Im Schatten Der Wälder: Roman
gefaltete Hose, die sie auf das Bett gelegt hatte.
Dann inspizierte er seinen Trainingsraum.
Okay, auch hier roch es wie im übrigen Haus nach Zitrone. Aber sein Handabdruck war immer noch auf der Fensterscheibe.
Es war ein seltsamer Kompromiss, dachte er.
Er wandte sich zum Gehen, trat aber dann rasch noch an die Kommode und holte sich ein frisches Hemd aus der Schublade.
Immerhin hatte sie Steaks besorgt.
Steaks gegen ein frisches Hemd. Das war auch eine Art von Kompromiss.
26
T awney studierte Perry auf dem Monitor. Er saß mit Handschellen am Stahltisch, die Augen geschlossen, ein leises Lächeln umspielte seine Mundwinkel – er sah aus, als ob er angenehmer Musik lauschen würde.
Sein gefängnisblasses Gesicht, teigiger als noch vor sieben Jahren, wirkte ruhig und versunken. Die tiefen Falten um seinen Mund und in seinen Augenwinkeln verstärkten das Bild eines gewöhnlichen, harmlosen Mannes, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte.
Der nachsichtige Onkel, der ruhige Nachbar, der seine Rosen pflegte und regelmäßig den Rasen mähte. Der unauffällige Mann, dem niemand einen zweiten Blick schenkte.
»Er hat das benutzt wie Bundy sein charmantes Aussehen und seinen falschen Gips«, murmelte Tawney.
»Was?«
»Seine Großvater-Maske. Er setzt sie nach wie vor auf.«
»Stimmt. Aber er redet ohne seinen Anwalt mit uns, und das hat doch etwas zu bedeuten.« Mantz schüttelte den Kopf. »Was hat er vor? Was denkt er? Niemand kennt ihn besser als du, Tawney.«
»Niemand kennt ihn.«
Er blickte Perry unverwandt an. Er weiß, dass wir ihn beobachten, dachte er. Er genießt es.
»Er ist gut darin, einem das Gefühl zu geben, man würde erreichen, was man will. Er passt sich den jeweiligen Umständen an. Du hast die Akten gelesen, Erin. Dass er gefasst
wurde, hat er nur seinem Pech und dem Heldenmut eines Hundes zu verdanken.«
»Damit unterschätzt du aber deine oder die Rolle des Ermittlungsteams. Schließlich habt ihr ihn hinter Gitter gebracht. «
»Er war noch ein Jahr lang auf freiem Fuß, ein ganzes Jahr lang, obwohl wir sein Gesicht und seinen Namen hatten. Diese Angaben hatten wir Fiona zu verdanken, und trotzdem musste erst noch ein Polizeibeamter erschossen werden, bevor wir ihn geschnappt haben.«
Und das würde er sich nie verzeihen.
»Sieh ihn dir an«, fuhr Tawney fort. »Ein untersetzter Mann im mittleren Alter. Angekettet, im Käfig, und doch findet er einen Weg. Er hat Eckle entdeckt und die Zündschnur gelegt.«
»Du bekommst nicht genug Schlaf.«
»Ich wette, der Bastard schläft wie ein Baby. Jede Nacht mit diesem gottverdammten Lächeln auf dem Gesicht. Er hat einen Plan. Er hat immer einen Plan, er tut nichts ohne Absicht. Er braucht für das Gespräch keinen Anwalt, weil er uns nur das sagen wird, was er sagen will.«
»Er weiß doch gar nicht, dass wir Eckle auf der Spur sind.«
»Das frage ich mich.«
»Woher soll er das wissen? Und mit dem, was wir sagen wollen, knacken wir ihn. Eckle macht seinen schönen Plan zunichte, und das wird ihn ärgern.«
»Na ja. Schauen wir mal.«
Tawney nickte der Wache an der Tür zu, als sie eintraten. Perry blieb mit geschlossenen Augen sitzen, immer noch lächelnd, als Tawney Namen, Datum und Zeit in das Aufnahmegerät sprach. »Sie machen nicht von Ihrem Recht Gebrauch, einen Anwalt zu diesem Gespräch hinzuzuziehen?«
Perry öffnete die Augen. »Hallo, Agent Tawney. Nein, unter alten Bekannten braucht man keinen Anwalt. Agent Mantz, Sie sehen reizend aus heute. Es ist schön, wenn Besuch die Eintönigkeit des Tages durchbricht. Wir plaudern in der letzten Zeit so häufig. Ich freue mich jedes Mal darauf. «
»Geht es Ihnen nur um die Aufmerksamkeit?«, fragte Tawney. »Um das Durchbrechen der Monotonie?«
»Das ist sicherlich ein netter Nebeneffekt. Wie läuft die Jagd? Ich hungere nach Neuigkeiten, da ich kaum noch Zugang zur Außenwelt habe. Verständlich, natürlich, aber trotzdem unglückselig.«
»Sie bekommen Ihre ›Neuigkeiten‹, Perry. Ich bezweifle Ihre Fähigkeiten nicht.«
Perry faltete die Hände und beugte sich ein wenig vor. »Diesen Artikel, den die intelligente junge Frau geschrieben hat, habe ich sehr genossen. Wie hieß sie noch einmal? Kati Starr? Vermutlich ein Pseudonym. Auf jeden Fall habe ich mich gefreut, Neues über Fiona zu erfahren. Sie müssen ihr unbedingt sagen, dass ich an sie denke.«
»Ja, es ist sicher schwer, eine Frau zu vergessen, die einem in den Arsch getreten hat.«
»Eigentlich
Weitere Kostenlose Bücher