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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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vor ihr zusammenbrach.
    Naomi blieb stehen. Was war passiert? Dem Damhirsch waren die Beine weggeknickt; er war einfach vor ihr zusammengesackt. Nachdem sie ihn zehn Sekunden wie erstarrt ansah, ging sie auf das reglose Tier zu.
    Die Augen weit aufgerissen, lag es vor ihr. Tot. Naomi stolperte einige Schritte rückwärts. Das konnte nicht sein. Wie hatte sie nur glauben können, es handele sich um ein Spiel? Der Hirsch war um sein Leben gelaufen; und sie hatte das arme Tier zu Tode gehetzt.
    Mit hängendem Kopf verließ sie die Wiese, trottete zurück zur Eiche und sprang nach oben. Dort legte sie sich auf den Ast und ließ ihre Beine herunterbaumeln. Ihren Kopf bettete sie auf dem rauen Holz. Hier würde sie bleiben, bis die Nacht vorüber wäre. So richtete sie wenigstens kein weiteres Unheil mehr an.
     
    Auf dem Weg zum Ausgang machte Naomi einen großen Bogen um die Wiese. Wenn sie sich auch mit jedem Schritt von dem toten Damhirsch entfernte, verfolgte sie immer noch dessen starrer Blick. Der panische Ausdruck darin hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Nie hätte sie gedacht, einmal die Schuld am Tod eines Tieres zu tragen.
    Trotz der frühen Morgenstunde begegnete Naomi vereinzelt Joggern im Park. Mit ihrem Sportanzug und den Sneakers erweckte sie den Eindruck, ebenfalls schon um sieben Uhr morgens ihr Sportprogramm durchzuführen. Erleichtert stellte sie fest, dass der Park um diese Uhrzeit bereits geöffnet war. So musste sie wenigstens nicht wieder über den Zaun klettern, um auf die Queens Road zu gelangen.
    Die Rezeption des Bed and Breakfast war unbesetzt. Vermutlich bereitete der Rezeptionist gerade das Frühstück vor.
    Naomi spähte in den Gang. Keiner zu sehen. Sie war froh, niemandem über den Weg zu laufen, der ihr, mit einem Lächeln auf den Lippen, einen Guten Morgen wünschte. Was sie wollte, war eine heiße Dusche, mit Leandra reden und ihre Ruhe.
    Ungesehen schlüpfte sie in ihr Zimmer und seufzte, als sie die Tür hinter sich schloss. Naomi lehnte sich an das Türblatt und ... irgendetwas schien verändert. Ihre Augen suchten den Raum ab. Doch alles stand am selben Fleck wie am Abend zuvor. Selbst ihr Handy lag noch auf dem Nachttisch. Sie ging darauf zu. Vielleicht hatte ihr Leandra bereits eine Nachricht hinterlassen.
    In dem Moment, als sie nach dem Telefon griff, klingelte es. Naomi drückte auf den grünen Hörer, um das Gespräch anzunehmen. Noch bevor sie sich melden konnte, hörte sie Leandra seufzen. »Na, endlich. Dem Himmel sei Dank. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Geht so.« Heute Nacht war ihretwegen ein Damhirsch gestorben. Aber das meinte ihre Großmutter nicht. Außerdem klang sie völlig aufgelöst. »Oma, bei mir ist wirklich alles okay . Kein Grund zur Panik.« Ihr Blick fiel auf ihre Reisetasche. Der Ärmel eines Rollis hing heraus. »Merkwürdig«, murmelte sie. Sie konnte sich nicht erinnern, am Vorabend nochmals an der Tasche gewesen zu sein.
    »Naomi. Bei Emma wurde gestern Abend eingebrochen. Als wir im Theater waren, hat jemand das ganze Haus auseinandergenommen! Und weißt du, was fehlt?« Sie machte eine dramatische Pause. »Nichts! Absolut nichts. Der Schmuck und sogar das Bargeld liegen noch in Emmas Schlafzimmer. Die Polizei war gestern hier und meinte, vermutlich hätten wir die Einbrecher bei unserer Heimkehr gestört. Diese Halunken waren also noch im Haus, als wir heimkamen! Was alles hätte passieren können. Die ganze Nacht über haben wir aufgeräumt, weil wir vor Angst sowieso kein Auge zugemacht hätten. Und als ich dich vorher nicht erreicht habe, bin ich vor Sorge um dich fast verrückt geworden.«
    »Rominas Papiere«, flüsterte Naomi. »Verdammt! Das glaube ich jetzt nicht ... warte.« Sie ließ das Telefon auf die Matratze fallen und starrte auf das Bild über dem Bett. Die feinen Umrisse der Umschläge waren noch erkennbar.
    Trotzdem hechtete sie darauf zu, riss es von der Wand und machte sich an den Häkchen zu schaffen. Sie musste sichergehen. Nur weil die Umschläge dort waren, bedeutete das nicht, dass auch der Inhalt noch darin war. Die scharfkantigen Haken zerschnitten ihr den Daumen. Sie fluchte. Einen nach dem anderen bog sie zurück, bis sie die kartonierte Rückwand des Bildes anheben konnte. Die Umschläge rutschten heraus. Ungeöffnet. Erleichtert ließ sie das Bild sinken.
    Leandra rief ihren Namen durch das Telefon. »Gleich, Oma. Moment noch!« Erst musste sie das Bild neben dem Kleiderschrank kontrollieren. Drei Schritte, und

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