Im Schatten Der Wälder: Roman
als sich dir ein Mann genähert hat, den du schon kennst.«
»Nein, ich … Gott, warte mal.« Sie schloss die Augen und dachte an die Gespräche. »Heilige Scheiße. Ihr habt recht. Ich hatte es einfach nicht auf dem Bildschirm. Hmm.«
»Gutes oder schlechtes Hmm?«, fragte Fiona.
»Ich glaube … gut. Er ist interessant, lustig, wenn er nicht gerade im Dienst ist, zuverlässig und ein bisschen schüchtern. Und auch ein bisschen hinterhältig, was ich ganz gern mag. Wie er mich in eine Verabredung gelockt hat! Ich bin … geschmeichelt«, stellte sie fest. »Himmel, ich bin echt geschmeichelt. Gott, ich bin runderneuert, und jetzt gibt es auf einmal obendrauf einen Mann, der mich interessiert und umgekehrt. Das ist ein großartiger Tag.«
»Dann…«, Sylvia füllte alle drei Gläser noch einmal auf, »dann ist es ja gut, dass ich noch eine Flasche im Kühlschrank habe.«
»Du bist so klug«, lobte Mai. »Wer ist dafür, dass wir uns nachher das Abendessen aufs Zimmer bestellen, in unseren Pyjamas herumhängen, uns mit Champagner betrinken und das Ganze mit einem lächerlich kalorienreichen Dessert krönen? «
Alle hoben die Hände.
»Ich liebe Simon«, sprudelte Fiona hervor, aber dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, jetzt habe ich deine Neuigkeiten mit Sheriff Tyson verdorben. Wir reden weiter darüber. «
»Machst du Witze?«, sagte Mai. »Tyson – warum nenne ich ihn eigentlich immer beim Nachnamen? –, also Ben und
die Möglichkeiten, mit ihm auszugehen, können warten. Echte Liebe ist was anderes.«
»Ich habe zuerst gedacht, es wäre nichts Großes, aber das stimmt nicht. Warum kann ich denn nicht einfach eine Affäre haben wie ein ganz normaler Mensch? Jetzt habe ich alles nur unnötig kompliziert gemacht.«
»Ich finde es wundervoll.« Sylvia strahlte sie an, und Tränen traten ihr in die Augen.
»Ich weiß nicht, ob es so wundervoll ist. Er ist eigentlich nicht der Mann, den ich mir vorgestellt habe.«
»Du hast dir gar nichts mehr vorgestellt«, erwiderte Sylvia.
»Vielleicht. Aber wenn, dann glaube ich nicht, dass ich mir Simon Doyle ausgesucht hätte – nicht für die große Liebe.«
Mai stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch. »Warum liebst du ihn denn? Was hat er für Qualifikationen?«
»Ich weiß nicht. Er ist ein Einzelgänger und ich nicht, er ist reizbar und ich nicht. Er ist chaotisch und unverblümt, manchmal sogar richtig unhöflich, und nur wenn du hartnäckig bohrst, gibt er Informationen über sich preis.«
»Das ist Musik in meinen Ohren«, murmelte Sylvia.
»Warum, weise Frau?«, fragte Mai.
»Weil er nicht einer perfekten Fantasie entspricht. Er hat Fehler, und du verstehst das. Es bedeutet, du hast dich in ihn verliebt, so wie er ist, und nicht, wie du ihn gerne hättest.«
»Ich mag ihn einfach. Er bringt mich zum Lachen, und er ist freundlich. Er sagt nichts, was er nicht wirklich meint, er ist also aufrichtig.«
»Liebt er dich?«
Fiona zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, aber wenn er es jemals sagen sollte, meint er es auch so. Im Moment ist es gut so, wie es ist. Ich muss mich erst an meine Gefühle gewöhnen – und ganz sicher sein, dass er nicht nur bei mir ist, weil ich, na ja, weil ich in Schwierigkeiten stecke.«
»Als ihr Sex auf dem Küchentisch hattet, hat er bestimmt nicht gedacht: Hey, die Frau da hat Schwierigkeiten.«
Fiona nickte Mai zu. »Ja, guter Gedanke. Darauf noch einen Champagner. Ich gehe mal die Flasche holen.«
Mai wartete, bis Fiona ins Haus gegangen war. »Es ist richtig, dass wir ihr von dem Mord nichts sagen, oder?«
»Ja. Sie braucht ein bisschen Ruhe. Sie wird sich noch früh genug damit befassen müssen.«
»Ich glaube übrigens, er liebt sie.«
Sylvia lächelte. »Warum?«
»Weil er zu Davey gesagt hat, er soll dich anrufen und dir raten, ihr nichts zu sagen. Wir lieben sie, und wir hätten es ihr sowieso nicht gesagt, aber Simon hatte den gleichen Instinkt, und das hat eindeutig etwas mit Liebe zu tun.«
»Das glaube ich auch.«
»Vielleicht ist es ja nicht die große Liebe, aber …«
»Für jetzt reicht es. Ehrlich, Mai, ich glaube, sie brauchen einander, und zusammen werden sie stärker und besser. Wenigstens möchte ich das.«
Mai blickte zur Tür und senkte die Stimme. »Ich habe dem Portier gesagt, er soll uns morgen früh auf keinen Fall die Zeitung vor die Tür legen. Nur zur Sicherheit.«
»Ja, das war gut.«
Sie hörten den Korken knallen und Fionas Jubelschrei.
»Denk nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher