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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gesamte Kraft, auch nur bei Bewusstsein zu bleiben.
    Tavi schob Miles zurück an die Wand. »Bleib hier. Ich gehe.«
    »Nein«, knurrte Miles. »Ich komme mit.«
    Wieder mühte er sich ab, um aufzustehen, doch Tavi stieß ihn mit Leichtigkeit zurück. »Hauptmann!« Er blickte Miles in die Augen und sagte mit fester Stimme: »In diesem Zustand nützt du niemandem etwas. Du hältst mich nur auf.«
    Miles schloss kurz die Augen und verzog verbittert den Mund. Dann nickte er, nahm sein Schwert und bot Tavi den blutigen Griff an.
    Tavi ergriff das Schwert des Hauptmanns und sah ihm nochmals in die Augen. Miles versuchte zu lächeln und klopfte Tavi auf die Schulter. »Los, Junge.«
    Nie zuvor in seinem Leben hatte Tavis Herz so rasend geklopft - aber nicht aus Angst um sich selbst, wenngleich er die natürlich nicht leugnen konnte. Er fürchtete weniger den eigenen Tod; es war vielmehr die Angst davor, seiner Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Er war der Einzige, der Kitai warnen und die Verwundeten gegen die Wachsspinnen verteidigen konnte.
    Die Folgen seines Scheiterns waren zu entsetzlich, um sie sich auch nur auszumalen, und jeder Moment, der verstrich, brachte ihm weitere Nachteile.

    Und obwohl ihm solche Gedanken durch den Kopf schossen, hielt er das Schwert ordentlich parallel zum Unterarm, nur für den Fall, dass er auf der Treppe stolpern sollte.
    Und dann rannte er wild entschlossen los.

52
    Fidelias hasste das Fliegen.
    Zugegeben, durch die langen Schächte in der Tiefe zu jagen hatte wenig Ähnlichkeit damit, hoch über dem Land dahinzuschweben, zumindest oberflächlich betrachtet. Aber wenn man die Sache richtig bedachte, bestand der einzige Unterschied darin, dass man draußen einen besseren Ausblick hatte. So ging es immer weiter nach oben, in halsbrecherischer Geschwindigkeit, und er konnte weder bestimmen, wie schnell er voranpreschte, noch welche Richtung er einschlug - und das war vielleicht der eigentliche Auslöser für sein Unbehagen: Sein Leben lag vollständig in der Hand eines anderen Menschen.
    Fürstin Aquitania konnte es jederzeit beenden, und zwar einfach, indem sie gar nichts tat. Die Schwerkraft würde ihn tief nach unten ziehen, und vermutlich würde derjenige, der eines Tages seine Leiche entdeckte, noch nicht einmal mehr erkennen können, um wen es sich handelte, geschweige denn die Spur zur Fürstin zurückverfolgen. Er könnte sie also nicht daran hindern, ihn umzubringen, und er wusste leider nur allzu gut, dass sie zu einer solchen Mordtat durchaus imstande war. Falls er ihrem Ehrgeiz jemals im Wege stehen würde, traf sie möglicherweise einfach die Entscheidung, sich seiner zu entledigen.

    Nun ja, dachte er, Fürstin Aquitania hätte ihn längst ermorden können, aus gutem Grund oder aus überhaupt gar keinem, und er konnte wenig tun, um sie daran zu hindern. Er hatte sich gegen die Krone gestellt und sich ihrem Gemahl angeschlossen, und nur, weil die beiden bislang immer mit ihm zufrieden gewesen waren, hatten sie ihn noch nicht der Krone übergeben, oder, was wahrscheinlicher war, ihn einfach im Stillen beseitigt. Das war wieder typisch. Dieser Flug durch den langen Schacht rief Gedanken in ihm wach, die jeder Logik entbehrten. In diesem Moment drohte ihm keine größere Gefahr als sonst auch.
    Das Fliegen konnte er trotzdem nicht ausstehen.
    Er warf einen Seitenblick auf Fürstin Aquitania, während sie auf einer Säule aus Wind in die Höhe stiegen. Ihr schwarzes Haar peitschte hin und her wie eine Flagge in einer Sturmbö, und dasselbe galt für ihr Seidenkleid. Das erlaubte Fidelias gelegentlich, einen Blick auf ihre weißen, wohlgeformten Beine zu erhaschen. Er hatte sich schon vor langer Zeit abgewöhnt, Wasserwirker aufgrund ihres Äußeren als jüngere Zeitgenossen zu betrachten, wie es die meisten Menschen taten. Zu oft hatte er schon scheinbar junge Männer und Frauen kennen gelernt, die über eine Erfahrung und ein Urteilsvermögen verfügten, die weit über das hinausgingen, was ihr Aussehen vermuten ließ. Fürstin Aquitania war nur einige Jahre jünger als Fidelias, aber ihr Gesicht und ihr Körper hätten einer Frau in der Blüte ihrer Jahre gehören können.
    Und außerdem hatte Fidelias die Beine und weitaus mehr schon bei früheren Gelegenheiten zu sehen bekommen.
    Sie bemerkte seinen Blick und rang sich ein Lächeln ab. Ihre Augen funkelten. Dann deutete sie mit dem Kopf nach oben, wo ein fernes Licht das Ende des Schachtes ankündigte, das beständig näher

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