Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
hatte ihn für den nächsten Mittag in die Mensa zum Mittagessen eingeladen.
Sammy deutete ihren Gesichtsausdruck richtig. »Oh, ich störe.« Er ging einen Schritt zurück. »Ich ... äh, sorry, wir sehen uns ja morgen.«
»Ist schon gut, Sammy. Eine Tasse Kaffee geht immer. Solange es dir nichts ausmacht, dass ich mich nebenbei fertig mache. Roman holt mich in einer halben Stunde ab.« Begleitet von einer einladenden Handbewegung, öffnete Naomi die Tür.
Sammy zögerte einen Moment, bevor sich seine Miene aufhellte und er eintrat. »Ehrlich? Was habt ihr denn vor?«
»Wir machen einen Tagesausflug nach Bucksports.« Naomi ging in die Küche voraus, wo sie sich und Sammy einen Kaffee einschenkte, der gerade durch die Maschine gegurgelt war. »Hier. Was treibt dich her?«
Sammy pustete in die Tasse. »Ich bin völlig durch den Wind. Alice hat einfach mit mir Schluss gemacht, und ich weiß überhaupt nicht, was ich ihr getan habe. Plötzlich will sie mich nicht mehr sehen. Auf meine Anrufe reagiert sie auch nicht. Weißt du, was los ist?« Er schielte über die Tasse.
Naomi seufzte. Was sollte sie ihm sagen? Alice hatte eine Entscheidung getroffen, und Sammy würde es akzeptieren müssen, ob es ihm gefiel oder nicht. Aber ihm das ins Gesicht sagen? Nein. »Vielleicht wurde es ihr einfach zu eng. So neben dem Studium her. Lass ihr Zeit zum Nachdenken und bedränge sie nicht. Damit erreichst du höchstens das Gegenteil.«
Sammy ließ sich auf das zugeklappte Schlafsofa fallen. »Hat sie einen Anderen?«
Naomi war auf dem Weg ins Badezimmer und drehte ihm den Rücken zu. Immerhin konnte er so ihr Gesicht nicht sehen, als ihr spontan Karsten einfiel. Das ging weder sie noch Sammy etwas an. »Nur, weil sie mit dir Schluss gemacht hat, bedeutet das noch lange nicht, dass sie jemand Anderen kennen gelernt hat. Warum denkt ihr Kerle eigentlich immer, dass ein anderer Mann hinter jeder Entscheidung stecken muss?« Sie lehnte die Badezimmertür an, um sich unbeobachtet anziehen zu können.
»Hörst du mich durch die Tür?«
»Ja.« Naomi schlüpfte in ihre Jeans.
»Es ist nur, dass es meistens so ist. Und du bist dir sicher?«, fragte er nach.
Sicher war nur, dass Sammy mit seiner Frage einen Volltreffer gelandet hatte und Alices Entscheidung tatsächlich mit einem anderen Typen zusammenhing. Mit Karsten. Doch das sollte Sammy nicht unbedingt erfahren. Ansonsten würde er nur ihr die Schuld für die Trennung geben. Mit der Bürste in der Hand ging sie zurück ins Wohnzimmer. »Weißt du, ihr Kerle seid echt eingebildet. Als ob die Welt stehen bliebe, wenn eine Frau ohne Mann durchs Leben geht. Bisher bin ich bestens ohne festen Freund ausgekommen.«
»Aber jetzt hast du einen«, warf Sammy ein. »Und das, obwohl du mir gesagt hast, du hättest dafür gar keine Zeit.«
»Habe ich auch nicht.« Naomi strich sich mit heftigen Bewegungen durchs nasse Haar. Die Bürste verfing sich in den zerzausten Strähnen. »Einerseits ist es toll, einen festen Freund zu haben, andererseits verursacht es zusätzlichen Stress. Das sieht man schon daran, dass ich mit Roman verabredet und noch nicht fertig bin. Trainiert habe ich heute auch nicht, und morgen steht ein schriftlicher Test an, auf den ich mich nicht vorbereitet habe. Also muss ich die Nacht durchbüffeln. Außerdem würde ich mich gerne mit dir unterhalten, weil du meine Unterstützung verdienst. Und trotzdem muss ich dich jetzt rauswerfen und auf morgen Mittag vertrösten, weil ich mich fertig machen muss.« Sie zuckte mit den Schultern. »Tut mir echt Leid, das mit Alice. Aber, lass sie besser eine Weile in Ruhe. Vielleicht merkt sie dann, dass du ihr fehlst.« Naomi ging die Notlüge leicht über die Lippen. Sie freute sich auf einen schönen Tag mit Roman und wollte Sammy in diesem Moment einfach nur schnell loswerden. Roman hatte vorgeschlagen, nach Bucksports zu fahren, dort spazieren zu gehen und sich gemeinsam die kleine Stadt anzusehen. Naomi konnte es kaum erwarten, endlich etwas vom Land zu sehen und mit Roman alleine zu sein.
Sammy stand auf, drückte ihr die leere Tasse in die Hand und ging zur Tür. »Danke für den Kaffee. Ich hätte nicht so hereinplatzen sollen. Wir sehen uns morgen.«
Kaum war Sammy verschwunden, pfiff Naomi ein Liebeslied vor sich hin, während sie den Fön in die Steckdose steckte und sich die Haare trocknete.
*
Bucksports war ein kleines Nest mit historischem Stadtkern. Die Kolonialhäuser sahen aus, als seien sie mit
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