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Im Schatten des Feuerbaums: Roman

Im Schatten des Feuerbaums: Roman

Titel: Im Schatten des Feuerbaums: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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Erwartung die Schwere und Müdigkeit. Alles, was Nathaniel Foster von sich gab, bekundete, dass sie heute endlich das Geschäft abschließen würden. Somit war sein Plan aufgegangen – der Plan, die eigene Naivität, die ihm sein Vater so oft vorgeworfen hatte, zu nutzen, um den anderen zu täuschen.
    Auch unterwegs trank Mr. Foster ausschließlich Whisky. Tiago verstand nicht, wie er das verkraften und sich weiterhin auf dem Pferd halten konnte. Sein Kopf wurde immer röter, seine Zunge erstaunlicherweise aber nicht schwerer.
    »Ich weiß natürlich, warum Sie die Kupfermine loswerden wollen«, meinte er gutmütig. »Seit der Entdeckung von Salpeter setzt Chile ganz und gar darauf, während Kupfer kaum mehr produziert oder gar exportiert wird.«
    Tiago überlegte. Seit Tagen gab er sich als unwissend, aber er war nie sicher, wie dumm er sich verhalten durfte, ohne Misstrauen zu erwecken. »Das stimmt«, gab er schließlich zu, »wobei es Chile eines Tages vielleicht zum Verhängnis werden könnte. Es geht das Gerücht, dass man Salpeter irgendwann in chemischen Labors herstellen könnte.« Er machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: »Wie auch immer. Bei Salpeter ist Chile auf eine Monopolstellung bedacht. Die Kupferminen überlässt der Staat aber gerne ausländischen Investoren – wie meinem Vater. Oder wie Ihnen.«
    »Was nicht erklärt, warum Ihr Vater unbedingt die Mine abstoßen will. Nicht als einziger Brite übrigens. Duncan Fox & Co. haben auch längst verkauft.«
    »Mein Vater ist einst nur in Besitz der Mine gekommen, weil deren chilenische Eigentümer ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten – so wie viele andere britische Geschäftsleute mit viel Kapital. Eigentlich hat er sich nie für das Kupfergeschäft interessiert. Und außerdem …« Er entschied, Nathaniel Foster mit seiner Eitelkeit und seinem Nationalstolz zu ködern: »Wir wissen doch beide, dass ihr Amerikaner nicht nur über das notwendige Kapital verfügt, sondern auch über modernste Technologien, die viel weiter ausgereift sind als die europäischen. Leute wie Sie können dem Kupferabbau in dieser Region noch mal zu neuer Blüte verhelfen.«
    Wie erhofft, war Nathaniel Foster sichtlich gebauchpinselt. Er lachte, schlug sich auf die Schenkel und sagte halb spöttisch, halb anerkennend: »Sie sind ein guter Marktschreier, Jacob.«
    »Der Kupferpreis wird steigen«, erklärte er ernsthaft. »Im Moment liegt der Preis für eine Tonne bei vierundzwanzig Dollar. Aber bis zu neunundvierzig sind möglich.«
    Dies war natürlich eine Lüge, das wusste Tiago, und das wusste auch Mr. Foster, aber beiden war auch klar, dass es den US-amerikanischen Geschäftsmännern nicht nur darum ging, möglichst schnell viel Geld zu verdienen. Sie wollten in ganz Südamerika Firmen übernehmen, um den Fuß in die Tür zu kriegen – auch wenn diese Firmen zunächst nur Verlustgeschäfte mit sich brachten.
    Foster trank erneut einen Schluck Whisky und rülpste laut.
    »Verfluchte Hitze!«, grölte er. »Ich frage mich ja nur, wie Sie das aushalten! Ich meine, ich komme aus Kalifornien, da wird es oft ähnlich heiß. Aber bei euch in England regnet es doch ständig.«
    Tiago unterließ es einmal mehr, ihn darauf hinzuweisen, dass er als Chilene geboren und nur wenige Male in England gewesen war.
    »Der Sattel ist so heiß, dass man sich den Arsch verbrennt«, schrie Nathaniel lachend auf.
    Tiago musste plötzlich grinsen. Also begann ihm der viele Whisky doch zuzusetzen – und das war gut so. Schwitzend und mit Kopfschmerzen würde Foster das Geschäft nur umso schneller abschließen wollen.

    Am nächsten Morgen litt Tiago selbst unter Kopfschmerzen. Er wusste nicht, ob sie von Fosters anstrengendem Geschwätz rührten oder von der Hitze. In der Hoffnung, dass zu dieser Tageszeit die Sonne noch nicht so gnadenlos herabbrennen würde, trat er ins Freie, doch bereits jetzt schien die Luft zu flimmern. Er rieb sich seufzend die Schläfen. Immerhin, Fosters Gesellschaft blieb ihm erspart. Jener schlief noch schnarchend – ein Zeichen, dass er die Anstrengungen der Wüste und den vielen Whisky doch nicht ganz so leichtfertig wegstecken konnte. Gestern Abend hatte er Unmengen davon getrunken, um den Geschäftsabschluss mit Tiago zu feiern und prahlerisch von seinen künftigen Plänen zu erzählen. Die Finsternis hatte sich ganz plötzlich über die Welt gesenkt, und es war zu spät gewesen, die Rückreise anzutreten. So hatten sie wohl oder übel

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