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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ausziehen, als plötzlich hinter ihr ohne Vorankündigung vorsichtig die Zimmertür geöffnet wurde. Jonan! , dachte sie und fuhr herum. Doch er war es nicht. »Alexandre?«
    Der Prinz trug noch immer das uniformartige Kostüm, das er auf dem Ball angehabt hatte. Er führte eine Öllampe mit sich, die den Raum noch etwas mehr erhellte, und ein Geruch von Alkohol umwehte ihn. Offenkundig hatte er sich, nachdem er von Carya stehen gelassen worden war, den Weinbeständen seines Vaters – oder sogar geistvolleren Getränken – hingegeben. Und nun war er in der Stimmung, einen weiteren Anlauf mit ihr zu wagen. Das zumindest las Carya in seinen fiebrig glänzenden Augen, deren Blick gierig über ihren Körper glitt.
    Sie wich zum Bett zurück und hüllte sich in die Überdecke. »Eure Hoheit, was wollt Ihr in meinem Zimmer?«
    »Ach, komm schon, Carya, hör auf«, erwiderte Alexandre, und seine Stimme klang etwas träge vom Alkohol. »Du weißt genau, was ich will. Also spiel nicht die Unschuld vom Lande.« Er stellte die Öllampe auf die Kommode und kam näher.
    »Bitte, Alexandre, du bist betrunken«, versuchte Carya es auf andere Weise, während sie abwehrend eine Hand hob. Mit der anderen hielt sie ihren provisorischen Umhang über der Brust zu. »Mach nichts, was du nachher bereuen würdest. Nimm die Lampe und geh in deine Gemächer, um dich auszuschlafen. Wir unterhalten uns morgen.«
    »Ich möchte nicht schlafen, und ich will mich nicht unterhalten«, entgegnete der Prinz stur. »Ich will dich, Carya, mit jeder Faser meines Körpers.« Er hatte sie nun erreicht, packte sie an den Oberarmen und versuchte, sie in Richtung des Betts zu drängen. »Du bist alles, wonach ich mich sehne. Dein Abbild brennt in meinem Geist und lässt mich nicht mehr los. Ich muss dich haben, um jeden Preis.«
    »Alexandre, nein!« Carya ließ die Überdecke los, um sich seiner besser erwehren zu können. Die Decke fiel zu Boden und legte sich um ihre Beine. »Du bist betrunken und redest wirr. Lass mich bitte. Ich will dir nicht wehtun.«
    »Mir wehtun?« Er lachte laut auf. »Ich bin der Sohn des Mondkaisers, und du bist niemand. Eine kleine Streunerin, die von einem schmierigen Botschafter an den Hof gebracht wurde. Also warum wehrst du dich und drohst mir sogar? Du solltest dankbar sein, dass ich dich zu der Frau an meiner Seite machen werde.«
    »Ich will aber nicht die Frau an deiner Seite sein«, presste Carya hervor. »Ich liebe dich nicht, hörst du? Es war ein Fehler, dass ich mich auf dich eingelassen habe. Ich wollte höflich sein, und dann bin ich dir einen Moment lang erlegen. Aber ich liebe einen anderen. Und das wird sich auch niemals ändern.«
    »Na gut«, fauchte Alexandre. »Dann wirst du eben nicht die Frau, mit der ich den Thron und alle Reichtümer Francias teile. Verbringen wir halt nur diese Nacht miteinander. Mir soll es recht sein. Und jetzt hör auf dich zu wehren, sonst lasse ich dich in den tiefsten Keller des Schlosses sperren.« Mit Gewalt warf er sie aufs Bett, wobei der linke Träger ihres Untergewandes riss und einen Teil ihrer Brust entblößte.
    Doch das nahm Carya schon gar nicht mehr bewusst wahr. Ihr zweites Ich übernahm die Kontrolle, und sie rollte schwungvoll über die Bettdecke ab, nur um auf der anderen Seite des Betts wieder auf den Füßen zu landen. Sie spreizte leicht die Beine, verlagerte ihren Körperschwerpunkt und hob abwehrbereit die Fäuste.
    Alexandre gluckste. »Was soll das denn?«, fragte er.
    »Komm nicht näher«, warnte Carya ihn. In Gedanken ging sie die rasche Abfolge von Schlägen durch, die sie benötigte, um den Prinzen erst zu lähmen und dann zu töten. Licht Gottes! , durchfuhr es sie, als ihr klar wurde, was sie da tat. Nein, nein, alles, nur das nicht! Sie durfte ihm kein Haar krümmen. Damit würde sie sich selbst, Jonan und Pitlit zum Tode verurteilen. Sie musste sich beherrschen, musste zur Not ertragen, was immer er ihr antun wollte, aber sie durfte nicht zulassen, dass die Kriegerin in ihr völlig die Kontrolle übernahm. Ihre Fäuste fingen an zu zittern. »Geh weg! Lass mich in Ruhe!«, schrie sie.
    »He, jetzt beruhige dich mal wieder«, knurrte Alexandre unwillig.
    In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, und Jonan stürmte herein. »Carya, was ist los?« Mit einem Blick erfasste er die Lage, verstand sie – zumindest in Teilen – völlig falsch, packte den Prinzen an der Schulter, riss ihn herum und versetzte ihm einen kräftigen Faustschlag ins

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