Im Schatten Der Wälder: Roman
machte ihr nichts aus. »Ich fahre in den Ort und wollte nur fragen, ob ich Ihnen etwas mitbringen kann. Sozusagen als Dank dafür, dass Sie mir zugehört haben.«
»Nein, ich habe alles, danke.«
»Okay. Wir wissen ja beide, dass ich das nur als Vorwand genommen habe. Ich … oh, mein Gott, das ist wunderschön! «
Sie trat auf den Schrank zu, der am anderen Ende der Werkstatt stand.
»Nicht anfassen!«, herrschte Simon sie an. Fiona blieb abrupt stehen. »Er ist klebrig«, fügte er freundlicher hinzu. »Lack.«
Gehorsam verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken. Jetzt merkte sie auch, dass es nach Lack roch, nach Lack, Sägemehl und frisch gesägtem Holz. Die Mischung ergab ein faszinierendes Aroma. »Sind das die Türen? Die Schnitzereien sind wundervoll, und diese Holzmaserung. Wirklich wunderschön. Ich hätte ihn gerne. Ich kann ihn mir wahrscheinlich nicht leisten, aber ich will ihn trotzdem. Wie viel kostet er?«
»Er passt nicht in Ihr Haus. Er ist elegant und ein bisschen überladen, das sind Sie nicht.«
»Ich kann auch elegant sein.«
Er schüttelte den Kopf, dann trat er an einen alten Kühlschrank und nahm zwei Dosen Cola heraus. Er warf ihr eine zu, und sie fing sie mit einer Hand.
»Nein, das können Sie nicht. Sie möchten lieber etwas Einfacheres, Sauberes oder möglicherweise Fantasievolleres. Eine spannende Mischung zwischen Missionsstil und Kunsthandwerk. «
»Sehen Sie mich so?«
»Ich war in Ihrem Haus«, erwiderte er.
Sie wäre so gerne mit dem Finger über die Schnitzereien auf der Tür – längliche Herzen – gefahren. »Das hier ist doch spannend.«
»Nein.«
Ehrlich verblüfft wandte sie sich ihm zu. »Sie wollen ihn mir tatsächlich nicht verkaufen, weil ich nicht elegant bin?«
»Das ist richtig.«
»Wie verkaufen Sie denn überhaupt Ihre Arbeiten?«
»Auf Auftrag oder im Direktverkauf. Indem ich entwerfe, was zu dem Kunden passt.« Er musterte sie über den Rand der Dose. »Harte Nacht?«
Sie steckte die Hände in die Taschen. »Danke, dass es Ihnen aufgefallen ist. Na ja, da ich Sie sowieso unterbrochen habe und keine passende Kundin für Ihren blöden Schrank bin, lasse ich Sie mit Ihrer Monstersäge allein.«
»Ich mache gerade Pause.«
Sie trank einen Schluck und musterte ihn ebenso offen wie er sie. »Wissen Sie, schlechte Manieren stören mich nicht.«
»Wenn Sie glauben, Sie könnten mich erziehen wie meinen Hund, dann irren Sie sich. Ich bin unerziehbar.«
Sie lächelte nur.
»Und wenn das Angebot, mir etwas aus dem Ort mitzubringen, nur ein Vorwand war, haben Sie es dann auf mich abgesehen?«
Erneut lächelte sie und wanderte ein bisschen in der Werkstatt herum. Sie sah viele Holzklemmen und Meißel, eine kleinere Säge und eine festgeschraubte Bohrmaschine, die beinahe so furchterregend wirkte wie die Monstersäge.
Sie sah Werkzeuge, deren Namen sie nicht kannte, und leere Kaffeebecher voller Nägel, Schrauben und anderer seltsamer Dinge.
Sie konnte jedoch keine Art von Ordnung erkennen.
»Auf Sie abgesehen? Noch nicht. Und wenn ich Ihr Benehmen so bedenke, dann werde ich mir das auch gründlich überlegen.«
»Das ist Ihr gutes Recht. Dann will ich genauso fair mit Ihnen sein: Sie sind wirklich nicht mein Typ.«
Sie blieb an einem Schaukelstuhl mit breiten Armlehnen stehen und warf ihm einen kühlen Blick zu. »Ach ja?«
»Ja. Ich stehe mehr auf den künstlerischen, femininen Typ. Sanfte Formen sind ein Bonus.«
»Wie Sylvia.«
»Ja.«
»Oder Nina Abbott.« Sie lächelte spöttisch, als in seinen Augen kurz Ärger aufzuckte.
»Oder die«, sagte er nur.
»Gott sei Dank haben wir das geklärt, bevor ich mein zerbrechliches kleines Herz in Ihre Hände gelegt habe.«
»Ja, zum Glück. Aber … ab und zu ist es gut, Dinge aufzumischen und etwas Neues zu probieren.«
»Na toll. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich aufgemischt und ausprobiert werden möchte. In der Zwischenzeit gehe ich Ihnen mit meiner uneleganten, kunstlosen, unfemininen, flachbrüstigen Person besser aus dem Weg.«
»Sie sind nicht flachbrüstig.«
Sie musste unwillkürlich lachen. »Himmel, Sie sind ein seltsamer Vogel. Ich gehe jetzt, solange ich noch einen Funken Stolz besitze.«
Sie trat an die Tür und rief seinen Hund. Als der Welpe zu ihr gerannt kam, streichelte und lobte sie ihn. Dann schob sie ihn in die Werkstatt und schloss die Tür von außen. Mit einem letzten Blick auf Simon ging sie zu ihrem Truck, Newman treu an ihrer Seite.
Simon blickte ihr
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