Im Schatten der Wandlung (German Edition)
führte mich aus der Küche ins Wohnzimmer. Es dämmerte. Cait blieb in der Küche, ließ uns unsere Privatsphäre.
„Ich muss los.“
„Ich weiß“, sagte ich tapfer.
„Hey, sei nicht traurig. Ich komme wieder, hörst du?“
Ich nickte. „Ja, ich hab es gehört.“
„Ich würde dir gerne etwas geben.“
Mit fragenden Augen sah ich ihn an. Er holte eine Kette aus seiner Hosentasche, an der ein wunderschönes silbernes Kreuz hing.
„Das hat meiner Mutter gehört. Ich möchte es dir gerne schenken.“
„Ist das dein Ernst?“
„Ja. Am besten lege ich es dir gleich um.“
Eric stellte sich hinter mich, hob mein Haar auf die Seite und legte mir das Kreuz um.
„Vielen Dank. Es ist wunderschön.“
„Mein Vater hat es extra anfertigen lassen. Es ist schon sehr alt.“
„Ich werde gut darauf aufpassen. Ich hoffe, das ist jetzt kein Abschiedsgeschenk?“
„Wie kommst du denn auf so was? Ich finde einfach, es ist der richtige Moment dafür.“
Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Versprich mir, dass du wieder kommst.“
„Ich verspreche es.“
Ich fiel ihm in die Arme und versuchte krampfhaft, tapfer zu sein.
Nach einer Weile löste er die Umarmung.
„Ich muss los.“
Er küsste mich kurz aber hart auf die Lippen und ging in normalem Tempo in die Nacht hinaus.
„Komm zurück zu mir Eric“, flüsterte ich mit geschlossenen Augen.
***
Cait stand an den Küchentisch gelehnt und trank ein Glas Wein.
„Magst du auch ein Glas?“
Ich nickte. „Wir sind jetzt allein.“
„Er kommt wieder.“
Sie hielt mir das Glas entgegen. Ich nahm einen großen Schluck. Vielleicht konnte der Wein meine Angst um Eric ein wenig betäuben.
Cait schaltete den CD-Player an. Sie wusste genau, dass meine Lieblings-CD von 30 seconds to mars eingelegt war. Sie übersprang einige Lieder und ließ schließlich `This is war` laufen. Wir tranken unseren Wein und hörten zusammen den Song. Es gab mir ein wenig Kraft und auch ein bisschen Zuversicht, dass es gut gehen würde.
Als das Lied zu Ende war, holte sie eine Riesenpackung Schokolade hervor und wir machten uns mit unseren Filmen auf den Weg ins Wohnzimmer.
Der erste Film war zu Ende. Cait holte eine neue Flasche Wein und den nächsten Film.
Seit wir ins Wohnzimmer gegangen waren, haben wir nicht mehr über Eric geredet. Es war so, als wären wir stillschweigend übereingekommen, das Thema nicht mehr anzusprechen, bis zu seiner Rückkehr.
Nach der ersten halben Stunde des zweiten Filmes hörten wir ein merkwürdiges Geräusch.
„Eric?“, fragte ich voller Freude.
Da war es schon wieder, es hörte sich wie ein Kratzen an.
„Was ist das?“, fragte Caitlin.
Ich stürzte zur Balkontür, riss sie auf und rannte hinaus.
Dann blieb ich enttäuscht stehen.
„Es ist nicht Eric“, sagte ich zu ihr.
Deprimiert ging ich wieder ins Haus.
„Es war nur eine Katze. Sie versucht einen Ball kaputt zu machen.“
„Keine Sorge, er kommt wieder.“
„Hör auf das ständig zu sagen. Du weißt genauso wenig wie ich ob er wieder kommt!“
Kaum waren die Worte ausgesprochen, taten sie mir auch schon leid. Aber Cait nahm es mir nicht übel, sie wusste genau wie angespannt ich war.
„Tut mir leid, diese Warterei macht mich wahnsinnig.“
„Das weiß ich doch. Was können wir machen, dass es ein bisschen besser wird? Worauf hast du Lust? Was möchtest du gerne tun?“
Ich überlegte. Nur leider fiel mir nichts ein.
„Vielleicht können wir weiter an dem Ritual arbeiten?“
„Natürlich, gerne. Ich hol die Sachen.“
Wir fingen an, die Seiten neu zu ordnen und alles was keinen Sinn ergab, auszusortieren. Wir stellten eine neue Liste mit den Zutaten und Mengenangeben zusammen.
„Hier steht, dass es keine Garantie für das Gelingen gibt. Es hängt wohl von jedem selbst ab, die für ihn passende letzte Zutat zu finden.“
„Was soll das bedeuten?“, fragte Cait.
„Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, es bedeutet, dass die letzte Zutat des Rituals von jedem der sie herstellt, eine andere ist, etwas Individuelles. Es gibt praktisch ein Grundrezept, doch jeder Hersteller muss noch eine persönliche Note dazu geben. Vielleicht ist das damit gemeint.“
„Ja, du könntest recht haben. Weißt du was es in deinem Fall sein könnte?“
„Bis jetzt noch nicht. Aber ich werde es sicher herausfinden.“
Im nächsten Moment hörten wir einen lauten, dumpfen Schlag aus dem ersten Stock. Erschrocken sahen wir uns an. Cait und ich
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