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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Vorteil, den es mir bringen soll, dich als Sänger zu engagieren, oder über das Geld, das du aus dem Wasser hier zaubern willst?«
    »Über beides!«, rief Rinaldo. »Heute ist dein Glückstag, Tiberius.«
    Tiberius grinste freudlos. »Jeder Tag ist mein Glückstag. Dazu brauche ich keinen Klugscheißer aus Mailand.«
    Rinaldos Lächeln ließ keinen Moment nach. »Lass uns den Hypocaust anschauen«, sagte er. »Ich würde gern wissen, ob man ihn nicht wieder herstellen kann.«
    »Lass uns den Hypocaust nicht anschauen«, erwiderte Tiberius. »Erzähl mir lieber, wie du dir das mit der Singerei vorgestellt hast.«
    »Du würdest nicht bereuen, mich zu dir zu nehmen.«
    »Ich will offen sagen, dass mir ein Sänger fehlt.«
    »Siehst du!«
    »Ich will auch offen sagen, dass ich nur auf den Heumarkt zu gehen und eine Hand voll Münzen auf den Boden zu werfen brauche. Die Burschen, die sich dann darum prügeln, sind entweder abgebrannte Pilgerfahrer oder abgebrannte Sänger. Die lassen sich leicht auseinander sortieren.«
    »Irgendeinen Sänger du bekommst an jeder Ecke.«
    »Wer sagt mir, dass du nicht direkt von so einer Ecke zu mir gekommen bist?«
    Rinaldo beugte sich näher zu Tiberius’ Ohr. »Die Tatsache, dass ich eigentlich hergekommen bin, um mir mit der Schönsten von deinen Mägdelein den Reisestaub von der Haut zu strampeln.«
    »Stimmt ja«, sagte Tiberius. »Auf den Gedanken, mir deine Dienste anzubieten, bist du erst gekommen, als dir in der Badestube die Musik fehlte.«
    »Genau«, sagte Rinaldo.
    »Eigentlich warst du gestern auch nur da, um dir den Stachel polieren zu lassen, und bist dann so nebenher auf den Gedanken gekommen, mich sprechen zu wollen, oder?«
    Rinaldo warf einen Blick zu Katerina, die an ihrem Kleidchen zupfte und sich um sich selbst drehte, um zu prüfen, ob es nicht irgendwo eine unliebsame Falte warf. Tiberius lächelte ihn ohne Wärme an. Rinaldo erkannte besorgt, dass er den Mann wegen seines groben Dialektes unterschätzt hatte.
    »Nun …«, begann er.
    »Und dann hast du tatsächlich vergessen, dass du schon mal hier warst, kamst zufällig noch mal vorbei, und der Gedanke, dass du die Lösung meiner Sorgen bist, krabbelte erneut in deinem Hirn hoch, oder wie?«
    Rinaldo setzte sich schwer auf die Umrandung neben den Bordellwirt. Er drehte die Handflächen nach oben und versuchte ein Grinsen. »Hör mal, Tiberius …«
    »Nein, jetzt hörst du zu. Ich habe deine neunmalkluge mailändische Scheiße bis hier. Wenn die Kerle zu mir kommen, dann fragen sie mich direkt: Tiberius, hast du eine Dalmatinerin? Tiberius, ist die Süße vom letzten Osterfest noch da? Tiberius, hast du eine, die sich wie ein Knabe nehmen lässt? Und ich sage: habe ich! Oder: habe ich nicht. Da kommt keiner und sagt, he, Tiberius, heute ist dein Glückstag, rein zufällig bin ich auf den Gedanken gekommen, dass der Himmel blau und das Wasser nass ist! Und ich sage nicht: Oh, messere Milano, wie mich das freut, ich ahne, dass es mir Wohlstand und Freude bringen wird, dich unter meinem Dach zu haben, und darf ich dir anbieten, wonach ich dich lechzen gesehen zu haben glaube?«
    Rinaldo seufzte. »Also gut, Tiberius …«
    »Nichts da. Was willst du von mir, Milano? Möchtest du für mich arbeiten oder nicht? Bist du ein so guter Sänger, dass ich dich nicht gleich achtkantig hinauswerfe, sobald du den Mund auftust?«
    »Ja«, sagte Rinaldo und reckte sich. »Und ja.«
    »Hast du schon mal in einem Haus wie diesem gearbeitet?«
    »Ja.«
    »Dann weißt du, dass die Gäste hier keine gedrechselten Sirventen hören wollen und die Weiber keine fin amor?«
    »Sicher, sicher. Tiberius, es ist nicht nur der Gesang, ich kann dir auch …«
    »Worum es hier geht, ist Geld«, sagte Tiberius. »Wenn die Kerle aus der Kammer kommen, fällt ihnen als Erstes ein, dass sie beim nächsten Kirchgang dem Pfaffen beichten müssen, was sie gerade getan haben. Und dann schauen sie sich um und sehen die anderen Kerle, die gerade das Gleiche denken und die Köpfe genauso tief hängen lassen. Wenn sie aus diesem Zustand nicht mehr rauskommen, gehen sie. Ich brauche jemanden, der sie diesen Zustand überwinden lässt.«
    »Jemand, der ihnen ein Lied singt oder eine Geschichte erzählt.«
    »Dann kaufen sie einen Krug Wein, der Stachel regt sich erneut, die Weiber gefallen ihnen wieder, und sie bleiben auf eine neue Runde. Das ist es, was ich brauche«, sagte Tiberius. »Einen Haufen, der die Fliegen anzieht. Wenn du dich lieber als

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