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Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Titel: Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Rath
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Hof?« Sie lachte gehässig. »Kaum zu glauben. Wen denn?«
    »Eigentlich ist er schon länger tot. Ich will wissen, was er hier gemacht hat.«
    Sie trat noch näher an ihn heran, musterte ihn scharf, die Falte zwischen ihren Augenbrauen verstärkte sich. Die hat tatsächlich ein blaues Auge, dachte Moritz.
    »Willst du mich veräppeln mit deinem Gewäsch? Wer soll hier tot sein?«
    »Der Werftbesitzer Elbrand.«
    Die Frau schreckte zurück, als hätte jemand die Hand gegen sie erhoben. Hastig blickte sie nach allen Seiten. Es war niemand in Hörweite. Sie ging jetzt fast auf Tuchfühlung mit ihm. »Pass auf, Kleiner, nimm in dieser Gegend nie wieder diesen verfluchten Namen in den Mund. Die Leute hier können sehr unangenehm werden. Sie könnten glauben, dass du zu seiner popligen Verwandtschaft gehörst. Die massakrieren dich.«
    Die hastig hervorgestoßenen Sätze erschreckten Moritz zu Tode. Wo war er hier gelandet? Bei Straßenräubern und Mördern?Er hörte die Frau, doch er hörte mit einem Mal noch viel mehr Geräusche im Hof. Schlich da jemand von hinten an ihn heran? Hatte einer bereits das Messer gezückt? Er wollte sich umdrehen, traute sich aber nicht.
    »War dieser   … Mensch so schlimm?«, fragte er mit zitternder Stimme.
    »Das Schwein hat die Anni auf dem Gewissen.«
    »Hat er sie umgebracht?«
    »So ähnlich. Er hat sie   –« Die Frau hielt inne und schaute Moritz scharf an. »So genau brauchst du das nicht zu wissen. Dafür bist du zu jung.«
    Sie umrundete ihn, musterte ihn von oben bis unten, wie er so dastand, mit gesenktem Kopf und hängenden Armen.
    »Sieht aus wie ein Commis in seinem Jäckchen«, murmelte sie, »und ist auf den Spuren von Elbrand.« Plötzlich blitzte das eine Auge auf. »Ist dein Vater Quartiersmann?«
    »Ja.«
    Sie lächelte schief. »Dann gehörst du zu dieser verrückten Familie, die Elbrands Mörder sucht. Und du bist der Junge, der das Mädchen aus dem Alsterbecken gefischt hat.«
    Die Frau stellte sich so vor ihn hin, dass er einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté bekam. Sie strich mit ihrer knochigen Hand über seine Wange.
    »Du hast eine Frau gerettet. Das rechne ich dir hoch an. Andere hätten das nicht getan.« Sie nahm ihn in den Arm. Moritz hielt den Atem an. Des penetranten Parfümgeruchs wegen und weil sie sein Gesicht gegen ihre Brüste presste.
    »Sieh zu, dass du verschwindest«, flüsterte sie. »Es ist einer hinter dir her. Hinter dir und deiner Familie. Wir haben es hier nicht gern, wenn man sich in unsere Angelegenheiten mischt.«
    »Hat der den Elbrand umgebracht?«, fragte Moritz ebenso leise.
    Ihr Lächeln verschwand, die Frau ging auf Abstand. »Ist doch egal. Wen interessiert das noch. Anni ist gerächt, das genügt.«
    Plötzlich wurden das Grölen der Männer und das Schifferklavier lauter. Dann war es wieder still.
    »Sag mir, wer mich verfolgt.«
    »Was willst du hier?«, schimpfte sie plötzlich los. »Verschwinde!«
    Moritz blickte irritiert auf die Frau, die mit einem Mal so unfreundlich war. In diesem Augenblick wurde er auch schon am Arm gepackt und herumgerissen. Ein großer, massiger Mann im Unterhemd, über dessen ausladendem Bauch sich Hosenträger spannten, stierte ihn an. Moritz wollte sich gegen den schmerzhaften Griff wehren, doch der Mann drückte nur noch kräftiger zu.
    Der Dicke beugte sich herunter und rülpste laut. Eine Alkoholwolke hüllte Moritz ein. Die kleinen Schweinsaugen des Mannes fixierten ihn. »Ich zermatsche jeden, der hier Ärger macht«, schnaufte er.
    »Lass ihn laufen, Olle«, sagte die Frau, »sonst weint seine Mami.«
    Der Kerl zerrte Moritz beiseite, als würde er nicht mehr wiegen als ein leerer Mehlsack. »Halt die Schnauze, Liz. Dein Geschäft ist, Geld anzuschaffen. Mein Geschäft ist, für Ruhe zu sorgen. Halt dich aus meiner Arbeit raus.«
    Während sich der Fettkloß und die Frau gegenseitig beschimpften, überschlugen sich Moritz’ Gedanken. Hier komme ich nicht mehr lebend raus, dachte er, der macht mich fertig, der bricht mir alle Knochen. Eigentlich ist es egal, ob ich mich still verhalte oder ob ich mich wenigstens ein bisschen zu wehren versuchte. Tot ist tot.
    Er entschied sich dafür, den aussichtslosen Kampf aufzunehmen.
    Noch war dieser Kerl mit der Frau beschäftigt. Er überzog sie mit Flüchen, bei denen Moritz schamrot geworden wäre, hätte er in Ruhe zuhören können.
    Er hob das rechte Bein, holte aus und trat mit aller Kraft gegen das Knie des Mannes. Dessen Flüche gingen

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