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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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denen sie zur Kriegerin geworden war, kannte. Doch ihr Bewusstsein blendete gleichzeitig alles Wahrgenommene, was keine Bedeutung hatte, aus. Das Gefühl war äußerst befremdlich. Wie in einem Traum , ging es ihr durch den Kopf, in dem man auch alles mitbekommt, ohne es konkret zu erfassen.
    Plötzlich standen sie vor einem Portal. Es handelte sich um eine hohe Doppelflügeltür mit kostbaren Silberbeschlägen. Auf beiden Türflügeln prangte das Symbol des Mondkaisers, die helle Sichel auf dunklerem Silberrund vor schwarzem Marmor. Das musste ihr Ziel sein. Mit einem kaum merklichen Krümmen der Daumen legte Carya die Schalter um, die für eine Aktivierung der Elektroschocker sorgten, die in die Handschuhe eingearbeitet waren.
    Einer der Gardisten griff nach der Türklinke, doch Carya war schneller. Sie hob die Hand und berührte ihn am Hals. Es kribbelte auf ihrer Haut, als die elektrische Ladung aus den im Handschuhschaft verborgenen Energiezellen in die Schockspule floss. Mit einem Knistern entlud sie sich, und der Mann fiel ihr in die Arme.
    »He!«, entfuhr es seinem Kameraden. Seine Rechte fuhr zum Holster mit dem Revolver an seinem Gürtel. Caryas Linke zuckte vor und hielt ihn fest, während sie, erneut mit der Rechten die Schockspule zündete. Auch ihre zweites Opfer ging ohne einen Laut zu Boden.
    Sie deaktivierte die Schocker und zog die Pistole. Am Kolben befand sich eine winzige Plakette, die die dreistrahlige Sonne und das Templerkreuz zeigte. Eine Waffe aus den Arsenalen der Templer von Arcadion, aber technisch ganz eindeutig aus der Zeit vor dem Sternenfall. Es war eine gute Waffe: schnell, beinahe lautlos und zielgenau. Das, was sie jetzt brauchte.
    Kraftvoll schob sie das Portal auf. Noch während sich die Türflügel mit dunklem Knarren behäbig öffneten, trat sie hindurch. Mit einem Blick erfasste Carya die Lage. Sie befand sich in einem Audienzsaal, nicht riesig, aber doch geräumig. Zur Linken öffnete sich eine der bekannten Fensterfronten des Schlosses, die zum Park hinauswies, über dem ein regelrechter Wolkenbruch niederging. Rechts hing ein übergroßes Schlachtengemälde an der Wand.
    An der Stirnseite des Raums, vielleicht ein Dutzend Meter von ihr entfernt, saß der Mondkaiser auf einem erhöht aufgestellten Thron. Zu seinen Füßen waren an zwei schräg angeordneten Tischen einige Männer und Frauen gruppiert, die offenbar in dem Verfahren gegen Carya auf die eine oder andere Weise das Wort ergreifen sollten. Links vom Mondkaiser sah Carya Aurelie mit zweien ihrer Hofdamen und dem Diener aus dem Frühstücksraum. Zur Rechten des Kaisers saßen Julianne Factice, Minister Justeneau, der Lieutenant, der Jonan abgeführt hatte, und zu Caryas Überraschung die Sondergesandte Arida. Cartagena fehlte ebenso wie Prinz Alexandre.
    Das alles nahm sie binnen einer Sekunde wahr, und während sich Carya noch über das Fehlen des Prinzen wunderte, trat die Attentäterin bereits in Aktion. Mit einer fließenden Bewegung zog sie den hinterm Rücken verborgenen Arm mit der Pistole hervor und schoss dem Wachgardisten, der links von der Tür stand, in den Kopf. Blitzschnell winkelte sie den Arm an und richtete so die Waffe kopfüber auf den Gardisten zur Rechten. Er starb noch in der gleichen Sekunde.
    Ein Aufschrei ging durch die Versammelten. Ein paar machten Anstalten, aufzuspringen. »Keiner rührt sich«, befahl Carya und richtete den langen Lauf der Pistole auf die Gruppe. Der Lieutenant wollte heldenhaft nach seiner Waffe greifen. Caryas Kugel traf ihn direkt zwischen die Augen. Blut spritzte auf das Schlachtengemälde in seinem Rücken, bevor er auf seinem Stuhl zusammensackte. Eine der Hofdamen fiel in Ohnmacht. Der Rest erstarrte in der Bewegung.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte der Mondkaiser mit herrischer Stimme.
    Carya antwortete nicht, sondern ging mit entschlossenen Schritten bis zur Mitte des Raumes. So hatte sie noch immer alle Anwesenden im Blickfeld, aber war dem Kaiser nahe genug, dass sie ihm durch eins der Augenlöcher seiner Maske hätte schießen können. Sie zog den Lauf der Pistole ein wenig nach rechts.
    Dann drückte sie ab.
    Der Schuss hallte durch die leeren Straßen von Paris. Danach ein zweiter und ein dritter. Über das Brummen des Motors und den stärker werdenden Wind des nahenden Unwetters waren die Schüsse kaum zu hören, doch Jonan, der nur darauf gelauscht hatte, bemerkte sie trotzdem. »Ich höre Waffenfeuer«, brüllte er zu Rochefort in den Wagen

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