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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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deutlich, damit ich dich verstehen kann.«
    Die freundschaftliche Geste beruhigte sie tatsächlich. »Danke«, dachte sie. »Wenn du nicht gekommen wärst ...«
    »Wenn ich nicht gekommen wäre, hätte dir Walter auch nichts getan. Er ist hinter den Briefen her.« Romy setzte sich vor sie hin.
    In Naomis Kopf raste alles durcheinander. Woher wusste sie von den Umschlägen? Hatte sie im Schutz der Büsche gelauscht und zugesehen, wie Walter sie verprügelte? Ihre Stirn lag in dicken Falten. Er hatte sie Romy genannt. Naomi riss die Augen auf, als ihr ein verrückter Gedanke kam. »Romina?« Vor Überraschung hatte sie laut gedacht.
    »Als ich noch jung war, nannte man mich Romy.«
    Naomi sprang auf die Beine. »Du lebst!« Übermütig vollführte sie Bocksprünge, den Schwanz zu einem Fragezeichen geformt. »Ha! Wenn ich das Oma erzähle!« Sie stolperte, wie in ihren Anfangszeiten, über ihre eigenen Beine und fiel auf die Seite, rollte sich mal nach links und mal nach rechts. »Du musst mitkommen. Oma wird rückwärts umfallen.«
    »Setz dich bitte.« Romina blieb reglos sitzen.
    Naomi zwang sich zur Ruhe und setzte sich neben ihre Urgroßmutter. Ihr Schwanz schwang von rechts nach links über den Boden. Sie konnte sich kaum beruhigen. Zu unfassbar war es, Romina vor sich zu haben. Endlich würde sie alles erfahren und wäre nicht mehr alleine. Endlich würde jemand sie trainieren und unterrichten. Jemand mit Erfahrung. Jemand aus ihrer Familie. Ihre Oma würde vor Freude ausflippen.
    »Ich kann nicht.« Romina sah ihr in die Augen.
    »Was?« Naomi stand wieder auf. »Warum nicht? Du musst. Das kannst du nicht machen!«
    »Naomi, bitte. Es ist eine lange Geschichte. Es gibt noch einige Dinge, die ich regeln muss. Leandra wird es verstehen.«
    »Den Teufel wird sie.« Sie linste zu Romina, in der Hoffnung die Worte nicht laut gedacht zu haben. An Rominas Gesicht sah sie, dass sie mal wieder nicht aufgepasst hatte.
    »Es tut mir leid.« Den Blick gesenkt sah Romina auf ihre Pfoten. »Ich weiß, was ich ihr zumute. Aber es geht nicht anders. Ich komme bald wieder, versprochen. Sag ihr das.« Romina stand auf. »Nächsten Vollmond werde ich bei dir sein. Lies die Briefe und dann verbrenne sie. Bleibt hier und passt auf euch auf.« Ihre Urgroßmutter streifte sie liebevoll mit dem Kopf, bevor sie mit großen Sätzen davonsprang.
    »Warte! Du kannst doch nicht einfach ...« Naomi rannte los. Blind galoppierte sie hinter ihr her. Büsche peitschten ihr ins Gesicht, als sie weiterstürmte. »Warte!«, rief sie. »Bitte!«
    Aber Romina war verschwunden, kein Geräusch war mehr zu vernehmen. Sie lauschte einige Minuten, ob sie nicht doch noch etwas hörte, sodass sie ihrer Spur folgen konnte. Aber alles blieb ruhig.
    Mit hängendem Kopf trottete sie zurück zur Lichtung. Sie lag verlassen da. Nur die Platane schien auf sie zu warten. In drei Sprüngen erreichte sie den ersten Astkranz. Missmutig legte sie sich auf einen Ast und grübelte nach. Was sollte sie nur Oma sagen? Nichts? Sollte sie einfach bis zum nächsten Vollmond warten? Sie hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, Romina auch nur eine einzige Frage zu stellen. Wer war John? Woher kannte Walter Thursfield Rominas Spitznamen? Nichts, sie wusste gar nichts. Das Hochgefühl und der Übermut lösten sich in Luft auf. Zwar hatte sie ihre Urgroßmutter gefunden, aber auch im selben Moment wieder verloren.
    Romina hatte ihr versprochen, beim nächsten Vollmond hier zu sein. Also hatte Naomi sie nicht wirklich verloren, beruhigte sie sich selbst. Das Familientreffen verschob sich nur. Trotzdem wusste sie nicht, wie Oma reagieren würde.
    Als sich der Himmel purpurn verfärbte, war sie kein Stück weitergekommen. Wenigstens bereitete ihr der Abstieg keine Schwierigkeiten mehr. Unter dem schützenden Blätterdach der Platane legte sie sich hin, um auf den neuen Tag zu warten.
     
    Nackt huschte Naomi über die Lichtung und lief in den Wald hinein. Die Platane war links von ihr gewesen, als sie den Platz vor sich entdeckt hatte, also musste auch hier irgendwo ihre Kleidung sein. Die Sonne schien durch die Bäume. Hoffentlich waren um diese frühe Uhrzeit noch keine Fußgänger mit ihren Hunden unterwegs. Wenn jemand sie nackt im Wald vorfand, würde man sie zwangsläufig für verrückt halten oder glauben, sie sei überfallen worden.
    Ein dunkler Fleck zeichnete sich links an ihrem Hintern ab. Die Stelle schmerzte bei jedem Schritt. Dort hatte Walter ihr den Schlag

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