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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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brüllte Denning. »Jetzt bin ich dran.« Er nahm eine eigenartig kauernde Sitzhaltung ein, schulterte einen enormen schwarzen Kasten und drückte einen Auslöser. In der nächsten Sekunde fauchte ein schlankes Geschoss, einen Feuerschweif hinter sich herziehend, in den Nachthimmel hinaus. Binnen eines Blinzelns hatte es die Strecke zum Patrouillenboot überwunden und schlug in dessen Heck ein.
    Eine spektakuläre Explosion erhellte die Dunkelheit an Steuerbord.
    Denning stieß einen Freudenschrei aus, warf den Kasten von seiner Schulter und riss die Arme in die Luft. »Nehmt das, ihr Bastarde!«, schrie er zu dem brennenden und offensichtlich sinkenden Schiff hinüber.
    »Genial!«, rief Pitlit. »Was war das denn?«
    »Eine zielsuchende Rakete«, antwortete Denning mit einem Grinsen im Gesicht, das sich von Ohr zu Ohr zu ziehen schien. »Wurde früher zur Jagd auf Panzer eingesetzt. Klappt aber auch hervorragend bei Patrouillenbooten, wie ich feststelle. Hat mich ein Heidengeld gekostet, aber dieser Wumms war jeden Liter Treibstoff wert.«
    »Haben Sie noch so ein Ding?«, wollte Jonan wissen.
    »Nein, wieso?«
    »Weil da vorne der große Bruder kommt.« Er deutete auf die Korvette, die sich ihnen mittlerweile auf wenige Hundert Meter genähert hatte.
    Carya fiel auf, dass die Festungen an Land ihr Feuer eingestellt hatten. Wie es aussah, wollten die Kommandeure den Fang des frechen Blockadebrechers dem Korvettenkapitän überlassen. Und es gab auch nichts, was diesen davon abhalten konnte. Es sei denn …
    Ein verwegener Gedanke ging Carya durch den Sinn. »Das Nachtsichtgerät«, rief sie. »Schnell, wo ist es?«
    »In der Steuerkabine«, sagte Jonan. »Wo wir es zurückgelassen haben. Wieso?«
    »Ich möchte etwas nachsehen.«
    »Dann schau durch mein Zielfernrohr. Da ist auch ein Restlichtverstärker eingebaut.« Er rückte zur Seite und hielt ihr das Gewehr hin. Carya ergriff es und hielt es so, wie sie es bei Jonan gesehen hatte: eine Hand am Abzug, eine am Lauf und den Schaft an die Schulter gedrückt. Die Waffe stellte sich als unerwartet schwer heraus, und sie war dankbar dafür, dass sie sie auf der Metallplatte, hinter der sie sich versteckten, abstützen konnte.
    Sie drückte das Auge an das Okular des aufgesetzten Zielfernrohrs. Die Lichtverstärkeroptik machte die Nacht zum Tage. Vor ihnen, mit dem scharfen Bug durch die Wellen schneidend, sah Carya die Korvette nahen. Das Militärschiff war etwas größer als die Albatros , und trotz seiner schlankeren Linien wirkte es sehr stabil – ganz anders als der zusammengeschusterte Kahn von Denning. Dass es stärker bewaffnet war, stand sowieso außer Frage.
    Alles spricht dagegen, dass wir diesen Zusammenstoß heil überstehen , dachte Carya. Aber vielleicht ließ gerade dieser Umstand den Korvettenkapitän leichtsinnig werden.
    Ihr Blick glitt über das Deck des Spaniarden-Schiffs, suchte die Schwachstelle, die sie brauchte, um den dreisten Plan durchzuführen, der ganz plötzlich in ihrem Kopf aufgetaucht war.
    Da! Genau das war es! Das Ruderhaus der Korvette lag ziemlich genau in der Mitte des Schiffs und erhob sich etwa drei Meter darüber. Hinter schmalen Fenstern glaubte Carya die Besatzung der Brücke zu sehen. An beiden Seiten gab es Türen, die hinaus auf eine Plattform führten, von der aus man über eine Treppe hinunter zum Hauptdeck gelangen konnte. Die von Carya aus gesehen rechte Tür stand offen.
    »Kapitän Denning«, rief sie aufgeregt. »Befehlen Sie Géant, direkten Kurs auf die Korvette zu nehmen.«
    »Den Teufel werde ich tun«, bekam sie zur Antwort. »Die haben uns noch früh genug am Schlafittchen.«
    »Bitte, wir müssen rechts an ihnen vorbeifahren – und das so nah wie möglich.«
    »Was bitte soll das bringen? Außer einem wilden Schusswechsel aus nächster Nähe, bei dem wir nur verlieren können.«
    »Vertrauen Sie mir. Ich will uns retten.« Ohne seine Antwort abzuwarten, sprang Carya auf und eilte los.
    »Was hat sie vor?«, rief Denning in Richtung von Jonan und Pitlit.
    »Etwas völlig Verrücktes, da bin ich mir sicher«, antwortete ihm der Straßenjunge begeistert. Er schien eine ähnliche Wahnsinnstat wie im Dorf der Ausgestoßenen zu erwarten, als Carya von einem Hausdach gesprungen war und binnen Sekunden zwei Motorradbanditen ausgeschaltet hatte, um eine junge Mutantenfrau zu retten.
    Carya hoffte, dass sie ihrem Ruf, spontane Wunder vollbringen zu können, gerecht werden würde. Sie erreichte die Luke unter Deck

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