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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Reiseziels aus deinen Eltern ungleich schneller herauspressen als aus dem Soldaten Luceno.«
    Carya spürte, wie ihr bei dem Gedanken ganz mulmig zumute wurde. Sie kannte die Methoden der Inquisition mittlerweile besser als die meisten anderen. »Wenn die Lage so ernst ist, sollten wir uns vielleicht gar nicht trennen«, meinte sie.
    »Nun ja, wenn sie sich im Norden bedeckt halten, stehen die Chancen eigentlich ganz gut, dass sie gar nicht gefunden werden«, sagte Jonan. »Aber es schadet nie, zusätzlich vorsichtig zu sein. Wir können immer noch entscheiden, sie einzuweihen, wenn wir wissen, wo unser Ziel liegt.«
    »Na schön.« Carya zog den Zettel mit der fünfzehnstelligen Zahl hervor.
    »Ich höre«, sagte Jonan, die Finger auf dem Eingabefeld.
    »Vier acht Punkt sieben zwei fünf zwei sieben acht«, diktierte Carya. »Zwei Punkt drei fünf neun vier vier vier.«
    Jonan gab die Ziffern ein und bestätigte. »Jetzt bin ich gespannt …«
    »Wie ich unser Glück kenne, liegt der Ort mitten in Arcadion«, sagte Pitlit.
    Jonans Augen weiteten sich. »Oha«, entfuhr es ihm.
    »Arcadion?«, fragte Pitlit.
    »Schlimmer«, sagte Jonan. Er drehte den Navigator so, dass sie die Karte sehen konnten. »Die Koordinaten liegen direkt an einem Ort namens Aéroport Orly, im Süden von Paris. Wir müssen nach Francia, mitten ins Reich des Mondkaisers!«

Kapitel 7
    L icht Gottes«, murmelte Carya, als sie auf die Anzeige des Navigators blickte, wo ein kleiner roter Punkt am Südrand der Metropole namens Paris blinkte. »Das ist ja am anderen Ende der Welt.«
    »Nicht ganz«, sagte Jonan. Er gab eine Anfrage ein. »Aber es ist immer noch eine Strecke von fast tausendzweihundert Kilometern. Zu Fuß sind wir dorthin Wochen unterwegs. Und das ist noch der direkte Weg über die Berge im Norden, den wir nicht nehmen können, weil er mitten durch die Schwarze Zone führt. Wir müssen, um sicherzugehen, an der Küste entlang, über Genovia und Marsilia, die … äh … hier im Navigator noch Genova und Marseille heißen. Schau, ungefähr so.« Er korrigierte die Route, und sein Gesicht verfinsterte sich. »Knapp tausendvierhundert Kilometer. Das wird echt hart.«
    »Was ist die Schwarze Zone?«, wollte Pitlit wissen. »So was wie eine Todeszone, nur viel größer?«
    »Das weiß ich, ehrlich gesagt, auch nicht so genau«, antwortete Jonan. »In der Templerakademie hat man uns erzählt, dass dort nach dem Sternenfall irgendein geheimes Experiment schiefgelaufen sei. Seitdem hängt eine Art schwarze Wolke zwischen den Bergen. Die ganze Region wurde zur Verbotszone erklärt, weil dort der sofortige Tod lauern soll. Es heißt, kein Mensch, der sich jemals in diesen Dunst getraut hat, ist wieder zurückgekommen.«
    »O Mann, echt gruselig.« Der Straßenjunge schüttelte sich. »Dann sollten wir auf jeden Fall den langen Weg nehmen.«
    Gedankenvoll spielte Carya mit einer Haarsträhne. »Wir brauchen unglaublich viel Proviant für diesen ganzen Weg. Und wo sollen wir schlafen? Wir können uns nicht immer irgendwo auf die Wiese legen, oder? Aber in Gasthäusern zu übernachten, wird ziemlich viel Geld kosten. Geld, das wir nicht haben.«
    »Ja, das ist ein Problem«, gab Jonan zu. »Die Reise von Arcadion zu den Ausgestoßenen war dagegen ein Kinderspiel, so viel steht fest.« Er kratzte sich am Kopf. »Ich weiß auch noch nicht, wie wir das hinbekommen sollen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass unser Ziel so weit entfernt liegen könnte. Wobei wir noch Glück hatten.« Mit einem schiefen Grinsen verkleinerte er die Karte. »Stell dir vor, unser Reiseziel hätte irgendwo nördlich der Lande des Ketzerkönigs gelegen oder in Albion oder noch viel weiter entfernt.«
    Der Blick auf die Karte ließ Carya innerlich schaudern. Die Entfernungsangaben des Navigators konnten einem den Boden unter den Füßen wegziehen. In der Akademie des Lichts begann und endete die Welt an den Grenzen der Einflusssphäre des Lux Dei. Was jenseits davon geschah, hatte kaum eine Rolle gespielt. Wozu auch? Außer ein paar sehr wagemutigen Entdeckern war es ohnehin niemandem möglich, die Länder jenseits der großen Meere zu erreichen. Ganz zu schweigen davon, dass es einfach keinen Grund gab, dorthin aufzubrechen. Daher war Carya zwar bewusst gewesen, dass es diese fernen Orte auf der Welt gab – aber wie weit sie wirklich weg waren, hatte sie sich nie auszumalen vermocht.
    Neben ihr stieß Pitlit ein Schnauben aus. »Ihr macht euch viel zu viele Gedanken«,

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