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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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verbliebene Hofdame und der Diener waren unter ihren Tisch gekrochen. Nun erhoben sie sich langsam. Auch der Mondkaiser stand auf. Sein Blick suchte Caryas. Sie nickte ihm zu. Es war vorbei.
    Totenstille herrschte im Raum. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Dann fing Aurelie an zu schreien, und sie hörte gar nicht mehr auf.

Kapitel 38
    M it lautstarkem Hupen, das ihnen die Aufmerksamkeit aller Kämpfenden auch über das Schießen und das Rauschen der Windböen hinweg sichern sollte, rasten Jonan und Rochefort mitten in den Kampf hinein. Sie mussten durch einen halb verrotteten Zaun brechen und einen Grünstreifen durchpflügen, um ihr Ziel zu erreichen. Alle Zufahrtswege waren mit massiven Metallpfosten versperrt, die auch ihrem Fahrzeug vermutlich widerstanden hätten. Während sie zwischen den beiden westlichen Pfeilern hindurchbrausten, wurden sie mit zwei Kugeln begrüßt, die gegen das Dach des Motorwagens knallten. Im nächsten Moment hatten sie die Kioskruine erreicht, und Rochefort trat hart auf die Bremse.
    Jonan riss die Beifahrertür auf. »Kommt rein!«, rief er den beiden Männern zu, die dort hinter den Resten einer Theke kauerten.
    Der eine Soldat hängte sein Gewehr über die Schulter und schlang dem anderen einen Arm um den Rücken, um ihn zu stützen. Der schien sich einen Treffer am Bein zugezogen zu haben. Geduckt sprang Jonan nach draußen und öffnete die Tür zum Fond, um den Männern beim Einsteigen behilflich zu sein. Dabei huschte sein Blick über die vielfach verstrebten Pfeiler des Turms, um nach irgendwelchen kindlichen Heckenschützen Ausschau zu halten, die sie aufs Korn nehmen mochten. Er konnte keine ausmachen.
    Als die Männer eingestiegen waren, schlug er die Tür zu und brachte sich selbst wieder im gepanzerten Inneren des Motorwagens in Sicherheit. »Bericht!«, befahl er. »Wie viele von Ihnen sind noch da draußen und wo halten sie sich auf?«
    »Wer sind Sie?«, fragte der eine Gardist verwirrt, als er Jonans Zivilkleidung bemerkte.
    »Der Mann hat › Bericht ‹ gesagt, Soldat!«, brüllte ihn Rochefort vom Lenkrad aus an. »Wir haben uns nicht von Château Lune bis hierher durchgekämpft, um zu diskutieren!«
    »Jawohl, Capitaine«, bestätigte der Mann erschrocken. »Verzeihung, Capitaine.« Er wandte sich an Jonan. »Wir waren zu siebt, Monsieur. Seine Hoheit, Prinz Alexandre, und sechs von uns. Wir gerieten in eine Falle, die uns diese Straßengören gestellt hatten. Seydoux und zwei Pferde wurden erschossen, Flamand hier bekam eine Kugel ins Bein. Seine Hoheit befahl mir, mit ihm unten die Stellung zu halten. Dann ist er mit Darmon, Arnaud und Renier los, um die feigen Attentäter zu stellen. Er ist da oben.« Der namenlose Gardist deutete zu der Plattform, die hoch über ihnen aufragte und auf der nach wie vor geschossen wurde.
    »Und die übrigen Pferde?«, fragte Rochefort.
    »Laufen hier irgendwo herum«, antwortete der Gardist. »Wir haben sie verscheucht, damit sie nicht zufällig getroffen werden.«
    Der Capitaine nickte zufrieden. Dann sah er Jonan grimmig an. »Was nun?«
    »Wir müssen die dort oben irgendwie dazu bringen, das Kämpfen einzustellen«, gab Jonan zurück.
    »Und wie? Die hören Sie nie, wenn Sie denen etwas zurufen.«
    »Lassen Sie es mich wenigstens versuchen.« Er stieg aus dem Wagen und formte die Hände zu einem Trichter. »He!«, schrie er aus Leibeskräften. »Hört auf zu kämpfen. Im Namen des Mondkaisers, dessen Siegel ich trage, befehle ich euch, aufzuhören. Und ihr auch, Kinder. Ich bin es, Jonan, der Freund von Bonasse. Legt die Waffen nieder.«
    Weder während seiner Ansprache noch danach änderte sich etwas an den Schüssen auf der Plattform. Keiner hörte ihn. Jonan fluchte. Er war gezwungen, selbst auf den Turm zu steigen, um Alexandre von den wehrhaften Straßenkindern zu trennen. Warum mache ich das eigentlich? , fragte er sich wütend. Aber natürlich kannte er die Antwort. Er wollte Leben retten. Und er musste dem Kaiser beweisen, dass er besser war, als dessen Sohn es behauptete.
    Jonan atmete tief durch. »Capitaine, ich gehe da rauf.«
    »Sie sind verrückt«, gab Rochefort zurück.
    »Ja, ich weiß. Ich verlange von keinem von Ihnen, dass er mitkommt. Aber es wäre mir sicher eine Hilfe, um die anderen Gardisten zum Einlenken zu bringen.«
    »Ich melde mich freiwillig, Monsieur«, sagte der unverletzte der geretteten Soldaten. »Es sind meine Kameraden.«
    »Ich danke Ihnen. In dem Fall sollten Sie, Capitaine,

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