Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
Pizza in Alufolie und räumte sie in den Kühlschrank. Oma kann sagen, was sie will; es wird mein Frühstück werden, dachte sie und gähnte.
Die restliche Nacht beobachte Naomi die Ziffern des Radioweckers, die endlos langsam wechselten. Als der Wecker klingelte, zuckte sie zusammen. Irgendwann musste sie doch noch eingeschlafen sein. Mit einem Satz war sie aus dem Bett. Frisch geduscht und hundemüde kam sie in die Küche. Ihre Mutter hatte den Tisch hübsch gedeckt. Frische Brötchen warteten in einem Körbchen darauf gegessen zu werden. Servietten lagen neben den Tellern, und ein Strauß mit purpurnen Pfingstrosen aus dem Garten prangte auf dem Tisch. Naomi ließ sich auf den Stuhl fallen und gähnte laut.
»Schlecht geschlafen? Das wundert mich nicht.« Naomis Mutter hatte einen frischen Gesichtsausdruck und schenkte Kaffee und Orangensaft ein. »Warum musstest du auch die Küche aufräumen? Das hätten Großmutter und ich schon noch geschafft.«
Naomi sah zu ihrer Großmutter, die müde am Küchentisch saß. Offensichtlich hatte sie auch keinen Schlaf finden können. Naomi tat es Leid, dass sie ihrer Oma Sorgen bereitete. Ihr selbst war ein wenig bange.
»Du musst nicht gehen«, sagte ihre Großmutter, die ihren Gesichtsausdruck richtig deutete.
»Ich will aber«, sagte sie mit fester Stimme. »Ein bisschen Schiss habe ich trotzdem.«
Naomis Mutter griff nach einem Brötchen. »Das ist ja wohl normal. Du schaffst das schon, Schatz.«
Naomi starrte das Körbchen mit den frischen Backwaren an. Ihr Blick schweifte ab und blieb am Kühlschrank hängen.
»Wage es ja nicht!« Leandra kniff die Augen zusammen.
»Was denn?«, fragte Naomi scheinheilig. Ihr war klar, dass ihre Großmutter ahnte, was ihr eben durch den Kopf gegangen war.
»Ich war extra beim Bäcker. Wenn du dir jetzt die Pizza aus dem Kühlschrank holst, versohle ich dir den Hintern!«
Naomi prustete los und langte nach einem Hörnchen. »Als ob du mich noch über´s Knie legen könntest. Außerdem wollte ich gar keine Pizza ...« Sie schmierte Butter auf den Blätterteig und versuchte, nicht laut loszulachen.
Die Augen ihrer Großmutter funkelten verschmitzt. »Natürlich nicht. Wie komme ich nur darauf?« Sie blickten sich an und grinsten breit.
»Eure Streitereien werde ich vermissen«, sagte Luna leise. »Was soll ich nur in Zukunft mit der kalten Pizza machen?« Sie sah zu Naomi und brach in Tränen aus.
*
»Hast du auch alles?«, fragte Luna.
Naomi lachte, was ihre innere Anspannung jedoch nicht vertrieb. »Ein bisschen spät, oder?« Sie sah den beiden Koffern nach, wie sie über das Gepäckband wanderten und von dem schwarzen Loch dahinter verschluckt wurden. »Außerdem gibt es dort drüben doch alles zu kaufen.« Der Knoten in ihrem Magen wollte nicht verschwinden. Sie nahm ihre Bordkarte entgegen. Schweigend gingen sie zur Sicherheitskontrolle. Ihre Eingeweide verkrampften sich immer mehr. Der stechende Schmerz fuhr ihr durch den Leib.
»Was ist?« Ihre Großmutter hatte bemerkt, wie sie sich gekrümmt hatte.
Naomi sah sich nach den Toiletten um. »Keine Ahnung. Aber ...« Der nächste Krampf wütete in ihrem Inneren. Sie entdeckte das Toilettenzeichen, ließ ihr Handgepäck vor die Füße ihrer Großmutter fallen und rannte los.
Alles in ihr rebellierte. Sie schaffte es gerade noch auf die Toilette, bevor der nächste Krampf sie beinahe in die Knie zwang. Sie musste sich den Magen verdorben haben. Super Anfang, dachte sie, als sie sich fünf Minuten später die Hände wusch.
»Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr heraus«, meinte ihre Mutter mit besorgter Miene. »Vielleicht solltest du doch besser hier bleiben.«
Naomi schüttelte den Kopf. »Ich habe nur was Falsches gegessen. Mir fehlt nichts.«
Ihre Großmutter fing an zu lachen. »Du hast Muffensausen. Gib´s wenigstens zu.«
So ganz Unrecht hatte ihre Großmutter nicht, aber zugegeben hätte Naomi das niemals. »Blödsinn! Ich bin vielleicht ein bisschen nervös. Außerdem habe ich kaum geschlafen.«
»Ja, sicher. Los, sonst verpasst du noch den Flieger.« Leandra drückte Naomi die Tasche in die Hand und schob sie zur Sicherheitskontrolle. »Vielleicht komme ich dich ja besuchen.«
Naomi hängte sich die Sporttasche über die Schulter. »Wartest du wenigstens auf eine Einladung?«
Ihre Großmutter zuckte mit den Schultern. »Wir werden sehen.«
Ein kurzes Schweigen machte sich breit. Naomi umarmte erst ihre Mutter, die ihr alles Gute
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