Im Schatten Der Wälder: Roman
Sylvia an. »Sie sind losmarschiert. Over.«
»Na, hoffentlich finden sie mich nicht zu schnell. Mein Buch ist spannend. Over.«
»Vergiss nicht. Verstauchter Knöchel, dehydriert, leichter Schock. Over.«
»Ja, ich weiß. Aber bis dahin esse ich erst einmal meinen Apfel und lese weiter. Bis später. Over und aus.«
Um ihre Hunde zu beschäftigen und sie darüber hinwegzutrösten, dass sie nicht mit den anderen an der Suche teilnehmen durften, machte Fiona Agility-Training mit ihnen.
Für Außenseiter mochte es komisch aussehen – fröhliche Labbies, die die Leiter an einer Kinderrutsche hinauf- und wieder herunterkletterten oder auf Befehl die Rutsche nahmen. Aber diese Übungen trainierten sie für schwieriges Gelände. Und außerdem machte es ihnen Spaß, auf der Wippe zu balancieren, über schmale Planken zu laufen und durch Tunnel zu kriechen.
Zwischendurch blieb Fiona in Funkkontakt mit der Einheit, beantwortete Fragen, gab Positionen durch.
Nach einer Stunde belohnte sie die Hunde mit Kauknochen und setzte sich an ihren Laptop. Als ihr Funkgerät knisterte, schrieb sie einhändig weiter.
»Basis, hier spricht Tracie. Ich habe Sylvia gefunden. Sie ist bei Bewusstsein und ansprechbar. Möglicherweise ist ihr rechter Knöchel verstaucht, was ihr Schmerzen bereitet. Sie wirkt dehydriert und steht wahrscheinlich unter leichtem Schock, ist aber ansonsten wohl unverletzt. Over.«
»Gut, Tracie. Wie ist Ihre Position, und brauchen Sie Hilfe, um Sylvia zur Basis zu transportieren? Over.«
Obwohl es nur eine Übung war, notierte Fiona Ort, Zeit und Status. Sie lächelte, als sie hörte, wie Sylvia im Hintergrund ihre Opferrolle spielte, aber sie beendete den Eintrag doch auf professionelle Art.
Für die Schlussbesprechung fand Fiona eine kleine Feier angebracht. Sie stellte Tabletts mit Brownies auf ihren Picknicktisch und Platten mit Obst für diejenigen, die Gesünderes bevorzugten. Außerdem hatte sie Krüge mit Eistee vorbereitet.
Sie hatte auch Hundekuchen und ein Spielzeug für jeden Hund – und für Lolo, Tracies klugen deutschen Schäferhund, einen goldenen Stern für das Halsband.
Als sie die Gläser nach draußen trug, fuhr Simons Truck über die Brücke.
Es ärgerte sie, dass sie sich davon beeinträchtigen ließ. Normalerweise war sie doch eine glückliche, freundliche Person, dachte Fiona. Sie mochte Simon und fand vor allem seinen kleinen Hund hinreißend, aber trotzdem stieg leise Gereiztheit in ihr auf.
Vielleicht lag es zum Teil daran, wie gut er aussah mit seiner verwaschenen Jeans und seiner teuren Sonnenbrille. Und mit seinem süßen Welpen wirkte er auch irgendwie zugänglich – ein Trugschluss, wie sie fand.
Jaws rannte fröhlich auf sie zu, um sie zu begrüßen, und sprang dann wie ein Gummibällchen zu den anderen Hunden, um sie sofort zum Spielen aufzufordern.
»Machen Sie Picknick?«, fragte Simon.
»So eine Art.« Sie ahmte seinen beiläufigen Tonfall nach. »Ein Fortgeschrittenen-Kurs ist auf dem Weg zurück von einer Übungssuche. Ihre erste mit einem Menschen. Und deshalb feiern wir ein bisschen.«
»Mit Brownies.«
»Ich mag Brownies.«
»Wer nicht?«
Jaws demonstrierte seine Meinung darüber, indem er versuchte, auf den Tisch zu klettern und einen kleinen Kuchen zu stehlen. Fiona stellte seine Vorderbeine behutsam wieder auf den Boden. »Aus!«
»Ja, viel Glück dabei. Er ist der reinste Akrobat. Gestern hat er mir in den fünf Komma zwei Sekunden, in denen ich ihm den Rücken zugewandt habe, mein Sandwich gestohlen und aufgefressen – offenbar mag er Pickles.«
»Konsequenz.« Fiona wiederholte das Kommando ein zweites und ein drittes Mal, weil Jaws nicht aufgab. »Und Ablenkung.«
Sie trat ein paar Schritte zurück und rief ihn. Er rannte so begeistert zu ihr, als seien sie monatelang getrennt gewesen. Und als sie ihm den Sitz-Befehl gab, setzte er sich artig und genoss ihr Lob und ihr Streicheln. »Positive Verstärkung.«
Sie zog ein Leckerli aus der Tasche. »Braver Hund. Er macht sich gut.«
»Vor zwei Tagen hat er meinen USB-Stick gefressen. Er hat ihn einfach heruntergeschluckt, wie eine Vitaminpille.«
»Oh, oh.«
»Ja. Ich bin sofort mit ihm zur Tierärztin gefahren – aber sie hat gemeint, der USB-Stick sei so klein, er bräuchte nicht chirurgisch entfernt werden. Ich soll warten, bis er …« Er presste die Lippen zusammen und starrte finster in die Ferne. »Darüber möchte ich nicht sprechen. Sagen wir nur, ich habe ihn schließlich
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