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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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doch mal sehen. Ach, Demetrius Ania, würdest du bitte nach vorn kommen? Du bist als Nächste dran. Wenn du mir also kurz die wirtschaftlichen Fortschritte unter der Herrschaft von Gaius Tertius
und die Auswirkungen auf die Entwicklung des Amarant-Tals schildern könntest …«
    Die junge Frau begann unter Larus’ strengem Blick fieberhaft nachzudenken.
    Tavi lehnte sich zu Ehren zurück und flüsterte: »Das ergibt doch keinen Sinn. Warum sollte ein Bogenschütze bei einem Überfall das Licht ausmachen? Er würde ja sein Ziel nicht sehen.«
    Ehren sah Tavi entsetzt an und deutete mit den Augen auf Larus.
    Tavi zischte gereizt: »Einfach nur leise reden. Er wird schon nichts hören im allgemeinen Magenknurren.«
    Ehren seufzte. »Ich habe keine Ahnung, warum jemand so etwas tun sollte.«
    Gaelle, die auf der anderen Seite neben Ehren war, beugte sich vor und flüsterte: »Ich habe auch nicht viel mehr herausgefunden. Niemand von den Dienstboten, mit denen ich geredet habe, erinnerte sich an diese Stecher, die du beschrieben hast. Aber ich habe mir ihren Müllhaufen angeschaut und da unter anderem Bettzeug, Becher und andere Dinge entdeckt, als hätten sie die Einrichtung eines ganzen Zimmers weggeworfen. Die Reste vom Frühstück lagen obenauf, es muss also gestern Nacht passiert sein.«
    »Bei den Krähen«, murmelte Tavi. Er lehnte sich beunruhigt wieder an die Wand. Die Prüfung dauerte schon viel zu lange. Kitai hatte eingewilligt, still bis zum Einbruch der Nacht in Tavis Zimmer zu warten, damit sie im Schutz der Dunkelheit das Gelände der Akademie verlassen konnte, aber er hatte ihr versprochen, längst wieder bei ihr zu sein. Je mehr Zeit verstrich, desto wahrscheinlicher war es, dass sie auf eigene Faust verschwinden würde.
    »Tavi?«, fragte Ehren. »Hast du bei den Civis-Legionares irgendetwas herausbekommen?«
    Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf. »Nichts, bis zu dem Moment, in dem ich vor Äonen von Jahren hier angekommen
bin«, brummte er. Finster starrte er die Akadem an, die verzweifelt nach der Antwort auf eine simple Frage suchte. »Bei den Krähen, Tertius’ Maßnahmen brachten den Geldwertverfall zum Halt, wodurch die Zähmung der Seidenfledermäuse und damit der Aufstieg der Seidenweber erst möglich wurde. Die verfluchten Apfelpflanzungen hatten nichts damit zu tun.«
    »Sei doch nicht so, Tavi«, murmelte Gaelle. »Sie ist aus Riva, und die Leute da oben sollen nicht sonderlich helle sein.«
    Ehren runzelte die Stirn. »Das habe ich noch nie gehört. Ich meine, Tavi stammt aus der Nähe von Riva, und …« Er blinzelte, verdrehte die Augen und sagte: »Oh.«
    Tavi starrte Gaelle an, die jedoch nur lächelte und lauschte, während Ania endlich die Seidenhöfe einfielen. Maestro Larus erlöste sie mit einem Wink und einem gereizten Blick, ehe er wieder etwas auf sein Papier schrieb und zur letzten Seite umblätterte.
    »Also gut«, brummelte Larus. »Fehlt uns nur noch ein Akadem. Tavi Patronus Gaius, komm doch bitte nach vorn.« Er widmete Tavi einen strengen Blick und fügte hinzu: »Wenn du die Zeit erübrigen und dein wichtiges Gespräch für einen Moment unterbrechen kannst.«
    Tavi schoss die Röte ins Gesicht, er erwiderte jedoch nichts und eilte nach vorn zu Maestro Larus.
    »Gut, gut, gut«, knurrte der Maestro. »Falls es dir also nicht zu viele Umstände macht, würde ich mich gern von dir über die so genannten romanischen Künste und ihre Rolle in der frühen aleranischen Geschichte ins Bild setzen lassen.«
    Im Saal erhob sich Gemurmel. Die Frage hatte es in sich, das wusste jeder. Tavi hatte über dieses Thema schon bei vier verschiedenen Gelegenheiten im Laufe der vergangenen zwei Jahre mit Maestro Larus gestritten. Und nun versuchte er offensichtlich, Tavi dazu zu zwingen, seine Meinung aufzugeben, um die Prüfung zu bestehen. Tavi fand diese Strategie armselig und angesichts der Geschehnisse in den letzten Tagen überaus ärgerlich.

    Trotzig schob er das Kinn vor und stellte beruhigt fest, dass der sture Hirtenjunge tief in seinem Inneren nicht die Absicht hatte, klein beizugeben.
    »Aus welcher Sicht, Herr?«
    Maestro Larus blinzelte sehr langsam. »Sicht? Nun, aus historischer Sicht, versteht sich.«
    Tavi presste die Lippen aufeinander. »Wessen historischer Sicht, Herr? Über die romanischen Künste haben sich, wie du weißt, schon verschiedene Schulen den Kopf zerbrochen.«
    »Das war mir nicht bewusst«, meinte Larus milde. »Fang doch einfach damit an zu

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