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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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seine Gefährten – neben den jungen Männern eine rundliche Frau und ein Mädchen von höchstens zwölf Jahren – machten bekümmerte Mienen.
    »Und wieder ist eine bedauernswerte Seele beim Mondkaiser in Ungnade gefallen«, kommentierte Cartagena den Abgang der Familie. »Aufstieg und Fall erfolgen gleichermaßen schnell in diesen Mauern. Das Klügste, was man machen kann, ist sich aus aller höfischen Politik herauszuhalten.«
    »So wie Sie?«, fragte Carya.
    Um Cartagenas Mundwinkel zuckte es verräterisch. »Nein. Ganz sicher nicht so wie ich.«
    »Monsieur Ambassadeur, ich verlasse Euch nun für eine Weile und übergebe Euch in die treusorgenden Hände des Palastpersonals«, verkündete Justeneau und deutete mit seinem verzierten Gehstock auf zwei Bedienstete, die am Eingang warteten. »Unterdessen werde ich dem Kaiser Meldung erstatten. Man wird Euch noch im Laufe der Nacht offiziell willkommen heißen. Bis dahin esst etwas und ruht Euch aus.«
    »Danke, das werde ich machen.« Cartagena gab Carya ein Zeichen, und gemeinsam gingen sie zu den Dienern hinüber. Einer der livrierten Männer eilte ihnen entgegen und an ihnen vorbei, um sich um das Gepäck zu kümmern, das der Fahrer auslud. Der andere verbeugte sich tief. »Monsieur Ambassadeur, willkommen auf Château Lune. Wenn ich Euch Eure Gemächer zeigen darf?«
    »Ich habe eine Begleiterin mitgebracht«, ließ Cartagena den Mann wissen und deutete auf Carya, die in ihrer schmutzigen Kleidung – graue Bluse, braune Hose und Schnürschuhe – wie alles aussah, nur nicht wie eine Begleiterin eines Botschafters.
    Wenn ich jetzt noch den Bogen und den Köcher mit Pfeilen hätte … , dachte Carya, allerdings hatte man ihr sowohl die Waffe als auch ihren Beutel mit Habseligkeiten bislang nicht wiedergegeben.
    Doch sie musste dem Diener Respekt zollen. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Nicht einmal an einem Zucken in seiner Miene hätte man erkennen können, dass ihm Caryas ungewaschene Gestalt unangenehm war. Vielmehr neigte er bloß langsam den Kopf. »Ich werde Anweisung erteilen, ihr ein Zimmer unweit des Euren zuzuweisen.«
    Suchend sah er sich um, bevor er mit einem Händeklatschen einen Burschen herbeirief, der gerade über den Hof spazierte. In leisen Worten erteilte er ihm einige Befehle, woraufhin der Junge, der nicht viel älter als Pitlit sein konnte, wie ein geölter Blitz davonsauste. Ihr Führer drehte sich unterdessen mit einer eleganten Pirouette um und betrat das Gebäude. Gemächlich geleitete er Carya und Cartagena ins Innere. Dabei war der Botschafter so freundlich, Carya den Arm zu reichen, denn nach wie vor konnte sie sich nur humpelnd bewegen, auch wenn der Schmerz in ihrem Knöchel schon etwas nachgelassen hatte.
    Während sie durch die breiten Flure mit den hohen Decken schlenderten, musste Carya sich zusammenreißen, um angesichts all der Zurschaustellungen von Reichtum nicht große Augen zu machen. Die Böden waren mit Parkett ausgelegt. Die Wände schienen mit feinstem Marmor verkleidet zu sein. Am oberen Rand, dort wo sie in schwülstige Deckengewölbe übergingen, verliefen Stuckränder mit silbern lackierten Elementen. Überhaupt beherrschten die Farben Weiß, Blau und Silber die ganze Inneneinrichtung. Der Mondkaiser musste besessen davon sein.
    Gleiches galt für die Sammlung aus überlebensgroßen Gemälden, die überall an den Wänden hingen. Manche schienen schon älteren Datums zu sein und waren im Laufe der Zeit verblasst. Die meisten jedoch mussten in den letzten Jahrzehnten entstanden sein, denn sie zeigten einen Mann in einem prunkvollen, königsblauen Mantel mit weißem Pelzkragen, dessen Gesicht von einer silbernen Maske verhüllt wurde.
    »Warum trägt er eigentlich diese Maske?«, wollte Carya wissen.
    »Das weiß niemand genau«, antwortete Cartagena leise. »Gemeinhin ist man der Ansicht, dass die Maske ein Symbol sein soll. Der Mondkaiser ist kein gewöhnlicher Mensch. Er ist vielmehr eine Legende. Deshalb trägt er auch keinen normalen Namen, sondern lässt sich nur mit seinem Titel ansprechen; soweit ich weiß, selbst von seinen engsten Vertrauten. Diejenigen, die wissen, wie er früher hieß, sprechen seinen Namen jedenfalls nicht laut aus.« Er beugte sich zu Carya hinüber. »Gehässigere Stimmen behaupten, der Kaiser sei missgestaltet und würde deshalb sein Gesicht hinter einer Maske verstecken. Niemand soll sehen, dass ein Krüppel das Reich regiert. Das allerdings spricht erst recht niemand laut

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