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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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weiß. Es sieht aus wie ein riesiger Dildo. Wunderschön, nicht?«
    Naomi folgte Leandras Blick. Ein einhundertfünfzig Meter großer, blau und rot beleuchteter Vibrator ragte vor ihnen in den Nachthimmel. Das Gebäude glich mehr einem erigierten Penis, als einem Hochhaus. Anstatt einen dummen Spruch zu diesem Bau zu klopfen, starrte Karsten sie wieder nur wortlos an.
    Sie warf Karsten einen eindeutigen Blick zu, beugte sich zu ihm und meinte: »Was auch immer es ist, spuck´s aus.«
    »Auch wenn ich mir nicht sicher bin?«, fragte Karsten.
    Naomi nickte.
    »Auf der Plaza Catalunya habe ich jemanden gesehen, der aussah wie Roman. Er ging gerade an unserem Bus vorbei und marschierte weiter in die Rambla. Ich könnte schwören, dass er es war.« Karsten biss sich auf die Unterlippe und legte die Stirn in Falten. »Ich sehe schon. Ich hätte die Klappe halten sollen.«
    Naomi saß wie versteinert auf ihrem Sitz und starrte Karsten ungläubig an. Roman? In Barcelona? Sie benötigte eine Weile, bis sie begriff, dass Roman tatsächlich in unmittelbarer Nähe sein könnte. Karsten hatte ihn gesehen und geschwiegen. Was hätte Karsten auch sagen sollen? Sie hatte ihm erklärt, mit Roman habe es nicht funktioniert. Wie hätte Karsten ahnen können, wie wichtig es für sie war zu wissen, wo Roman steckte?
    Plötzlich kam Leben in Naomi. »Ich muss zurück. Sofort!« Ihre Augen suchten nach einem Ausgang. Sie musste aus diesem Bus raus und ein Taxi finden. Ohne ein weiteres Wort stürmte sie die Treppe zum Fahrer hinunter und bat ihn sofort anzuhalten.
    Der Fahrer schüttelte bedauernd den Kopf. Er dürfe hier nicht halten. Naomi sah ihn an, presste sich die Hand vor den Mund und tat so, als müsse sie sich jeden Moment in seinem Bus übergeben. Keine Sekunde später hielt der Busfahrer, öffnete die Türen und Naomi rannte ins Freie.
    Von unten rief sie Leandra zu. »Wir sehen uns im Hotel! Karsten wird dir alles erzählen.«
     
    Warum musste jede einzelne Ampel in dieser Stadt auf Rot stehen? Naomi fluchte leise, als der Taxifahrer den Wagen erneut stoppte. Wie lange mochte es her sein, dass Roman in die Fußgängerzone eingebogen war? Fünfzehn Minuten? Zwanzig? Die Chance ihn auf dieser breiten und langen Straße überhaupt zu finden, war gleich Null. Ein unbestimmtes Gefühl verriet ihr, dass Karsten tatsächlich Roman gesehen hatte. Allerdings fand sie keine Erklärung dafür, was er in Barcelona suchte. Naomi wartete nicht, bis der Fahrer den Zähler ausschaltete. Sie warf ihm einen Zwanzigeuroschein auf den Beifahrersitz und flüchtete aus dem Fahrzeug. Die Zeit auf das Wechselgeld zu warten, war ihr zu kostbar. Einen kurzen Augenblick wusste sie nicht genau, wo sie sich auf dieser großen Plaza befand, bis sie das Kaufhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite erkannte. Die Fußgängerzone lag rechter Hand. Mit eiligen Schritten überquerte sie den Platz, bis sie endlich das nördliche Ende der La Rambla erreichte. Ihre Schritte verlangsamten sich. Wie sollte sie Roman zwischen den unzähligen Menschen finden? Sie ging in der Straßenmitte und ihr Blick schweifte von links nach rechts.
    Ärgerlich über sich selbst, zückte sie das Telefon, um Karsten anzurufen. »Was hatte Roman an?«, brüllte sie in den Hörer. Die Antwort enttäuschte sie. »Mist!« Er wusste es nicht.
    Naomi drehte sich nach jedem Mann um, der von hinten auch nur annähernd Roman ähnelte. Die jungen Männer lächelten sie freundlich an, bis sie Naomis zusammengepresste Lippen sahen. Dann wandten sie den Blick ab und eilten kommentarlos weiter.
    Nach zwanzig Minuten stand Naomi am südlichen Ende vor der Kolumbussäule. Keine Spur von Roman. Enttäuscht ließ sie sich auf eine Parkbank fallen. So leicht wollte sie nicht aufgeben. Möglicherweise war er nur in einem der Geschäfte gewesen. Mit einem Satz sprang sie auf und entschloss sich, die Straße erneut nach ihm abzusuchen. Dieses Mal in entgegengesetzter Richtung.
    Nach drei Stunden musste sie sich eingestehen, dass sie ihn nicht finden würde. Die Fußgängerzone leerte sich mit jeder Stunde mehr, und nachdem sie mehrmals die ganze Straße abgegangen war und Roman immer noch nirgends entdeckt hatte, gab sie auf.
    Müde und frustriert kehrte sie in die Pension zurück. Dort warteten in der Eingangshalle Karsten, Alice und Leandra auf sie.
    »Endlich kommst du«, flüsterte Leandra. »Wir haben dich mehrfach angerufen, aber du bist nicht rangegangen.«
    Naomi zog ihr Handy aus der Tasche.

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