Im Schatten Der Wälder: Roman
die Wahrheit wissen?«
»Ja.«
»Ich arbeite mit Hunden und gebe auch Einzelunterricht für Hunde und Halter mit Verhaltensstörungen. Man darf keine Angst zeigen – man darf sie noch nicht einmal spüren, denn sonst merkt es der Hund. Er darf nicht eine Minute lang die Oberhand gewinnen. Man muss geduldig bleiben,
aber immer aus einer Position der Stärke heraus agieren. Alpha-Position. «
Mantz überlegte einen Moment lang. »Sie meinen, Sie haben sich Perry als bösen Hund vorgestellt?«
Fiona stieß die Luft aus. »Mehr oder weniger. Glauben Sie, es hat funktioniert?«
»Ich glaube, Sie haben Ihren Job gut gemacht. Und jetzt tun wir unseren.«
Perry gestand. Tröpfchenweise gab er Informationen preis, verlangte etwas zu essen, redete weiter. Fiona kämpfte gegen ein Gefühl der Klaustrophobie an, weil sie so lange in dem kleinen Raum eingesperrt war, und wünschte sich mehr als einmal, sie hätte Mantz’ Angebot zu einem Kaffee außerhalb des Gefängnisses angenommen.
Schließlich kam Tawney herein, um sich mit Mantz zu beraten. Ich werde ausharren, dachte Fiona. Das Essen, das ihr angeboten wurde, lehnte sie ab, weil sie nicht sicher war, ob sie überhaupt einen Bissen herunterbekommen würde.
Als sie das Gefängnis verließen, war es schon spät. Eigentlich hätte sie schon längst wieder zu Hause sein sollen. Fiona ließ das Fenster im Auto offen und atmete tief die frische Luft ein.
»Darf ich jetzt telefonieren? Ich muss Simon und Sylvia Bescheid sagen, dass ich später komme.«
»Telefonieren Sie nur. Ihre Stiefmutter habe ich angerufen«, sagte Tawney. »Simon habe ich eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Er ist nicht ans Telefon gegangen. «
»Er hört das Telefon nie, weil er in der Werkstatt die Musik immer so laut stellt. Aber Syl sagt ihm bestimmt Bescheid. Sie übernimmt meine Kurse heute Nachmittag. Ich warte bis kurz vor dem Abflug.«
»Erin sagte, Sie hätten nichts gegessen.«
»Nein, ich traue mich noch nicht. Sagen Sie mir bitte, ob es geholfen hat, ja?«
»Sie werden enttäuscht sein.«
»Oh.«
»Erin telefoniert gerade, um einige der Informationen, die Perry uns gegeben hat, zu überprüfen. Sie schickt Agenten zu den Adressen, an denen Perry mit Eckle in den nächsten Wochen Kontakt halten wollte. Er hat Orte angegeben, und er hat uns zwei Identitäten genannt, die Eckle benutzt.«
»Gott sei Dank.«
»Er will, dass Eckle geschnappt wird. Zum einen, weil er nicht mehr gehorcht, und zum anderen – und ich glaube, das war noch wichtiger –, weil er nicht will, dass Sie noch einmal gewinnen. Er will nicht riskieren, dass Eckle gegen Sie auch verliert. Offensichtlich haben Sie ihn nicht nur überzeugt, dass Sie es könnten, sondern ihm vermittelt, dass Sie sich geradezu darauf freuen. Ich habe es Ihnen sofort geglaubt.«
»Ich möchte es eigentlich nicht gerne beweisen müssen.«
Mantz kehrte zurück. »Ich habe Agenten zu den Orten geschickt, die er uns angegeben hat, außerdem ein Team in die Gegend, in der sich die nächste Entführung abspielen könnte. Außerdem haben wir Leute zu Kellworth’ College geschickt. Das sollte eigentlich erst in diesem Zeitrahmen sein Ziel sein, und falls er zu Perrys Vorgaben zurückkehrt, könnte er es dort noch einmal versuchen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Tawney, »aber es ist wohl besser, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen.«
»Wir haben eine Fahndung nach Eckle mit all seinen Identitäten herausgegeben. Und wir haben in den Jackpot gegriffen, Tawney. Wir haben einen 2005 Ford Taurus, mit kalifornischen Nummernschildern, angemeldet auf eine der Identitäten, John William Mitchell.«
Tawney legte seine Hand auf Fionas. »Sie werden gar nichts beweisen müssen.«
Schon Nachmittag, du liebe Güte, dachte Simon. Bei dem Tempo wären sie vor sechs nicht zu Hause. Ihre Stimme auf seinem Anrufbeantworter half, aber wirklich entspannen konnte er sich erst, wenn er sie leibhaftig vor sich sah.
Er hatte viel gearbeitet, und da Sylvia die Kurse für Fiona gab, brauchte er noch nicht einmal in den Ort zu fahren, da sie die neuen Stücke gleich selbst mitgenommen hatte. Außerdem hatte sie ihm Mittagessen gekocht. Nicht schlecht.
Er brachte den letzten der Blumenkästen, die er gebaut hatte, in der Halterung an, dann schaute er sich vom Vorgarten aus das Ergebnis an. Die Hunde, die den ganzen Tag kaum von seiner Seite gewichen waren, saßen neben ihm.
»Nicht schlecht«, murmelte er.
Sie sahen
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