Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
griff nach einem halben Käsebrötchen und biss hinein.
»Bisher nicht. Aber es ist auch erst zehn Uhr. Er wird sich schon melden.« Naomi ließ sich auf die Bank plumpsen. »Oma, ich muss Mama sagen, dass ich schwanger bin. Wenn ich es länger für mich behalte, wird sie stinksauer sein.«
Leandra wischte sich einen Krümel von den Lippen. »Abwarten solltest du jedenfalls nicht.«
»Ich weiß nur nicht, wie ich es ihr sagen soll.« Naomi zog die Beine an und legte ihr Kinn darauf ab. »Die ganze Nacht habe ich nach den richtigen Worten gesucht. Eingefallen ist mir allerdings nichts.«
Leandra kaute schweigend weiter.
Naomi seufzte. »Du bist mir ja eine tolle Hilfe. Hast du denn gar keinen Tipp für mich?«
»Hmm, was soll ich dir schon raten. Luna wird ausflippen. So oder so. Also sag es ihr einfach geradeheraus.« Leandra stand auf. »Los komm schon. Bring es hinter dich.«
Naomi schrak zusammen. »Was? Jetzt gleich?«
»Warum nicht? Jetzt ist genauso gut wie später.« Leandra sah sie auffordernd an. »Na, sie wird dir nicht gleich den Kopf abreißen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, murmelte sie, während sie zögerlich aufstand. »Kannst nicht du es ihr sagen?«
Leandra zog sie am Arm mit sich. »Bin ich schwanger?«
Luna werkelte in der Küche. Mit einem Nudelholz bearbeitete sie den Teig. Das Ofenblech stand auf der Anrichte, ebenfalls geschälte Tomaten, Gewürze, Mozzarellakäse, Schinken und frische Champignons.
Naomis Mundwinkel zuckten. Das sah nach Pizza aus. Durch den Geruch würde ihr vermutlich übel werden, und ihre Mutter wäre gekränkt, wenn sie plötzlich keine Pizza mehr äße, obwohl sie sich vor der Schwangerschaft fast ausschließlich davon ernährt hatte. Luna gab sich solche Mühe. Erst die Party und jetzt Pizza. Ob sie auch nur ein Stück davon hinunterbrächte, nur um ihrer Mutter einen Gefallen zu tun? Oma hatte recht. Je früher sie ihr die Schwangerschaft beichtete, desto besser.
»Mama, ich muss mit dir reden.« Der verkrampfte Ton in Naomis Stimme ließ ihre Mutter herumfahren. Sie hielt das Nudelholz in der Hand. Mehl bröselte auf den Boden.
»Was ist los?«, fragte Luna mit besorgter Miene. »Was ziehst du denn für ein Gesicht?« Sie ließ das Nudelholz auf den Tisch sinken und wischte sich die mehligen Hände an einem Geschirrtuch ab. »Sag schon.«
»Setz dich zu mir Mama.« Naomi setzte sich schwerfällig an den Küchentisch. Sie sah den erschrockenen Blick ihrer Mutter und wusste, dass es keinen galanten Umweg gab. Sie wartete nicht einmal mehr ab, bis ihrer Mutter Platz genommen hatte. »Ich bin schwanger.«
Luna ließ sich auf den Stuhl plumpsen. Ihre Mimik versteinerte.
Naomi beobachtete die Gesichtszüge ihrer Mutter. Sie konnte nicht einschätzen, wie Luna reagieren würde. »Hast du mich gehört?«
»Ich bin ja nicht taub.« Die Hände gefaltet, saß sie stocksteif am Tisch. Sie nickte zaghaft mit dem Kopf. »So langsam verstehe ich, warum du so überstürzt zurückgekommen bist. Dieser Kerl hat dich sitzen gelassen, als er mitbekam, dass du schwanger bist. Es war ein Fehler, dich überhaupt gehen zu lassen!«
»Roman weiß gar nichts davon.« Naomi schluckte trocken, bevor sie die notwendige Lüge über die Lippen brachte. »Wir hatten uns schon vorher getrennt.«
»Und jetzt kommst du schwanger nach Hause.« Luna schien Naomis Worte gar nicht wahrgenommen zu haben. »Leandra hatte recht. Sie hatte von Anfang an recht. Du bist zu jung und zu verhätschelt, um dein Leben alleine zu meistern. Und jetzt haben wir die Bescherung.« Auf einmal kam Leben in Luna. Sie sprang vom Tisch auf. »Du warst natürlich nicht beim Arzt, oder?«
Naomi schüttelte den Kopf.
»Natürlich nicht. Darum bist du auch einfach in den nächsten Flieger nach Hause gestiegen. Keinen Funken Verstand besitzt du! Weißt du das?« Lunas Stimme schwoll an. »Sonst hättest du nämlich gewusst, dass das Risiko einer Fehlgeburt besteht.«
Naomi sah sich Hilfe suchend nach ihrer Großmutter um. Sie sank in sich zusammen. Leandra stand vermutlich immer noch im Flur und lauschte. Offensichtlich musste sie dieses Gespräch alleine durchstehen. Sie seufzte. Warum sollte sie eine Fehlgeburt riskiert haben? Viele flogen durch die Welt, ohne zu wissen, dass sie schwanger waren.
Solange das der einzige Punkt war, der ihrer Mutter zu schaffen machte, war sie glimpflich davon gekommen. »Mir geht es gut, Mama. Aber wenn du willst, gehe ich noch diese Woche zum Arzt.«
Luna stand
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