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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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immer dann bemerkbar, wenn in Carya der Teil ihres Wesens die Kontrolle übernahm, der es ihr ermöglichte, bei Seegang und Dunkelheit auf das Dach eines Ruderhauses zu springen und mit einem Sprengpfeil durch eine geöffnete Tür hindurch die Brücke eines vorbeifahrenden Schiffes in die Luft zu jagen.
    Diesen Teil von ihr würde er im Auge behalten müssen. Er liebte Carya, das stand außer Frage. Anfangs, als sie sich in der Gasse hinter ihrem Elternhaus begegnet waren, hatte er sie bloß beschützen wollen, ein spontanes Verlangen, ausgelöst von ihrer unglaublichen Verletzlichkeit damals. Je länger sie zusammen unterwegs waren, desto stärker waren seine Gefühle für sie gewachsen, bis sie im ersten Kuss ihren Höhepunkt fanden. Jetzt lag diese wundervolle Wärme in seinem Herzen, die immer dann zunahm, wenn Jonan Carya anschaute. Trotzdem war er nicht blind. Er sah das unschuldige Mädchen, das nach schrecklichen Erlebnissen verzweifelt eine Schulter zum Anlehnen gebraucht hatte, immer mehr zu einer Kämpferin werden. Und nicht nur die Umstände machten Carya dazu, sondern auch etwas in ihrem Inneren, das sie mitunter selbst zu erschrecken schien. Sie unternahmen diese Reise nicht zuletzt, um die Antwort auf die unausgesprochene Frage zu erhalten, um was es sich dabei handelte.
    Aber noch sind wir nicht am Ziel, und wenn du dich nicht zusammenreißt, kommen wir dort auch nicht an , schalt sich Jonan lautlos und richtete sein Augenmerk wieder auf die Straße.
    Die Reitergruppe hatte sie unterdessen fast erreicht. Es handelte sich eindeutig um Soldaten oder vielleicht eher noch um eine Art Ehrengarde, denn sie trugen keine Kampfanzüge, sondern seltsam geckenhafte Uniformen und Helme. Nichtsdestotrotz fielen Jonan Ausbeulungen auf, die vermuten ließen, dass die Jacken der Männer gepanzert waren. Und die Gewehre auf dem Rücken sahen vorbildlich gepflegt aus.
    Allerdings wirkte ihr Ritt nicht so, als wären sie auf dem Weg in einen Kampf oder gar zu einer Rettungsmission. Ihre Stimmung schien vielmehr gelöst. Auf ihren Gesichtern lag eine Ausgelassenheit, die Jonan an seine Kameraden erinnerte, wenn sie an einem freien Nachmittag durchs Kasernentor in die Stadt hinausspazierten, um ein paar Stunden der heiteren Zerstreuung in den Straßen von Arcadion zu suchen. Einer der Männer, ein Kerl etwa in Jonans Alter mit einem eleganten Schnurrbart, rief gerade seinem Nachbarn etwas zu, und dieser lachte.
    Der lachende Soldat erregte Jonans Aufmerksamkeit. Er hatte hellere Haut als die anderen, und seine schmalen Gesichtszüge wirkten irgendwie aristokratisch. Sein Uniformrock unterschied sich auf den ersten Blick nicht von denen der anderen, aber er trug darüber eine silberne Schärpe, und seine Augenpartie lag hinter einer ebenfalls silbernen Halbmaske verborgen, wie man sie manchmal bei tolldreisten Volkshelden im Theater sah, aber bestimmt nicht bei einem Soldaten erwartete.
    Viel mehr Zeit, sich die Gruppe anzuschauen, blieb Jonan nicht, denn im Nu war sie heran und passierte die Stelle, wo er sich mit Carya und Pitlit versteckte. Keiner der Männer warf auch nur einen Blick in ihre Richtung. Als die offene Kutsche vorbeiratterte, sah Jonan, dass abgesehen von dem Mann auf dem Kutschbock noch ein weiterer im Fond saß, der auf einige Kisten und Körbe aufzupassen schien. Jonan mochte sich täuschen, aber er glaubte, unter der Ladung auch einige Klappstühle und einen Tisch erspäht zu haben.
    Einen Augenblick später war die Gruppe an ihnen vorbeigeprescht und hielt auf Paris zu. Jonan, Carya und Pitlit warteten noch, bis die Männer zu kleinen Punkten in der Ferne zusammengeschrumpft waren. Erst dann wagten sie sich aus ihrem Versteck.
    »Das war ja eine komische Truppe«, kommentierte Pitlit und sprach damit aus, was Jonan dachte.
    »Das waren Soldaten des Mondkaisers, oder?«, fragte Carya.
    Jonan nickte. »Ja. Zumindest entsprachen sie den Beschreibungen, die ich von ihnen gehört habe.«
    »Was die wohl vorhaben?« Pitlit starrte der am Horizont verschwindenden Gruppe neugierig nach.
    »Das werden wir nie erfahren«, sagte Jonan. »Und vielleicht ist das auch ganz gut so. Soldaten, die so ausgelassen in eine Todeszone reiten, haben bestimmt Vergnügungen eher zweifelhafter Natur im Sinn.«
    Sie beendeten ihre kurze Rast und wanderten weiter. Einen Kilometer die Straße hinunter bogen sie in ein Waldstück ein, um nach Süden zu gehen. Da sie nun ständig damit rechnen mussten, auf Anwohner zu treffen,

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