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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zurückgekehrt, wo ich Godard seine Ausrüstung zurückgegeben habe. Dort haben wir, wie schon gesagt, eine Kleinigkeit gegessen und sind dann hierhergelaufen.«
    Bonasse schnaubte abschätzig. »Godard … Wer hätte gedacht, dass in seiner Brust doch so etwas wie ein Herz schlägt? Ich meine, er weiß, dass wir hier draußen sind. Und dass es uns nicht leichtfällt, uns gegen Banden wie diese Verrückten auf ihren Mofas, die er Gossenratten nennt, zu verteidigen. Aber hat er uns je geholfen?« Der dunkelhäutige Hüne schüttelte langsam den Kopf.
    »Tja, keine Ahnung, was seine Meinung geändert hat«, sagte Jonan. »Er hat nach unserer Rückkehr nur von mir verlangt, dass ich eine Botschaft von ihm überbringe, wenn ich im Palast bin.«
    »Was für eine Botschaft?«
    »Das weiß ich nicht. Er hat mir einen versiegelten Brief überreicht und gesagt, ich solle ihn einer Frau namens Julianne Factice geben. Sie ist eine Ministerin des Kaisers. Ich habe keine Ahnung, was in dem Brief steht, und ich werde auch nicht nachschauen. So viel schulde ich ihm.«
    » Eine Ministerin ist gut. Sie gehört zu den engsten Beratern des hohen Herrn mit der Silbermaske. Und sie ist eine Invitro. Ich frage mich, was Godard mit ihr zu schaffen hat?«
    »Kann uns das nicht egal sein?«, entgegnete Jonan. »Vielleicht haben sie sich geliebt, vielleicht haben sie sich gehasst. Oder sie sind Geschwister. Für mich zählt nur dies: Ich habe Pitlit, Sie Ihre Revolver, morgen werde ich Carya retten und dann finden wir heraus, was es mit dem Rätsel ihrer Herkunft auf sich hat. Ende gut, alles gut. Godard und diese Frau sind nicht mein Problem.«
    »Na schön, vielleicht hast du recht.« Bonasse schlug sich geräuschvoll auf die Beinpanzerung und erhob sich. »Dann bleibt uns nur noch, auf de Funès zu warten. Ihr seid unsere Gäste bis dahin. Tut, was euch beliebt. Ruht euch aus, esst etwas, macht euch nützlich. Ich für meinen Teil unternehme jetzt einen Rundgang über unser Gelände, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Ist gut, danke«, sagte Jonan.
    In den nächsten paar Stunden gab es für sie nicht viel zu tun. Pitlit rollte sich in einer Ecke zusammen und schlief ein wenig, wobei er sich im Schlaf unruhig hin und her wälzte, als leide er unter Albträumen. Jonan konnte es ihm nicht verdenken. Der Junge hatte einiges durchmachen müssen. Jonan selbst vertrieb sich die Zeit damit, den Navigator zum Aufladen der Energiezellen aufs Dach zu tragen, damit die Solarflügel noch ein paar Stunden Sonne mitnehmen konnten. Danach zerlegte er sein Sturmgewehr und reinigte es mit einem Lappen und etwas Öl, die er sich von einem der Jungs geliehen hatte. Irgendwann tauchte Kylian, der junge Motorradbote, wieder auf und verkündete, den Brief übergeben zu haben.
    Als es zu dunkeln begann, kehrte Bonasse von seinem Rundgang zurück. Er sah zufrieden aus, also schien alles nach seinen Vorstellungen zu sein. Zu Jonans Überraschung ließ er sich von einigen Kindern aus dem Frachtlader-Exoskelett helfen. Irgendwie hatte Jonan angenommen, er würde es immer tragen, aber natürlich war das Unsinn. Schließlich konnte man in so einer Rüstung weder Körperpflege betreiben noch sonderlich gut schlafen.
    Auch ungerüstet war Bonasse ein eindrucksvoller Mann. Genau wie sein Bruder maß er annähernd zwei Meter und sah aus, als könne er mit einem Fausthieb ein Pferd bewusstlos schlagen. Er trug eine olivfarbene Stoffhose, deren linkes Hosenbein abgeschnitten war, und ein ärmelloses Hemd, das seine muskulösen, aber auch vernarbten Arme unbedeckt ließ. Bonasse musste mehr als eine Schlacht geschlagen haben. Dass er noch lebte, grenzte an ein Wunder. Jede Verletzung in der Wildnis konnte aufgrund mangelnder Möglichkeiten, sie richtig zu versorgen, zu Entzündungen, Blutvergiftung und Tod führen.
    »Na«, sagte Bonasse zu Jonan, während er ein erstaunlich hübsch geschnitztes Holzbein anlegte. »Nicht mehr ganz so furchteinflößend, was?«
    »Trotzdem würde ich mit Ihnen nicht in den Boxring steigen wollen«, erwiderte Jonan und ließ das Magazin seines Gewehrs einrasten, womit seine Arbeit an der Waffe beendet war.
    Géants Bruder lachte. »Essen wir jetzt etwas? Ich komme um vor Hunger.«
    »Gerne. Ich wecke Pitlit.«
    »Nicht nötig«, brummte der Straßenjunge verschlafen. »Ich bin wach.«
    Bonasse rief seine Kinder zusammen, und bald darauf saßen sie in einer Nische des Doms an einem Sammelsurium von Tischen und nahmen eine einfache

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