Im Schatten Der Wälder: Roman
dir eine schöne Zeit.« Er ergriff ihre Hand. »Wirklich. Eine schöne Zeit.«
»Ja, danke. Es wird bestimmt schön.« Sie stieg ins Auto, steckte aber gleich noch einmal den Kopf aus dem Fenster. »Und vergiss nicht …«
Er drückte ihren Kopf wieder hinein.
»Okay. Okay. Und tschüs!«
Mit den Hunden zusammen blickte er ihr nach. »Na gut, Jungs, jetzt ist Männer-Zeit. Kratzt eure Eier, wenn ihr noch welche habt.«
Er ging zurück zum Haus und schaute noch einmal rasch durch alle Zimmer. »Hier drin riecht es nie nach Hund«, murmelte er. »Wie macht sie das bloß?«
Schließlich enterte er seinen Truck. »Alle hinein. Wir machen einen Ausflug.«
Während er an diesem Morgen arbeitete, dachte er einmal – vielleicht auch zweimal – flüchtig an sie. Mittags ließ er die Füße von der Veranda baumeln und teilte sein Salami-Sandwich mit den Hunden (Fiona würde es sicher nicht billigen). Danach warf er zwanzig Minuten lang Stöckchen und Bälle am Strand und lachte sich kaputt, als alle Hunde ins Wasser sprangen.
Dann machte er sich wieder an die Arbeit, aus dem Radio dröhnte AC/DC, und vier nasse Hunde schnarchten um die Wette in der Sonne.
Ihr Bellen hörte er nicht, aber er blickte auf, als ein Schatten in die offene Tür fiel.
Er legte sein Werkzeug beiseite, stellte das Radio mit der Fernbedienung aus und schaute Davey entgegen.
»Na, Sie haben ja eine wahre Hundemeute da draußen.«
»Fiona ist für ein paar Tage weggefahren.«
»Ja, ich weiß. Mit Syl und Mai. Ich dachte, ich fahre zweimal
am Tag bei ihr am Haus vorbei, um zu gucken, ob alles in Ordnung ist. Hören Sie … Was ist das denn?«
Simon fuhr mit der Hand über den Stumpen. Er hatte die Rinde abgeschält und ihn schon einmal grob abgeschliffen. Mit den Wurzeln nach oben stand er da.
»Das ist ein Fuß für ein Waschbecken.«
»Es sieht aus wie ein nackter, umgedrehter Baumstumpf.«
»Jetzt noch.«
»Ich muss Ihnen sagen, Simon, das ist ganz schön abgedreht. «
»Vielleicht.«
Davey schaute sich in der Werkstatt um. »Sie haben ja eine Menge Arbeiten hier stehen«, stellte er fest. »Ich habe den Einbauschrank gesehen, den Sie für die Munsons gemacht haben. Er ist echt schön geworden. Hey, das hier ist ja eine Schönheit.«
Simon stellte sich neben Davey und betrachtete das Weinkabinett, das er für Fiona gemacht hatte. »Es ist noch nicht fertig. Aber Sie sind doch nicht hier, um meine Arbeit zu begutachten? «
»Nein.« Davey verzog grimmig das Gesicht. »Scheiße.«
»Sie haben das Mädchen gefunden, das er letzte Woche entführt hat.«
»Ja. Heute früh. Crater Lake National Park. Er hat sie länger als die anderen behalten, deshalb hat das FBI schon geglaubt, es wäre nicht derselbe Täter. Vielleicht war er es ja auch nicht. Vielleicht. Himmel, Simon, er hat sie brutal zusammengeschlagen, bevor er sie getötet hat. Perry hat sie nie so zugerichtet, und die anderen drei hat er auch nicht verprügelt. Aber sonst passt alles. Der Schal, die Lage des Körpers. Sie hatte eine Vier auf der Hand.«
Simon trat an seinen Kühlschrank und holte zwei Dosen Cola heraus. Er warf Davey eine zu.
»Er sucht seinen eigenen Weg«, sagte er dann. »So ist das. Man lernt, man ahmt nach, und dann findet man seinen eigenen Stil. Er experimentiert.«
»Du lieber Himmel, Simon.« Davey rieb die kalte Dose an seiner Wange, bevor er sie öffnete. »Ich wünschte, Sie hätten unrecht. Aber ich denke das Gleiche.«
»Warum erzählen Sie mir überhaupt davon?«
»Weil ich Ihren Rat brauche. Sollen wir Fee anrufen und es ihr sagen?«
»Nein. Sie braucht ein paar Tage Ruhe.«
»Da bin ich Ihrer Meinung, aber es wird überall in den Nachrichten sein.«
»Rufen Sie Syl an, und sagen Sie ihr, sie sollen alle Nachrichten von ihr fernhalten. Nichts darf das Nirwana dort stören. Syl wird schon wissen, was zu tun ist.«
»Ja, das ist eine gute Idee. Simon, das Mädchen jetzt war gerade erst zwanzig. Ihr Vater ist vor zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie war das einzige Kind. Ihre Mutter hat ihren Mann und jetzt ihr einziges Kind verloren. Es macht mich krank.«
Er trank einen Schluck Cola. »Sie sprechen wahrscheinlich jeden Abend mit Fee.«
Das hatte er eigentlich nicht vorgehabt. Es kam ihm so … wie in der High School vor. »Ja. Ich rufe sie an. Es geht ihr bestimmt gut da.«
Aber als er sich wieder an die Arbeit machte, wusste er, dass er sich Sorgen machen würde, bis sie wieder heil zu Hause war.
Fiona
Weitere Kostenlose Bücher