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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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wahr?«
    In Cartagenas Gesicht arbeitete es, dann zuckte er mit den Schultern. »Was soll’s. Du wirst ohnehin gleich alles wieder vergessen haben.« Er nickte. »Ja, ich wusste mehr. Ich hatte bereits so ein seltsames Gefühl, als ich dich in Orly auflas. Dieses Gefühl wurde zur Gewissheit, als du mir von dem vor zehn Jahren abgestürzten Raketenflugzeug erzählt hast. Du warst das Mädchen, das wir damals verloren haben.«
    »Verloren?«, echote Carya. »Ich habe zur Erdenwacht gehört?«
    Cartagena gluckste. » Gehören ist der richtige Ausdruck. Ja, du gehörtest der Erdenwacht. Wir haben dich erschaffen, dich › programmiert ‹ . Du bist eine Invitro, Carya, gezüchtet, um die perfekte Attentäterin zu sein.«
    Der Motor des gepanzerten Transporters brüllte auf, als Capitaine Rochefort das Gaspedal durchtrat. In einer Geschwindigkeit, die Jonan so noch nie erlebt hatte, raste das Fahrzeug über die breite Handelsstraße den Ruinen von Paris entgegen. Ohne zu verlangsamen walzten die mächtigen Räder über Unebenheiten und kleinere Trümmerstücke hinweg. Die silbernen Zierelemente auf der Motorhaube glänzten und reflektierten in einem Kaleidoskop aus Farben die vorbeihuschenden Mauern und Bäume am Straßenrand.
    Rochefort, ein bulliger Mann mit raspelkurzem Haar, warf einen unwilligen Blick in den Rückspiegel. »Das sieht hässlich aus«, brummte er.
    Jonan folgte seinem Beispiel und sah nach draußen. Er musste ihm recht geben. Vor ihnen, über den Dächern von Paris, schien noch die Sonne. Doch in ihrem Rücken schob sich eine gewaltige Wolkenlawine von Westen nach Osten, die das Land unter sich verdunkelte. Château Lune und seine Gärten hatte sie bereits unter sich begraben. Jonan glaubte, feine Schleier in der Luft zu sehen, die Regenschauer darstellten.
    »Vielleicht finden wir seine Hoheit, bevor diese Sintflut über uns hinwegspült«, meinte Jonan.
    »Was ist eine Sintflut?«, wollte Rochefort wissen.
    »Viel Wasser, das einst vom Himmel kam, um alle sündigen Menschen zu ertränken.«
    Der Capitaine lachte humorlos. »In dem Fall dürfte vom Hofstaat auf dem Schloss nicht viel übrig bleiben.«
    »Ist es wirklich so schlimm?«, wollte Jonan wissen.
    Rochefort warf ihm nur einen vielsagenden Blick zu.
    Jonan richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Ihr Weg führte sie durch eine Art Stadtwald, der im Laufe der Jahre zu einem wahren Dschungel geworden war. Die Bäume standen so dicht beisammen, dass sie am Straßenrand eine Mauer bildeten, die undurchdringlich für Fahrzeuge und für Pferde zu sein schien. Also mussten Alexandre und seine Männer irgendwo vor ihnen sein, auch wenn von der Gruppe jede Spur fehlte.
    Direkt voraus tauchte ein Tunnel auf, der die sechs Spuren der Handelsstraße verschluckte. »Hinter dem Tunnel erreichen wir die Trümmerzone«, verkündete Rochefort. »Mir wäre es lieb, wenn Sie in den Waffenturm im Heck gehen würden. Nur zur Sicherheit. Es gibt einige Verrückte dort draußen.«
    »Ich weiß«, bestätigte Jonan. Er stand auf und schob sich durch den Mittelteil des Fahrzeugs zu der Leiter, die zu einer Metallluke im Dach führte. Diese ließ sich aufklappen und einrasten, sodass aus der Luke eine Lehne wurde und zusammen mit einem ausklappbaren Polsterstück ein Schützensitz. Kalter Fahrtwind pfiff Jonan um die Nase, als er den an der Rückwand des Fahrzeugs herabhängenden Lauf des Maschinengewehrs in die Waagerechte schwang und ebenfalls arretierte. »Ich fahre rückwärts!«, brüllte er zu Rochefort hinunter.
    »Unterhalb des Gewehrs sind zwei Pedale, damit können Sie den Turm nach links und rechts schwenken«, schrie der Capitaine zurück.
    Jonan versuchte es, und mit einem Surren drehte sich der Waffenturm nach vorne. Der Fahrtwind wurde stärker, und Jonan kauerte sich hinter die Metallverkleidung in Deckung. Er warf einen prüfenden Blick zum Himmel. Noch rasten sie vor den Wolkenbergen her, aber irgendwann würden diese sie einholen, und dann würde es hier draußen doppelt ungemütlich werden. Alexandre, wo steckst du, du Bastard?
    Im nächsten Moment fuhren sie in den Tunnel hinein und rasten im Dunkeln dahin. Rochefort schaltete die starken Scheinwerfer an und enthüllte eine lang gezogene Röhre aus glattem Kunststein, deren Boden mit Abfall und altem Laub übersät war.
    Im Licht der Lampen glaubte Jonan auf der Straße etwas zu erkennen. »He, Rochefort, halten Sie mal an!«
    Der Capitaine gehorchte, und Jonan schwang die Beine

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