Im Schatten der Wandlung (German Edition)
Eric würde mich nie von selbst einer solchen Gefahr aussetzen, indem er mich mit zu seinen größten Feinden nimmt. Dessen war ich mir mehr als sicher. Hätte ich nur auf mein Gefühl gehört, dann hätte ich später nicht mit den Konsequenzen leben müssen.
Mir blieb nicht mal Zeit mich umzuziehen, da klingelte es bereits an der Tür. Ich zog mir in Windeseile die Schuhe an und öffnete ihm. Eric schnappte meine Hand und zog mich mit sich. Ich konnte sie gerade noch mit der anderen Hand zuziehen.
Er zerrte mich ins Auto und fuhr los. Irgendwie kam er mir ziemlich unheimlich vor. Er bestand nicht mal darauf, dass ich mich anschnalle. Normalerweise fährt er gar nicht los, wenn ich nicht angeschnallt bin. Doch Gedanken beiseite, im Moment war mir Caitlin wichtiger.
„Wo sind sie?“
„Keine Angst, wir sind gleich da.“
Als ich bemerkte, dass wir auf den Wald zuhielten, wurde mir noch mulmiger. Ängstlich sah ich Eric an.
„Was ist?“, fragte er barsch.
Ich brachte keinen Ton heraus. Was war nur los mit ihm? So kannte ich ihn gar nicht. Das alles machte mir mehr Angst als gut für mich war. Ich war nahezu geschockt. Es musste sich einfach um einen Albtraum handeln. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach auszusteigen und allein nach Caitlin zu suchen. Aber das erschien mir nahezu sinnlos.
„Wir sind da.“
Eric stieg aus. Ich ebenfalls.
Wir befanden uns irgendwo im Wald. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war.
Durch den Wald führte ein schmaler Kiesweg, was ich auch nur durch das Knirschen, das meine Schuhsohlen von sich gaben, erkannte. Es war stockdunkel. Ich konnte überhaupt nichts sehen.
Eric krallte sich meine Hand und schleifte mich mit sich. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich konnte nur nicht sagen, was es war. Es erschien mir alles so unecht. Als sich meine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich zumindest ein bisschen von meiner Umgebung erkennen. Wir waren umgeben von Bäumen. Was sonst? Da wir bereits so tief im Wald waren, sah ich keinen Ausweg aus diesem Irrgarten. Das merkwürdige Gefühl verstärkte sich. Hier war weit und breit nichts und niemand außer uns beiden. Und schon gar kein Haus oder irgendetwas, dass Evans Versteck gleich kam.
Plötzlich ließ er meine Hand los.
„Was …“ Ich konnte ihn nirgendwo mehr sehen. „Eric?“
Nichts.
„Eric!“
Auf einmal stand jemand vor mir.
„Eric?“
„Nein, nicht Eric.“
Es war Evan. Er stand direkt vor mir.
„Wo ist Eric? Er war doch eben noch hier“, stammelte ich.
„Dann war ich ja wirklich sehr überzeugend.“
„Was?“ Oh Gott.
Als er noch einen Schritt auf mich zumachte, wich ich automatisch zurück. Sein Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze. Er fuhr mit der Zungenspitze über seine Reißzähne. Ich schrie laut auf und rannte los. Ich rannte schneller als ich es jemals für möglich gehalten hätte. In meinem Nacken spürte ich, wie Evans Fingernägel mich kratzten. Wieder entrang sich meiner Kehle ein gellender Schrei. Gleich hatte er mich. Wie konnte ich überhaupt mit einem Vampir mit übernatürlichen Kräften mithalten? Wahrscheinlich spielte er mit mir.
Ich musste mir was einfallen lassen. Aber was?
Ich machte einen Bogen nach rechts und rannte weiter. Als ich nach hinten schaute, konnte ich Evan nicht mehr sehen. Trotzdem rannte ich noch schneller. Denn ich wusste, er war hier irgendwo. Mir wäre es lieber gewesen ich hätte ihn gesehen, denn so wusste ich nicht, wann und wo er über mich herfallen würde. Dann prallte ich gegen etwas Hartes und landete auf meinem Hintern. Sofort riss ich meinen Kopf nach oben. Evan stand direkt vor mir, er lächelte amüsiert in sich hinein. Er wollte definitiv mit mir spielen. Mir erst Angst einjagen bis zum Zerreißen, mich dann in Sicherheit wiegen und in dem Moment, als ich glaube entkommen zu sein, schlägt er zu.
Ich raffte mich auf und lief in irgendeine Richtung weiter. Da der Mond hinter einer Wolke verschwunden war, konnte ich fast nichts mehr erkennen. Diese Art von Szene kannte ich nur zu gut aus Horrorfilmen. Meistens gingen sie nicht gut aus. Ich sah mich schon tot am Waldrand liegen, verscharrt unter einer dicken Schicht Dreck und Laub. Warum schnappt er mich nicht einfach? Was hat er vor? Wieso spielt er mit mir? Ist das seine Natur?
Da erfasste meinen rechten Fuß ein dumpfer Schmerz, der sich schnell in meine komplette rechte Körperhälfte ausbreitete. Als ich kapierte was los war, rollte ich bereits den Abhang hinunter.
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