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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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schützen. Das wird euch nicht viel nützen , dachte Jonan grimmig, zielte und schoss seine vorletzte Gasgranate in das Trio. Eine der Frauen wurde von dem Geschoss im Magen getroffen und krümmte sich schmerzerfüllt. Im nächsten Augenblick wurden sie eingenebelt. Hektisch rannten die unverletzte Frau und der Mann auseinander. Jonan holte den Mann mit einer Kugelsalve von den Beinen, die Frau ließ er laufen.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr. Ohne zu zögern, riss er den Revolver aus dem Gürtel und schoss. Der Angreifer, der ihn von hinten mit einem langen Fleischermesser hatte erdolchen wollen, wurde von den Beinen gerissen, als die Kugel sein linkes Knie zertrümmerte. Schreiend wand er sich auf dem Boden und hielt sich das Bein. Jonan trat ihm den Revolver weg, steckte seinen eigenen wieder ein und nahm das Sturmgewehr erneut in den Anschlag.
    Hektisch ließ er Blick und Lauf von links nach rechts zucken, auf der Suche nach einem Gegner. Er fand keinen. Die Gossenratten waren entweder tot, bewusstlos oder so schwer verletzt, dass ihnen die Begeisterung für den Kampf vergangen war. Nur noch eine der Frauen, die letzte, die er eben verschont hatte, kauerte hinter dem zweiten aufgebockten Mofa. Als er seinen Gewehrlauf auf sie richtete, warf sie ihre Waffe fort und hob die Hände. »Bitte! Nicht schießen! Ich ergebe mich.«
    Sehr vernünftig , dachte Jonan, zufrieden, dass er die Lage so schnell hatte klären können. Dreißig Sekunden – länger hatte die Konfrontation nicht gedauert. Ganz eingerostet bin ich also noch nicht. »Pitlit, halte sie in Schach«, befahl er. »Ich kümmere mich um die anderen.«
    »Alles klar«, antwortete der Straßenjunge. Mit vorgehaltener Waffe lief er auf die Frau zu. »Rühr dich bloß nicht«, warnte er sie. »Ich hab schon einen von euch erschossen.«
    Jonan eilte unterdessen von Gefallenem zu Gefallenem und nahm ihnen die Revolver ab. Den Bewusstlosen schenkte er kaum einen zweiten Blick, doch bei den Verletzten blieb er vorsichtig. Es konnte immer sein, dass einer der Irren den eigenen Tod in Kauf nahm, um sich an Jonan für das Gemetzel zu rächen und das konnte gefährlich werden.
    Doch die Gossenratten lagen nur stöhnend am Boden und hielten sich ihre Wunden, aus denen das Blut zum Teil in pulsierenden Strömen floss. Dass einer von ihnen die nächsten Stunden überlebte, bezweifelte Jonan. Aber er zwang sich, kein Mitleid zu empfinden. Diese Verbrecher hatten Pitlit und ihn zwei Mal angegriffen und den Jungen obendrein aufs Schändlichste misshandelt. Sie verdienten es nicht besser.
    »Okay, Pitlit. Ich habe alle Revolver«, meldete er. »Hauen wir ab.«
    »He, ihr könnt uns doch hier nicht einfach so liegen lassen«, ächzte einer der angeschossenen Männer. Offenbar war er hinsichtlich seiner gegenwärtigen Überlebenschancen zu dem gleichen Schluss gekommen wie Jonan.
    »Doch, kann ich«, erwiderte Jonan. »Ihr seid selbst schuld. Ihr hättet euch nicht mit uns anlegen sollen.« Er wandte sich an den Straßenjungen. »Komm, Pitlit.«
    Der Junge warf der Frau, die vor ihm kniete, einen finsteren Blick zu. »Ich sollte dich töten«, knurrte er.
    »Nein, bitte tu’s nicht«, flehte sie.
    »Du hast gelacht, als die anderen mir wehgetan haben.« Er richtete den Lauf seiner Waffe direkt auf ihr Gesicht.
    Ihre Augen weiteten sich vor Angst. »Nein, bitte, es tut mir leid. Es tut mir leid«, rief sie.
    »Auf einmal tut es dir leid. Mistkuh!«
    »Pitlit!«, rief Jonan den Jungen. »Komm.« Ein schneidender Ernst lag in seiner Stimme.
    Pitlit verzog das Gesicht. Er holte aus und schlug der Frau mit dem Revolver ins Gesicht. Ihre Wange platzte auf, und Blut lief ihr das Kinn hinunter. Die Lippen des Straßenjungen waren ein schmaler, grimmiger Strich, als er sich umdrehte und zu Jonan rannte.
    Der verkniff sich jeden tadelnden Kommentar. Er konnte gut verstehen, dass Pitlit diese eine brutale Geste gebraucht hatte. Sie gab ihm das Gefühl, nicht mehr das Opfer dieser Menschen zu sein. Sie half ihm dabei, über das hinwegzukommen, was sie ihm angetan hatten. Er hätte sogar verstanden, wenn der Junge geschossen hätte, auch wenn er diese Tat zutiefst verurteilt hätte. Ein Soldat verging sich nicht an Wehrlosen. Umso dankbarer war er, dass Pitlit diese Lektion von ihm offenbar in der Zwischenzeit gelernt hatte.
    Seite an Seite verschwanden sie in einem der Tunnel, von dem Jonan wusste, dass er sie an die Oberfläche bringen würde. Ein ebenso zorniger wie

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