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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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bemühte sich um ein Lächeln. »Wir schauen es uns einmal an. Danke.«
    Sie schlenderten zu dem Schiff hinüber und besahen es sich aus der Nähe. Der Eindruck wurde nicht besser. Der graue Metallrumpf wirkte, als sei er mehrfach geflickt worden. Er verfügte über zwei Masten mit Segeln. Gleichzeitig lag aber auch ein Rohr, das an den Schornstein einer Dampfmaschine erinnerte, quer auf Deck. Überhaupt befanden sich auf dem Schiff zahllose Aufbauten, von denen Jonan nicht mit Sicherheit zu sagen vermochte, ob sie irgendeinen Sinn ergaben oder ob es sich schlichtweg um Schrott handelte.
    Ein Mann mit zerknittertem Gesicht und weißem Vollbart lehnte an der Reling am Bug und rauchte eine Meerschaumpfeife. Direkt unterhalb von ihm prangte in abblätternden schwarzen Lettern der Schriftzug Albatros .
    »Verzeihung, ist das hier das Schiff von Kapitän Denning?«, fragte Jonan.
    »Kommt drauf an«, erwiderte der Alte in ihrer Sprache, aber mit hörbarem Akzent.
    »Worauf?«
    »Wer ihr seid: zahlende Passagiere oder Geldeintreiber von Pelagia.«
    »Wir sind zahlende Passagiere. Wir suchen ein Schiff, das uns zur Westküste von Francia bringen kann.«
    Der Alte pfiff durch die Zähne. »Ganz schön weit. Was zum Seeteufel wollt ihr in Francia?«
    Jonan wollte ihm soeben sagen, dass ihn das nichts angehe, doch Carya kam ihm zuvor. »Es handelt sich um eine Familienangelegenheit«, sagte sie. »Und es ist wirklich wichtig. Also: Können Sie uns helfen?«
    Versonnen blickte ihr Gegenüber sie an. »Kommt drauf an.«
    »Worauf diesmal?«
    »Könnt ihr für so eine Passage bezahlen oder erwartet ihr, dass wir euch als Leichtmatrosen an Bord nehmen und ihr die Überfahrt mit Deckschrubben erarbeiten könnt? Denn so läuft das hier nicht.«
    »Wir können zahlen«, sagte Jonan.
    Mit erwachendem Interesse musterte der Alte die drei. »Womit? Munition? Treibstoff? Sternenfall-Technik?«
    »Gold«, sagte Jonan.
    Die buschigen Augenbrauen des Seemanns wanderten in die Höhe. »Dann wecke ich jetzt wohl mal besser den Käpt’n. Kommt an Bord. Er wird gleich da sein. Dann könnt ihr die Einzelheiten direkt mit ihm besprechen.«
    Über eine schmale Zugangsbrücke mit niedrigem Geländer, die vom Steg zum Deck hinaufführte, gelangten Jonan, Carya und Pitlit auf das Schiff. Es wurde nicht schöner, ganz gleich, wie nah man ihm kam. Zwischen den Aufbauten stapelten sich Taurollen, Netze, Kisten und andere Dinge. Jonan war bereit zu glauben, dass man jeden dieser Gegenstände auf See irgendwann einmal benötigte. Dennoch bezweifelte er, dass auf anderen Schiffen ein vergleichbares Durcheinander herrschte.
    Der Alte hob wie beschwichtigend eine Hand. »Wartet kurz. Kapitän Denning ist gleich da.« Dann drängte er sich an ihnen vorbei und marschierte zum Heck der Albatros , wo er durch eine grüne Metalltür verschwand. »Käpt’n!«, hörte Jonan ihn rufen. »Käpt’n, wir haben Kunden.«
    Hinter dem umgelegten Schornsteinrohr kam es plötzlich zu einer Bewegung. Etwas rumpelte, dann klirrte eine Flasche zu Boden, gefolgt von einer gebrummten Unmutsbezeugung in einer Sprache, die Jonan nicht kannte.
    Schwankend tauchte ein Mann hinter dem Rohr auf. Pirat , war das erste Wort, das Jonan bei seinem Anblick in den Sinn kam. Der Mann mochte um die vierzig sein und trug ein nur lose geknöpftes, blau-weiß gestreiftes Hemd, dessen Ärmel fehlten und den Blick auf seine gebräunten, muskulösen Arme freigaben. Ein rotes Stirnband versuchte erfolglos, sein schulterlanges, dunkelblondes und gegenwärtig ziemlich zerzaustes Haar zu bändigen. Sein markantes Kinn zierte ein Dreitagebart. Das linke Auge wurde von einer dunkelbraunen Augenklappe verdeckt.
    Er sagte etwas, das Jonan nicht verstand. Ihren Gesichtern nach zu urteilen, erging es Carya und Pitlit ähnlich. »Ach, richtig«, verfiel der Mann ins Arcadische. »Falsches Land.« Er versuchte, elegant über den Schornstein zu flanken, blieb dabei allerdings mit dem Hintern hängen und rutschte ziemlich verunglückt und mit einem weiteren Fluch auf den Lippen daran hinunter, bis er wankend wenige Schritte von ihnen entfernt zum Stehen kam. Alkoholdunst wehte Jonan entgegen. »Ich hörte, hier sucht jemand ein schnelles Schiff?«
    Jonan wechselte einen raschen Seitenblick mit Carya. Er konnte ihr ansehen, dass sie diesen Kahn lieber früher als später wieder verlassen hätte. Andererseits hatten sie ja bereits erfahren, dass auch unter den Schmugglern nur die wenigsten durch die Straße von

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