Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
du wetten.«
»Es gibt nur noch Thursfield. Alle anderen sind tot. Pilar lebt bei uns. Was soll er also ausrichten? Mitten in der Großstadt wird er nichts unternehmen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass er unseren Aufenthaltsort nicht herausfindet.« Romina bog auf den Parkplatz für Kurzparker ein und stellte den Wagen in die zweite Reihe. »Du wartest hier und ich hole Leandra ab. Mir bleibt keine Zeit mehr für Parkplatzsuche. Sollte ich jemanden blockieren, fahr zur Seite und stell dich genau wieder hier her. Ich habe keine Lust den halben Parkplatz nach dir abzusuchen. Sammy wird zwar nicht hier sein, trotzdem ist es keine gute Idee, sich zu lange auf dem Flughafengelände aufzuhalten. Leandra hätte sich besser ein Taxi genommen.«
Naomi grübelte über Rominas Worte nach. Ging von Sammy tatsächlich keine unmittelbare Gefahr aus? Ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes. Eventuell versuchte Romina nur sie zu beruhigen. Doch die Art, wie Romina mit der Situation umging, bewirkte bei Naomi eher das Gegenteil.
Konnte man sich an Gefahrensituationen letztlich gewöhnen? War es das? Romina lebte seit Jahrzehnten mit der Angst entdeckt, getötet oder verraten zu werden. War das der Grund? Oder lag es vielmehr daran, dass sie sich überschätzte? Im Wald war es Naomi mehrfach gelungen, Romina zu besiegen. Auch wenn sie noch einige Leben zur Verfügung hatte, bevor sie endgültig starb, gab ihr das nicht das Recht, ihre Leben leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Und wenn sie Romina manchmal überwältigen konnte, könnte Sammy das nicht auch schaffen? Er war aggressiver, jünger und kräftiger. Sein Hass verlieh ihm noch zusätzliche Kräfte.
Außerdem trieb sie die Sorge um Roman und Kai um. Der Gedanke, einen der beiden zu verlieren, jagte ihr eine höllische Angst ein. Ihren Frieden fände sie erst, wenn sie Sammy getötet hätte, dies war die einzige Möglichkeit sicherzugehen, dass er nie wieder eine Gefahr für ihre Familie darstellen würde.
Als die hintere Wagentür geöffnet wurde, zuckte Naomi unwillkürlich zusammen.
»Du hast mich wohl komplett vergessen.« Leandra warf ihre Reisetasche auf die Rückbank und öffnete die Beifahrertür. »Worüber grübelst du denn nach?«
Naomi stieg aus dem Wagen, fiel ihrer Großmutter in die Arme und begann zu schluchzen. »Ich bin ja so froh, dass du endlich da bist!«
»Und weil du mich so vermisst hast, seid ihr zu spät gekommen, und du ziehst ein Gesicht, als würde jeden Moment die Welt untergehen.« Leandras Augen blitzten vergnügt, als sie Naomi neckte, um sie aufzumuntern. »Hey, was ist denn passiert?«
Romina nickte beiden zu. »Lasst uns fahren. Euch bleibt der ganze Abend, um darüber zu reden, okay? Ich muss mich dringend um Katie und Jason kümmern. Weiß der Teufel, was bei den beiden los ist.«
»Und wir kochen uns eine Tasse Kaffee, und du erzählst mir, was los ist, ja?«, sagte Leandra und küsste Naomi auf die Stirn.
Naomi überließ ihrer Großmutter den Beifahrersitz und schob die Reisetasche beiseite, um auf der Rückbank Platz zu nehmen. »Ach Oma, ich freue mich so, dass du hier bist! Ich brauche dringend deinen Rat.« Sie fing Rominas Blick im Rückspiegel auf. Vermutlich hatte sie ihre Urgroßmutter damit gekränkt, aber es entsprach der Wahrheit. So gerne sie Romina mochte, Leandra kannte sie besser. Sich mit ihr zu unterhalten, war schon immer ein Weg gewesen, ihre Gedanken zu ordnen. Außerdem verteidigte Romina Pilar, was dazu führte, dass Naomi über dieses Thema nicht mit ihr sprechen wollte.
Auf der Rückfahrt zur Villa schwieg Naomi und hörte Leandras Erzählungen zu, um zu erfahren, was sich während der letzten Tage zu Hause in Deutschland abgespielt hatte.
Naomis Mutter Luna gewöhnte sich nur langsam an den Gedanken, dass Naomi nicht mehr im Haus lebte. Es kam ihr oftmals zu ruhig vor und sie klagte darüber. Um wieder mehr Leben ins Haus zu bringen, hatte Leandra ihre Tochter mit einem Welpen überrascht, der ihr jetzt Gesellschaft leistete. Eine Bildanzeige des örtlichen Tierheims hatte Leandra auf die Idee gebracht. »Weißt du, erst hat sie getobt, als ich mit dem kleinen Mischling ankam, weil er zu viel Dreck ins Haus tragen, oder auf ihre Teppiche pinkeln könnte, aber nach zwei Tagen lag der süße Kerl schon neben ihr auf dem Sofa, und sie sprach mit ihm über das Fernsehprogramm.«
»Mama hat sich immer gegen Haustiere gewehrt, weil sie angeblich eine Allergie hätte, aber sobald sie einen Hund oder eine
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