anhält, fügte er in Gedanken hinzu, denn auch er hatte einst gedacht, nichts und niemand könnte seine Familie jemals zerstören.
Der Tod ihrer Mutter stimmte Frederica immer noch traurig. Sie hatte sich aber mit der Tatsache abgefunden und den größten Kummer überwunden. Cedric Collingfords Liebe hatte sein Scherflein dazu beigetragen. Durch und mit ihm hatte sie wieder gelernt, fröhlich zu sein. Frederica war in einem Alter, in dem sich die Welt rosarot und voller Sonnenschein präsentierte, wenn man verliebt war, nicht ahnend, wie schnell und völlig überraschend dunkle Wolken am Horizont aufziehen können.
T rotz der Vorhaltungen ihres Vaters traf Frederica sich zwei Tage später erneut mit Cedric in einem halb verfallenen Stall nur eine Meile von Trenance Cove entfernt. Jeder Begegnung mit dem geliebten Mann fieberte sie entgegen und sank, kaum vom Pferd geglitten, in seine ausgebreiteten Arme. Nach ausgiebigen, atemlosen Küssen und Liebkosungen erzählte sie ihm von ihrem Eindruck, dass ihr Vater sehr einsam sei.
»Er kann uns jederzeit besuchen kommen«, erwiderte Cedric.
»Das wird nicht häufig geschehen, Ceddy«, wandte Frederica ein. Wenn sie allein waren, verwendete sie
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