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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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der Tische. »Aber reden wir nicht von der Vergangenheit, sondern von der Zukunft. Ihr wollt an die Westküste von Francia, sagtet ihr. Wohin genau?«
    »Am besten in die Gegend von Le Havre«, antwortete Jonan. Diesen Namen hatten sie dem Navigator entnommen. Die Stadt schien günstig für eine Weiterreise nach Paris zu liegen.
    »Eingang des Ärmelkanals, soso.« Denning kratzte sich am Kopf. »Das liegt nicht ganz unpraktisch. Wie es der Zufall will, habe ich nämlich gerade eine kleine Fahrt hoch nach Albion geplant. Ein paar Gebrauchsgüter für alte Freunde bei den Commons abliefern, wenn ihr versteht, was ich meine.« Er sah sie an und winkte ab. »Vergesst den letzten Satz. Spielt auch keine Rolle. Jedenfalls liegt das ziemlich genau in eurer Richtung. Ich setze euch dann kurz vorher ab. Abgelegt wird noch heute, so um die Mittagszeit, wenn hier alles eingerichtet und verstaut ist. Das ist mein Angebot. Wenn ihr zahlen könnt.«
    »Klingt doch toll, oder?«, sagte Pitlit. »Genau das, was wir wollten.« Um Bestätigung heischend schaute er Jonan und Carya an.
    Dem musste Jonan zustimmen. Bis jetzt klang das Angebot gut – fast zu gut, wäre da nicht der Zustand ihres Transportgefährts und ihres Kapitäns gewesen, die beide gleichermaßen heruntergewirtschaftet schienen. Andererseits wären beide nicht mehr hier, wenn sie sich nicht zu behaupten wüssten , dachte er. Die Wildnis – und das gilt sicher auch für das Meer – erlaubt wenig Spielraum für Versagen.
    Er suchte Caryas Blick. Ihr Nicken kam zwar zögernd, aber es kam. »Wie hoch wäre denn Ihr Preis? Signore Hook sagte, dass Sie nicht an helfenden Händen interessiert sind, aber wenn wir zumindest einen Teil der Passage abarbeiten könnten, käme uns das gelegen.«
    Denning zog geräuschvoll die Nase hoch und rieb sich über den Bart. »Tja, also vorhin war von Gold die Rede gewesen, wenn ich mich nicht irre. Wie sieht es denn nun damit aus?«
    Carya griff in ihre Hosentasche und nestelte darin herum. Sie holte eine Goldmünze hervor und legte sie auf den Tisch. Jonan gratulierte ihr insgeheim zu diesem umsichtigen Vorgehen. Sie hatte Denning nicht den ganzen Beutel gezeigt, sodass dieser nicht abschätzen konnte, wie viel Gold sie wirklich besaßen.
    »Ah, so gefällt mir das«, sagte Denning grinsend. »Mal ein wenig Reichtum, für den man keine Kutsche braucht, um ihn zu transportieren. Versteht mich nicht falsch. Ich hätte euch auch für Treibstoff oder Prä-Sternenfall-Artefakte mitgenommen. Aber so ein wenig glänzendes Edelmetall hat zweifelsohne seinen Reiz.« Er hob die Münze hoch, nahm sie zwischen die Finger und hielt sie vor sein gesundes Auge. »Aus Austrogermania. Ihr kommt viel rum.«
    Jonan hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten.
    »Also?«, fragte Carya. »Nehmen Sie uns mit?«
    »Ist das alles, was ihr habt?«
    »Spielt das eine Rolle?«, warf Jonan ein.
    Denning grinste. »Einen von euch. Einen nehme ich hierfür mit.« Er legte die Münze auf den Tisch und tippte mit dem Finger darauf.
    »He, das ist Wucher!«, ereiferte sich Pitlit.
    »Wir sind zwei Wochen auf See. Ihr braucht Platz. Ihr verbraucht Proviant.«
    »Uns genügt eine Kabine«, sagte Jonan. »Und wir sind sparsame Esser.«
    »Ich muss extra für euch die Westküste Francias ansteuern!«
    »Eben sagten Sie noch, das sei kein großer Umweg für Sie.«
    Denning schnippte mit dem Finger. »Stimmt. Schön blöd von mir. Also gut, für zwei Münzen seid ihr im Spiel. Der Junge fährt kostenlos mit.«
    »Und wir müssen nicht an Bord helfen«, erwiderte Jonan. Für Gold im Wert von zweihundert Litern Treibstoff sollte so viel Luxus drin sein.
    »Nur, wenn es wirklich wichtig ist«, sagte Denning. »In einer Notlage brauche ich jede Hand an Deck.«
    »Das versteht sich von selbst«, sagte Carya. »Schließlich wollen auch wir lebend unser Ziel erreichen.« Sie holte die zweite ihrer drei Goldmünzen hervor und legte sie auf den Tisch.
    »Prachtvoll. Dann haben wir ja einen Handel. Schlagt ein!« Kapitän Denning hielt Jonan die schwielige Rechte hin, und dieser kam der Aufforderung nach. »Willkommen auf der Albatros .«

Kapitel 10
    D er erste Tag auf See war für Carya regelrecht berauschend. Bei strahlendem Sonnenschein legten sie von der Gorgoneninsel ab und fuhren in das glitzernde Blau hinein, das sich nach Süden und Westen bis zum Horizont erstreckte. Kaum eine Wolke war am Himmel zu sehen. Der Bug der Albatros hob und senkte sich, während er durch die

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