Im Schatten der Wandlung (German Edition)
doch er war nicht gerade erfreut darüber.“
„So, er ist also nicht erfreut darüber?“, fragte ich sarkastisch.
„Er meinte, ich brauche mir wegen Evan keine Sorgen zu machen.“
Es hörte sich nicht so an, als wüsste sie von dem Polaroid. Um sie nicht weiter zu beunruhigen, beließ ich es dabei und erzählte ihr nichts davon. Caitlin verstand meine stille Bitte und verlor ebenfalls kein Wort darüber.
„Bald ist Weihnachten, wann ziehst du bei uns ein Caitlin?“, fragte Lori.
„Am Mittwoch ist der letzte Tag am College vor den Ferien, Mom und Dad fahren am Donnerstag. Also würde ich sagen, Donnerstag.“
Endlich mal was Erfreuliches. Es würde sicher gut tun, Caitlin um mich zu haben. Sie hat immer die besten Ideen, um mich von Eric abzulenken.
***
Donnerstag kam schneller als ich dachte. Ich war sehr froh darüber, so hatte ich immer jemanden bei mir und musste nicht mehr allein sein.
Caitlin, Lori und ich saßen auf der Couch und tranken einen Cappuccino.
„Um ehrlich zu sein, freu ich mich kein bisschen auf Weihnachten“, gab ich deprimiert zu.
„Ach komm schon, wir machen es uns hier so richtig schön“, wollte Caitlin mich aufheitern.
„Ihr versteht einfach nicht, wie ich mich im Moment fühle. Einfach nur leer.“
Nach einem kurzen Zögern sagte Lori:
„Eigentlich sollte es ja eine Überraschung werden, doch ich glaube, du hast eine Aufmunterung bitter nötig.“
Fragend sah ich meine Tante an.
„Deine Mom kommt an Weihnachten zu Besuch.“
Was für großartige Neuigkeiten. Ich konnte es gar nicht fassen.
„Im Ernst?“
„Natürlich. Am Weihnachtsmorgen wird sie hier sein.“
„Oh, ich freu mich riesig. Sie weiß aber nichts von Eric, oder?“
„Aber nein, wo denkst du hin?“
„Ach komm schon, du bist doch dasselbe große Klatschmaul wie sie. Hast du Eric gar nicht erwähnt, oder denkt sie, er sei ein Mensch? Oh Gott, hast du ihr etwa gesagt, dass wir uns getrennt haben?“
Schuldbewusst sah sie mich an.
„Na toll! Dann bemuttert sie mich ja noch mehr. Was soll´s? Vielleicht tut mir das ja mal ganz gut.“
„Soll das etwa heißen, ich kümmere mich nicht genug um dich?“
„Wenn du das so interpretierst, wird es wohl so sein.“
Caitlin fing an zu lachen.
„Unsere Kleine hier gibt richtig Gas. Lass uns lieber in dein Zimmer gehen bevor du dir noch Ärger einhandelst.“
„Lori weiß doch wie ich es mein, stimmt doch?“
Zur Antwort streckte sie mir ihre Zunge entgegen.
Noch während Cait meine Zimmertür schloss, sprudelte sie bereits drauf los:
„Also entweder du hakst das Thema Eric jetzt ab und wir tun alles Mögliche, dass es dir ohne ihn gut geht, oder wir versuchen ihn dir zurückzuholen. Also?“
Ich hatte noch nicht mal verarbeitet, dass meine Mom zu Besuch kommen würde, wie sollte ich da eine so bedeutungsschwere Entscheidung treffen?
„Sam?“
„Was soll ich denn jetzt mit seinem Geschenk machen?“
„Heißt das, die Antwort auf meine Frage ist nein?“
Ich nickte nur.
„Bist du dir auch ganz sicher? Richtig hundertprozentig sicher? Absolut fest davon überzeugt?“
„Natürlich nicht. Aber es geht leider nicht anders.“
Sie setzte sich neben mich aufs Bett. „Es geht immer anders Sam.“
„In diesem Fall nicht. Und wenn du ehrlich bist, weißt du das auch.“
Sie wich mit ihrem Blick auf den Boden aus.
„Schon, aber ich wollte dir irgendetwas geben, aus dem du Hoffnung schöpfen kannst.“
Jetzt sah ich ihr direkt in die Augen. „Und genau das will ich nicht.“
„Aber warum?“
„Siehst du nicht wie es mir geht? Meinst du ich ertrage das irgendwann noch mal? Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob ich es jetzt durchstehe.“
„Wie meinst du das?“
„Angenommen, wir wären wieder zusammen. Eines Tages kommt ihm wieder der Gedanke, dass es für mich zu gefährlich ist mit ihm zusammen zu sein. Und dann durchleb ich das Gleiche noch mal. Glaub mir, daran würde ich zerbrechen.“
„So hab ich es noch gar nicht gesehen. Dann eben abhaken und ablenken. Und ich hab da auch schon eine Idee.“
***
Ich wusste nicht wo wir hinfuhren, denn Caitlin hatte mir die Augen verbunden. Ich sollte meine wärmsten Kleider anziehen und Handschuhe mitnehmen. Was heckte dieses Schlitzohr bloß wieder aus? Bald würde es dunkel werden. Doch ich war viel zu gespannt auf das Kommende und innerlich viel zu leer, um mir Sorgen um irgendetwas Übernatürliches zu machen.
Caitlins Wagen wurde
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