Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)
knurrte Denning. »Möglicherweise haben die Spaniarden auch schon davon gehört.«
»Und das sagen Sie uns erst jetzt?« Jonan schrie beinahe.
»He, beruhig dich.« Denning grinste ihn an. »Wird schon alles gut gehen.«
In der Tür tauchte ein atemloser Pitlit auf. »Was ist denn los? Warum haben wir angehalten?«
»Wir haben Ärger mit dem Patrouillenboot«, informierte Jonan ihn knapp.
»Au, Kacke«, brachte Pitlit ihre Lage Caryas Meinung nach treffend auf den Punkt.
»Und wir haben noch ein Problem«, meldete Géant sich zu Wort. »Die Albatros driftet ab. Die Strömung aus dem Ozean drückt uns zurück ins Mittlere Meer und dreht uns dabei.«
»Treibanker raus«, befahl Denning. »Die Salzwasserströmung weiter unten sollte uns stabilisieren. Nein, halt! Ich hab’s mir anders überlegt. Lass uns driften. Das sollte es denen erschweren, unsere genaue Position zu ermitteln.«
In diesem Augenblick gab es einen dumpfen Schlag, und das ganze Schiff erzitterte. Pitlit schrie auf. Carya fiel Jonan in die Arme und hielt sich an ihm fest.
»Wasserbombe!«, rief Géant entsetzt.
»Diese Hundesöhne!«, brüllte Denning. Dann verfiel er in hektische Aktivität. »Ihr versenkt mir nicht mein Schiff. So nicht! Hook, alle Tauchzellen ausblasen. Wir gehen hoch. Géant, gib Alarm. Alle Mann an die Waffen. Ich will in sechzig Sekunden das Sturmgeschütz am Bug einsatzbereit haben.«
»Das ist voller Wasser!«
»Und wenn es voller Scheiße wäre, ist mir egal! Tut, was ich sage.« Denning stürzte zur Tür. »Géant, du hast das Kommando. Wir brechen durch, um jeden Preis. Ich lass mir von diesen Spaniarden doch nicht den Arsch versohlen.«
Ein weitere Explosion dröhnte dumpf unter Wasser, und Jonan konnte es vor ihrem Bug aufblitzen sehen. An den Fenstern der Steuerkabine breiteten sich knisternde Haarrisse aus. »Wo wollen Sie hin?«, rief er Denning nach.
»Ich habe noch ein Geschenk für die Bastarde«, antwortete der Schmuggler vom Gang aus. »Da muss ich rasch noch eine Schleife drum binden.«
Carya und Jonan wechselten einen kurzen Blick. »Ich gehe besser mein Sturmgewehr holen«, sagte Jonan.
»Wir kommen mit«, antwortete Carya sofort.
Ein Fauchen und Zittern lief durch die Albatros , als alle Pressluftvorräte gleichzeitig in die Tauchzellen geleitet wurden und das Wasser aus diesen verdrängten. Der Gang neigte sich und brachte Carya ins Straucheln, als das umgebaute Frachtschiff nach oben schoss und rauschend durch die Wellen brach.
Durch ein Bullauge erhaschte Carya einen Blick auf das Patrouillenboot, das leicht querab keine hundert Meter von ihnen entfernt im Wasser lag. Weißliche Finger von Suchscheinwerfern tasteten über die Wellen. Eine dritte Explosion in der Tiefe ließ hinter dem Boot eine Wasserfontäne in die Luft schießen.
Im nächsten Moment hatten sie ihre Kabine erreicht, und Jonan zog sein Sturmgewehr unter der Koje hervor. Rasch warf er einen Blick auf die Ladestandsanzeige, dann nickte er zufrieden. »Ihr bleibt besser hier in Deckung«, wies er Carya und Pitlit an. »Das ist sicherer.«
»Und was, wenn die Albatros versenkt wird?«, hielt Carya dagegen. »Ich will nicht hier unten eingesperrt sein, wenn das Wasser kommt. Lieber gehe ich über Bord.« Sie verschwieg den Umstand, dass sie nicht schwimmen konnte. Vermutlich ahnte Jonan das auch so. Wo hätte einer von ihnen mitten in einer Stadt, deren einziges größeres Gewässer verseucht war, schwimmen lernen sollen?
»Also gut, kommt mit«, lenkte Jonan ein. »Aber haltet an Deck die Köpfe unten.«
Zu dritt stürzten sie den Gang hinunter. Sie waren nicht die Einzigen. Überall im Schiff war hektische, ja panische Betriebsamkeit ausgebrochen. Männer liefen umher und riefen sich in mindestens drei Sprachen Warnungen und Befehle zu. Die Mannschaft von Kapitän Denning machte sich kampfbereit.
Jonan stieß eine der Luken auf und schaute geduckt hinaus. Die für den Tauchgang aufgesetzten Metallplatten erwiesen sich nun als Segen und Fluch zugleich. Einerseits schützten sie vor den Kugeln der Patrouillenbootbesatzung, andererseits machten sie jeden Gang über Deck zur Kletterpartie.
Am Bug begannen Dennings Männer, das Sturmgeschütz freizulegen. An Bord des gegnerischen Bootes donnerte ein erster Kanonenschuss, doch die Kugel landete mit einer spektakulären Fontäne vor ihnen im Wasser. Ein hellroter Stern ging am Himmel auf, als die Spaniarden ein Signalfeuer abschossen, um die Festungen zu alarmieren. Tastende
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