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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Gibral-Taar und danach weiter Richtung Norden fuhren. Sie durften eine Chance wie diese zumindest nicht leichtfertig in den Wind schlagen.
    Daher nickte er. »Ja. Das ist richtig. Wir müssen an die Westküste von Francia und können auch dafür bezahlen. In Gold.«
    »Das klingt doch ganz hervorragend«, sagte der Mann aufgeräumt. Er streckte ihnen eine schwielige Hand entgegen. »Mein Name ist …«
    »Ah, Kapitän Denning, da sind Sie ja«, ertönte hinter ihnen die Stimme des Alten. »Ich dachte, Sie lägen noch in Ihrer Kabine und würden Ihren Rausch ausschlafen.«
    »Was redest du da für einen Unsinn, Hook?«, fuhr Denning ihn an. »Ich habe auf Deck den Sonnenaufgang genossen.«
    »Und dazu gleich den ersten Schnaps des Tages?«
    »Das kann mir niemand nachweisen, da ich offensichtlich keine Schnapsflasche bei mir trage. Und jetzt schweig, alter Schraubendreher. Ich bin im Begriff, ein wichtiges Geschäft abzuschließen.« Er schenkte Jonan, Carya und Pitlit ein verwegenes Grinsen. »Wenn Sie mir bitte in mein Büro folgen würden. Dort können wir weiterreden, ohne dass uns andauernd jemand unterbricht.« Forsch schritt Denning ihnen voraus, und Jonan musste ihm zugestehen, dass er erstaunlich schnell nüchtern geworden war, nachdem er das Wort Gold gehört hatte.
    »Und, Pitlit?«, raunte Jonan dem Straßenjungen zu. »Was sagt dein Bauchgefühl?«
    »Ich mag ihn«, erklärte der Junge und marschierte hinter Denning her.
    Jonan warf Carya einen Seitenblick zu. »Warum habe ich das nur kommen sehen?«
    Durch die grüne Metalltür gelangten sie ins Innere des Schiffes. Sie folgten einem kurzen, engen Korridor, bevor Denning sich nach rechts wandte und sie in einen Raum führte, der eher wie eine Seemannsspelunke als wie ein Büro aussah. Durch zwei kleine Bullaugen fiel Licht in den Raum, der im Wesentlichen von zwei großen, einander gegenüberstehenden Tischen und an den Wänden verlaufenden Sitzbänken ausgefüllt wurde.
    Über den Sitzbänken hingen verblassende Drucke von Schiffen, die sich durch tobende Elemente und wütende Seeschlachten kämpften. Einige der Schiffe wirkten sehr alt, mit hölzernem Rumpf, geblähten Segeln und Feuer speienden Kanonen. Andere wiesen die schlanken grauen Rümpfe und raubtierhaften Konturen auf, die alle Hochtechnologie aus den Jahren vor dem Sternenfall kennzeichnete. Auf einem der beiden Tische standen leere Gläser und daneben lagen Spielkarten. Am anderen hatte jemand ein exotisches Metallgestell befestigt, das möglicherweise dazu diente, Geschirr bei schwerem Seegang vor dem Hinunterfallen zu bewahren.
    In einer Ecke stand ein Schrank, durch dessen halbverglaste Türen man Flaschen mit Hochprozentigem sehen konnte. Daneben befand sich ein eigentümlicher, kastenförmiger Apparat mit schwarzer Metallverschalung, der vorne einige Knöpfe und eine schlitzförmige Öffnung aufwies.
    Der Apparat weckte offenbar Pitlits Neugierde, denn sie hatten den Raum kaum betreten, als der Straßenjunge auch schon hinüberlief, um ihn genauer zu betrachten.
    »He, Junge, nicht anfassen«, befahl Denning. »Das Ding ist wertvoll.«
    »Was ist das?«, wollte Pitlit wissen.
    »Ein CD-Spieler. Robustes, altes Ding. Mindestens hundertzwanzig Jahre alt. Einer der wenigen auf der Welt, die das Chaos des Sternenfalls überlebt haben, schätze ich. Wenn du gute Musik magst – und damit meine ich nicht diesen ganzen neumodischen Patriotendreck, der auf Schallplatten gepresst wird –, brauchst du genau so ein Baby. Dieser Apparat und die Handvoll CDs, die ich im Laufe der Jahre sammeln konnte, sind mein zweitliebster Besitz nach der Albatros . Deshalb: Nicht dran rumspielen!«
    »Wie haben Sie ihn zum Laufen gebracht?«, wollte Jonan wissen. »Haben Sie Elektrizität an Bord?«
    Denning nickte. »Die meiste Zeit schon. Ich halte mir gerne alle Möglichkeiten offen. Darum haben wir verschiedene Methoden zur Fortbewegung und zur Stromerzeugung: Segel, einen Dampfkessel, einen Dieselmotor für Schweröl. Das ist auch der Grund, warum Hook an Bord ist. Vor den Dunklen Jahren war er Mechaniker. Für Leute wie ihn gibt es heutzutage nicht mehr viel zu tun. Aber sein Wissen ist Gold wert – und wird, ganz nebenbei bemerkt – auch von Tag zu Tag seltener. Eine echte Schande ist das.«
    Einen Moment lang blickte der Kapitän düster ins Leere. Dann schien er sich des eigentlichen Grundes für ihr Hiersein zu erinnern, klatschte mit übertrieben großer Geste in die Hände und setzte sich an einen

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