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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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General.«
    »Selbstverständlich.«
    Eine Strähne seines schwarzen Haares ist ihm in die Stirn gefallen, wie ein Strich zwischen seinen blauen Augen. Wer in der russischen Armee weit genug oben steht – dasselbe gilt für Politik, Verbrechen und Wirtschaft – , dient meist mehr als einem Herren. Doppeldeutigkeit, Hinterlist und absichtliche Irreführung sind an der Tagesordnung. Golko spielt die Rolle des hilfsbereiten Assistenten gut. Vielleicht ist er auch wirklich nur das und sonst nichts, aber ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass seine Loyalität nicht nur mir gelten könnte. Als ich aufstehe und gehen will, hebt er die Hand, um mich aufzuhalten. Er scheint etwas auf dem Herzen zu haben.
    »Da ist noch etwas, das ich Ihnen sagen muss.«
    Ich sehe ihm zu, wie er seinen Tee umrührt, und warte darauf, dass er weiterredet.
    »Ein FSB-Agent namens Lachek ist gestern Nacht im Botkin-Krankenhaus gestorben. Stumpfe Gewalteinwirkung auf den Kopf. Es heißt, ein Angehöriger eines Militärkommandos habe ihn mit der Pistole ausgeknockt. Sein Vater, Filip Lachek, bekleidet einen Posten der höchsten Sicherheitsstufe, die es im Kreml gibt.« Golko hebt den Kopf und sieht mich an. »Er sucht nach Ihnen.«

12
    Auf dem Weg zur Metro sehe ich immer wieder dieselben beiden Wagen, einen blauen Renault und einen roten Honda. In der Nähe des U-Bahn-Ausganges lehnen drei Männer in grauen Overalls und gelben Gummihandschuhen unauffällig an der Motorhaube eines verbeulten Mercedes-Busses. Als ich an ihnen vorbeikomme, vermeiden sie es geflissentlich, mich anzusehen. Nach der Auseinandersetzung im Archiv und den Soldaten im Feinkostgeschäft bin ich noch in erhöhter Alarmbereitschaft, vielleicht ist meine Paranoia also fehl am Platz. Mit Lachek werde ich schon fertig, wenn es so weit ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir schon so dicht auf den Fersen ist.
    Auf der Fahrt zu Mascha fällt mir ein, dass ich Brock Matthews anrufen muss, aber das kann warten, zumal es sowieso nur Scherereien geben wird; Amerikaner wollen nur reden, wenn man ihnen im Gegenzug einen Gefallen tut. Stattdessen versuche ich, die Dinge in meinem Kopf zu ordnen und mir Klarheit über alles zu verschaffen.
    Das Nokia vibriert, kaum dass ich wieder auf der Straße bin. Ich gehe davon aus, dass es Golko ist, und grummle etwas in mein Handy.
    »Hallo, Alexei«, höre ich Valja durch ein elektrostatisches Rauschen.
    Das Gefühl, das ihre Stimme in mir hervorruft, ist wie ein chemisches Bad aus Adrenalin und Endorphinen. »Valja.«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, wie schwer das Leben ist, wenn man nur einen Fuß hat? Dann hätte ich beide behalten.« Ihr Lachen klingt wie eine Symphonie, schöner als Tschaikowsky.
    Um sie besser verstehen zu können, gehe ich in den nächstbesten Laden. »Wo bist du?«
    »Grosny.«
    »Du machst Witze.«
    Es dauert so lange, bis sie antwortet, dass ich denke, die Verbindung ist unterbrochen.
    »Es kann sein, dass ich nicht lange Empfang habe, Alexei, also hör zu. Abreg macht Jagd auf Soldaten.«
    »Soldaten? Er jagt Gebäude in die Luft.«
    »Davon habe ich nichts gehört. Aber ich weiß, dass er in Tschetschenien mindestens drei Männer getötet hat. Und jetzt ist Russland dran. Angeblich sollten seine Männer einem ehemaligen Soldaten mit dem Messer das Gesicht abziehen, und zwar so, dass es möglichst lange dauert.«
    »Wann?«
    »Ich weiß es nicht genau. Vor mehreren Wochen.«
    Sofort stelle ich einen Haufen unerfreuliche Zusammenhänge her. Ivaschko, Dubinin und jetzt noch einer, alle auf dieselbe Art getötet und verstümmelt. »Wo?«
    »Irgendwo in der Nähe von Moskau.«
    »Weißt du, wie er hieß?«
    »Nein.«
    Auf der anderen Seite der Glasscheibe fällt Schnee. Zwei weitere Männer mit roten Baretten laufen vorbei, die Köpfe von einer Seite zur anderen drehend, wie Jagdhunde auf der Spur.
    »Warum tut Abreg das ?«
    »Er ist hinter den Mitgliedern einer Einheit her, die eine Gruppe von Zivilisten schwer misshandelt hat.«
    »Was für eine Einheit?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wann und wo?«, hake ich nach, obwohl ich glaube, die Antwort zu kennen.
    »Es hätte irgendwann in den letzten zehn Jahren überall in Tschetschenien sein können.« Ihr Ton ist bitter, ihre Wut spürbar; ich kann fast das glühende Feuer in ihren Augen sehen. »Was war das für ein Gebäude, das in die Luft gesprengt wurde?«, fragt sie nach einer kurzen Pause.
    »Der Sitz einer amerikanischen

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